Von Anja Breit

Piemont Jahrgang 2019

Die Luxusversion des Jahrhundertjahrgangs 2016?!

Das Piemont ist in meinen Augen eine der schönsten Weinregionen der Welt, denn es ist sowohl eine Augenweide als auch ein Spektakel für die anderen Sinne. Von den weißen Trüffeln aus Alba hin zur diva-esquen Rebsorte Nebbiolo, die in ihrer Komplexität den feinsten Pinot Noirs aus dem Burgund in nichts nachsteht. Das Terroir der Region lädt zum akribischen Studium ein, auch hier ähnelt das Piemont dem Burgund. Sobald man erstmal von den Weinen in ihren Bann gezogen wurde, kann die Erkundung und Entdeckung des Piemonts zur schönsten Lebensaufgabe der Welt werden. Noch komplexer wird das Ganze dadurch, dass die Nebbiolo-Traube die Gegebenheiten jedes Jahrgangs detailgetreu wiedergibt.

Aber wie stellt sich das in einem großen Jahrgang wie 2019 dar? Die Reputation des Jahrgangs hallte wie Donnerschall voraus und voller Spannung reisten Heiner Lobenberg und ich gemeinsam im Oktober 2022 zurück in die Region, um zwei grundlegenden Fragen auf den Grund zu gehen: Was steckt geschmacklich wirklich hinter dem Jahrgang mit dem Spitzenruf? Und welches Barolo Dorf hat wohl die besten Weine hervorgebracht?

Anja Breit und Heiner Lobenberg
Anja Breit (Wine Scout Italien) und Heiner Lobenberg

Ein magisches Jahr der Perfektion

Lassen Sie mich zunächst einiges über den Jahrgang und seine Eigenheiten zusammenfassen, bevor ich unsere absoluten Top-Tipps des Jahrgangs preisgebe.

Der Jahrgang 2019 ist im Piemont, wie auch in vielen anderen Regionen Europas, ein magisches Jahr der Perfektion und wird als klassischer Jahrgang von ausnahmslos allen Winzern hoch gelobt. Das Wetter war recht ausgeglichen mit vielen Sonnenstunden, aber auch ausreichend Niederschlag, der stets zum passenden Zeitpunkt fiel und die Reben mit genügend Wasser versorgte. Allerdings gab es 2019 im Piemont auch verheerende Hagelstürme. So wurden im September vor allem in La Morra und Serralunga die Erträge kerngesunder Trauben kurz vor der Lese brutal reduziert. Auf die Qualität der Trauben benachbarter Lagen hatte das jedoch keinen Einfluss. Die Lese begann Mitte Oktober, was in den letzten Jahrzehnten ein klassischer Durchschnittszeitpunkt ist. Allerdings führten die Regenvorhersagen Ende Oktober bei vielen Weingütern zu einer der schnellsten und konzentriertesten Weinlesen überhaupt, denn die Trauben sollten zügig vorher eingebracht werden.

Die 2019er haben den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er.

Insgesamt ist der Jahrgang 2019 ein Jahr mit dem Besten aus allen Welten. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Für mich ist der entscheidende Unterschied zu den 2016ern aber die Balance zwischen den vielen dichten Tanninen und der saftigen, dichten und wollüstigen Frucht, die süßer und reichhaltiger ist als in den 2016ern. Die ausgleichende Säurestruktur und vibrierende Frische der Weine bringt die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen sorgt vor allem bei Nebbiolo für eine gesund leuchtende Farbe, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er und sind so eine hedonistische Traumversion dieses klassischen Jahrgangs.

Probe bei Vietti
Vietti

Die Struktur und Frische geben diesen Spitzenweinen das Zeug, locker 20 Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer. Trotz all der bereits jetzt vorhandenen Rundheit und Balance werden sie dennoch Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Zum Glück haben wir im Moment noch Zugang zu den Genuss-Jahrgängen 2017 und besonders dem charmant burgundischen 2018er – diese Weine werden in den nächsten zehn Jahren enorm viel Vergnügen bereiten, bis anschließend die 2019er trinkbereit werden. Die 2016er werden übrigens erst nach den 2019ern trinkbereit sein, denn sie sind linearer und wirken dadurch monumentaler als die 2019er, die zusätzlich zu ihrer Struktur noch die fulminant wollüstige und reife Frucht haben, die mit den Tanninen spielt. Nach unserer zweiwöchigen Verkostungstour sind wir voller Euphorie für den Jahrgang 2019, dem meiner Meinung nach besten Jahrgang der Dekade. 

96
/100

Sale

Barolo Arborina

Azienda Agricola Corino

Piemont

f

Nebbiolo, trocken

z

fruchtbetont
seidig & aromatisch
strukturiert

a

Lobenberg: 96/100

Suckling: 95/100

96–98
/100

Azienda Agricola Corino

Piemont

f

Nebbiolo, trocken

z

tanninreich
voluminös & kräftig

a

Lobenberg: 96–98/100

Suckling: 94/100

94
/100

Azienda Agricola Corino

Piemont

f

Nebbiolo, trocken

z

seidig & aromatisch
voluminös & kräftig
tanninreich

a

Lobenberg: 94/100

Wine Spectator: 95/100

Wie auch im letzten Jahr wählen wir La Morra zu unserer »Homebase« der Verkostungstour im Piemont. Die gute Erreichbarkeit so vieler Weingüter wie möglich wäre schon alleine ein klarer Grund für die Wahl des Hotels. Doch die schiere Schönheit des pittoresken Ortes ist für uns tatsächlich zusammen mit der Tatsache, dass einige der besten Restaurants der Region hier ansässig sind, ein weiterer Entscheidungsgrund für La Morra.

La Morra im Morgennebel
La Morra im Morgennebel

Die Terroirs der verschiedenen Piemonteser Dörfer unterscheiden sich auf beeindruckende Art und Weise. Während das Dörfchen Barolo allein der Namensgeber der gesamten Weinregion ist, dürfen insgesamt sogar elf Dörfer die Barolo DOCG auf die Etiketten ihrer Weine schreiben, sofern sie die Anforderungen in Bezug auf Weinbergslage, Ausbau und Rebsorte (100 Prozent Nebbiolo) erfüllen. Obwohl es ohne Frage größere Weinbaugemeinden mit mehr Rebfläche und mehr Weingütern gibt, bleibt die historisch wichtige »Protagonisten«-Rolle des Ortes Barolo unumstritten. Einige der besten und gefragtesten Weingüter aus unserem Programm sind hier zu Hause. Bartolo Mascarello, eines der traditionellsten Weingüter der Region, heute unter der Führung von Bartolos charmanter Tochter Maria Teresa, liegt inmitten des historischen Ortskerns. Der 2019er Jahrgang kombiniert hier die wundervolle Struktur und Eleganz des Klassik-Jahrgangs. Die Fahrt zu Luciano Sandrone dauert gerade mal fünf Fahrminuten. 2019 sind sowohl der Flagship Barolo »Aleste«, als auch der Barolo »Le Vigne« grandiose Long-Distance-Runner, die mindestens zehn Jahre in der Flasche brauchen. Auch G.D. Vajra ist  nur fünf Fahrminuten vom Ortskern entfernt. Ihre 2019er sind ernsthafter, strukturierter als im Charme-Jahr 2018, sie brauchen Flaschenreife. 

Fantino

97
/100

Conterno Fantino

Piemont

f

Nebbiolo, trocken

z

strukturiert
pikant & würzig
tanninreich

a

Lobenberg: 97/100

Galloni: 96/100

97
/100

Conterno Fantino

Piemont

f

Nebbiolo, trocken

z

voluminös & kräftig
tanninreich

a

Lobenberg: 97/100

Suckling: 96/100

98–100
/100

Conterno Fantino

Piemont

f

Nebbiolo, trocken

z

voluminös & kräftig
tanninreich

a

Lobenberg: 98–100/100

Parker: 97/100

100
/100

Weinclub

Limitiert

Barolo Mosconi Vigna Ped

Conterno Fantino

Piemont

f

Nebbiolo, trocken

z

strukturiert
pikant & würzig
saftig

a

Lobenberg: 100/100

Galloni: 97/100

Der Barolo Ravera, aus der Parzelle direkt unterhalb der Lagen des Weinguts Elvio Cogno im Örtchen Novello, ist ganz oben mit dabei bei den besten Ravera die es gibt, und dieses Jahr der beste Wein des Weinguts. Die Amphitheater-Lage »Ravera« ist die wohl bedeutendste Lage des kleinen Weindorfes. Elvio Cognos neues Weingut »Cascina Nuova« liegt auf 410 Höhenmetern mittendrin. Die Weine werden von Valter Fissore gemacht und sind stets die finessereichsten und duftigsten Weine des Piemonts. Valters große Burgunder-Liebe ist in jedem seiner Weine klar schmeckbar. 

La Morra ist die größte Gemeinde der Region in Bezug auf die Anbaufläche. Dabei sind die Terroirs innerhalb der Gemeinde grundverschieden.

Die Weingüter von Elio Altare und Renato Corino sind in den wärmeren Tallagen gelegen, während die Lage »Berri« des spannenden Aufsteiger-Weinguts Trediberri auf bis zu 450 Höhenmetern steht und somit allein schon durch das wesentlich kühlere Klima präzisere, elegantere und feinere Weine macht. 2019 spielt der Berri in einer anderen Liga und sackt für seine Komplexität, Klasse und Intensität sogar höhere Punkte ein als die Pedigree Parzelle des Weinguts im Cru Rocche dell' Annunziata. Auch das Weingut Ratti konzentriert sich mit der neu erstandenen Lage Serradenari auf dieselben Höhenlagen, 2019 ist hier der erste Jahrgang. Natürlich spielt die Stilistik der Weingüter eine mindestens ebenso wichtige Rolle wie das Terroir. So sind Renato Ratti-Weine generell sehr rotfruchtig, delikat und präzise, während Roberto Voerzio das komplette Gegenteil darstellt. Er reduziert seine Erträge schon im Weinberg auf unter 500 Gramm pro Stock und liest die Trauben wesentlich früher als alle Nachbarn. Dadurch erreicht Roberto nicht nur höchste Konzentration und Struktur, sondern zugleich auch die ultimative Balance. Altare und Corino bauen ihre Barolo aus Prinzip im Barrique aus, dadurch zählen ihre Weine zu den würzigsten Barolo in unserem Programm.

Heiner Lobenberg und Anja Breit bei Conterno-Fantino
Heiner Lobenberg und Anja Breit beim Weingut Conterno-Fantino

Das bescheidene Barolo-Örtchen Verduno ist meiner Meinung nach der absolut spannendste Aufsteiger und Überflieger der Region Barolo – Fratelli Alessandria – kommt von hier. Nicht nur im charmanten Finesse-Jahrgang 2018 war ich von den Weinen total hin und weg, sondern auch im grandiosen Klassik-Jahrgang 2019 ist das Weingut wieder an der Spitze der Besten mit dabei. Mehr noch, der Fratelli Alessandria »Barolo Monvigliero 2019« ist der beste Wein, der mir auf dieser Reise ins Glas kam. Das ist natürlich ein Wort und eine steile Behauptung, denn ich kann gar nicht genug betonen, wie beeindruckend der Jahrgang 2019 insgesamt und durch die Bank ist.

Im Gegensatz zu den konzentrierten Conterno-Fantino Weinen ist Gianlucas Gavarini Chinera 2019 so zart und schwebend.

Monforte d’Alba ist, neben La Morra, mein zweites Lieblingsdorf in der Region. Kleine Bars und Restaurants zieren den Ortskern. Das Weingut Conterno-Fantino hat mit Sicherheit die schönste Aussicht. Mit dem Barolo Mosconi Vigna Ped erreicht es im grandiosen Perfektions-Jahrgang 2019 die ultimative Balance aus Intensität, Fruchtkonzentration und Frische. Das Weingut Elio Grasso liegt weiter nördlich des Ortes in einem von Bäumen umgebenen Waldstück. Im Gegensatz zu den konzentrierten Conterno-Fantino Weinen ist Gianlucas Gavarini Chinera 2019 so zart und schwebend – er gehört zum Feinsten, was mir aus dem gesamten Jahrgang 2019 in den Mund gekommen ist. Das Weingut Aldo Conterno steht im Herzen seiner »Hauslage« Bussia, die zwar noch zu Monforte gehört, aber faktisch inmitten des Dreiecks aus Barolo, Monforte und Castiglione Falletto liegt. Der Barolo-Jahrgang 2019 ist hier muskulös und athletisch. Giacomo meint, dass die Weine die tiefste Farbe haben, die er in all den Jahren je gesehen hat, was am hohen Anteil der Anthocyane liegt, die dieses Jahr in den Trauben waren.

98–99
/100

BIO

Limitiert

Barolo Bricco Boschis

Cavallotto

Piemont

f

Nebbiolo, trocken

z

strukturiert
pikant & würzig
voluminös & kräftig

a

Lobenberg: 98–99/100

Decanter: 95/100

93–94
/100

Prunotto

Piemont

f

Nebbiolo, trocken

z

strukturiert
seidig & aromatisch

a

Lobenberg: 93–94/100

Die berühmte Lage »Monprivato«, die mit 95% Familienbesitz beinahe eine Monopollage des Weinguts Giuseppe Mascarello ist, liegt zwar in Castiglione Falletto, aber das Weingut hat seinen Sitz tatsächlich im kleinen Dörfchen Monchiero, südwestlich von Monforte. Hier wird den Weinen ein extra Jahr im Keller gegönnt, bevor sie auf den Markt kommen. Die 2018er der Familie um Mauro Mascarello stellen ein Bilderbuch-Jahr der Finesse dar. In Castiglione Falletto befindet sich das Weingut Vietti direkt im historischen Ortskern, während die Weingüter Brovia, Cavallotto und Roagna etwas außerhalb gelegen sind. Allesamt haben diese Weingüter eine eher traditionelle Herangehensweise mit einem langsamen Ausbau im großen Holzfass. Ihre Nebbiolo sind 2019 nicht nur Weine, die für ein langes Leben gemacht sind, sondern auch Weine, die sich in ihrer Komplexität selbst übertreffen. Weine, die ich für den Keller eines jeden Piemont-Liebhabers nicht wärmer empfehlen könnte.

Weingut Brovia
Weingut Brovia

Der Ort Serralunga ist vielleicht eines der spannendsten Terroirs im gesamten Barolo-Gebiet. Von hier kommen Charakter-Weine mit Struktur und fantastischer Eigenständigkeit. Von unseren Winzerpartnern sind Luigi Pira und das Weingut Vajra Baudana im Ort ansässig, aber viele weitere Weingüter besitzen oder leasen dort einen Teil ihrer Lagen. 40 Prozent von Silvia Altares Einstiegs-Barolo kommt inzwischen nicht mehr aus La Morra, sondern von hier. Das Gegenstück ist der Barolo Cru Lazzarito vom Weingut Vietti, einem der Spitzen Cru-Weine des Weinguts. Dieses Jahr übertreffen die Vajra-Baudana Weine meiner Meinung nach sogar ihr Schwester-Weingut Vajra in Präzision und Balance. Sie sind saftig und zugleich auch fein strukturiert. Auch Gianpaolo Pira hat Großartiges auf die Flasche gefüllt. Seine Barolo Margheria und Marenca gehören in jeden Nebbiolo-Liebhaber-Keller. Angelo Gajas berühmter »Barolo Sperss« liegt in direkter Nachbarschaft und ist quasi ein Teilbereich der Lage Marenca.

Der Ort Serralunga ist vielleicht eines der spannendsten Terroirs im gesamten Barolo-Gebiet.

Nächster Stopp: Barbaresco! Produttori del Barbaresco ist nicht nur eine der besten Winzergenossenschaften Italiens, sondern auch eines der besten Weingüter in Barbaresco. Unter der Leitung von Aldo Vacca wird hier eine kompromisslose Qualitäts-Schiene gefahren, daher wurden 2018 keine Cru Riserva gemacht. Den beeindruckenden 2021er »Langhe Nebbiolo« nehmen wir neu in unser Programm auf. Der Barbaresco 2019 ist eigentlich ein Chambolle-Musigny und der absolute Inbegriff der Zartheit und Frucht-Brillanz. Der dritte Wein der Probe ist der nur äußerst selten produzierte Barbaresco Riserva Don Fiorino aus dem Power-Jahrgang 2016. Der Superblend ist nicht ohne Grund dem Gründer der Produttori del Barbaresco gewidmet. 

94+
/100

Bruno Giacosa

Piemont

f

Barbera, trocken

z

fruchtbetont
voluminös & kräftig

a

Lobenberg: 94+/100

95+
/100

Giuseppe Mascarello

Piemont

f

Barbera, trocken

z

fruchtbetont
strukturiert
saftig

a

Lobenberg: 95+/100

95–97
/100

Braida

Piemont

f

Barbera, trocken

z

voluminös & kräftig
fruchtbetont
strukturiert

a

Lobenberg: 95–97/100

Galloni: 93/100

Das Weingut La Ca Növa di Rocca ist unsere Piemonteser Neuentdeckung des Jahrgangs 2020. Die Weine erzählen ganz klar von ihrer Herkunft. 14,5 Hektar Reben, allesamt in Barbaresco. Darunter sind auch die beiden benachbarten Cru-Lagen Montestefano und Monteficco. Die Weine beeindrucken durch ihre fantastische Zugänglichkeit und Typizität. Das Preis-Genuss-Verhältnis könnte nicht besser sein, und somit sind die Weine der perfekte Einstieg in die Welt der Nebbiolo aus Barbaresco. Unser letzter Besuch in Barbaresco ist bei Bruno Giacosa. Im großen Jahrgang 2019 sind die Weine im Charme-Faktor nur schwer zu übertreffen. Die Barolo- und Barbaresco-Ortsweine sind seidig, duftig und zugänglich. Die Cru-Lagen Barbaresco Rabaja 2019 und Barolo Falletto di Serralunga 2019, wurden 2018 nicht gemacht. Der klassische Jahrgang 2019 gibt den Weinen Struktur und Griffigkeit. Sie sind phänomenal, aber werden mindestens zehn Jahre im Keller brauchen, bevor sie in ihr ideales Trinkfenster kommen. Der Barolo Falletto Vigna Le Rocche Riserva 2017 ist ein wahnsinnig attraktiver Wein, kein Wunder also, dass er das begehrte Rote Label bei seinem Release 2023 voller Stolz tragen darf.

Heiner Lobenberg und Anja Breit zu Besuch bei Produttori del Barbaresco
Heiner Lobenberg und Anja Breit zu Besuch bei Produttori del Barbaresco

Nächster Stopp: Barbaresco! Produttori del Barbaresco ist nicht nur eine der besten Winzergenossenschaften Italiens, sondern auch eines der besten Weingüter in Barbaresco. Unter der Leitung von Aldo Vacca wird hier eine kompromisslose Qualitäts-Schiene gefahren, daher wurden 2018 keine Cru Riserva gemacht. Den beeindruckenden 2021er Langhe Nebbiolo, nehmen wir neu in unser Programm auf. Der Barbaresco 2019 ist eigentlich ein Chambolle-Musigny und der absolute Inbegriff der Zartheit und Frucht-Brillanz. Der dritte Wein der Probe ist der nur äußerst selten produzierte Barbaresco Riserva Don Fiorino aus dem Power-Jahrgang 2016. Der Superblend ist nicht ohne Grund dem Gründer der Produttori del Barbaresco gewidmet.

93
/100

La Ca' Nova Di Rocca

Piemont

f

Nebbiolo, trocken

z

pikant & würzig
fruchtbetont
tanninreich

a

Lobenberg: 93/100

Galloni: 93/100

96+
/100

Limitiert

Barbaresco Montefico

La Ca' Nova Di Rocca

Piemont

f

Nebbiolo, trocken

z

fruchtbetont
tanninreich
seidig & aromatisch

a

Lobenberg: 96+/100

Galloni: 97/100

96–98
/100

Limitiert

Barbaresco Montestefano

La Ca' Nova Di Rocca

Piemont

f

Nebbiolo, trocken

z

strukturiert
tanninreich
fruchtbetont

a

Lobenberg: 96–98/100

Galloni: 98/100

Das Weingut La Ca Növa di Rocca ist unsere Piemonteser Neuentdeckung des Jahrgangs 2020. Die Weine erzählen ganz klar von ihrer Herkunft. 14,5 Hektar Reben, allesamt in Barbaresco. Darunter sind auch die beiden benachbarten Cru-Lagen Montestefano und Monteficco. Die Weine beeindrucken durch ihre fantastische Zugänglichkeit und Typizität. Das Preis-Genuss-Verhältnis könnte nicht besser sein, und somit sind die Weine der perfekte Einstieg in die Welt der Nebbiolo aus Barbaresco. Unser letzter Besuch in Barbaresco ist bei Bruno Giacosa. Im großen Jahrgang 2019 sind die Weine im Charme-Faktor nur schwer zu übertreffen. Die Barolo- und Barbaresco-Ortsweine sind seidig, duftig und zugänglich. Die Cru-Lagen Barbaresco Rabaja 2019 und Barolo Falletto di Serralunga 2019, wurden 2018 nicht gemacht. Der klassische Jahrgang 2019 gibt den Weinen Struktur und Griffigkeit. Sie sind phänomenal, aber werden mindestens zehn Jahre im Keller brauchen, bevor sie in ihr ideales Trinkfenster kommen. Der Barolo Falletto Vigna Le Rocche Riserva 2017 ist ein wahnsinnig attraktiver Wein, kein Wunder also, dass er das begehrte Rote Label bei seinem Release 2023 voller Stolz tragen darf.

2019 gibt den Weinen Struktur und Griffigkeit. Sie sind phänomenal, aber werden mindestens zehn Jahre im Keller brauchen.

Zum Abschluss unserer Verkostungstour fahren wir Richtung Bra, nordwestlich von Alba, um die Tibaldi Schwestern Monica und Daniela zu besuchen. Sie haben drei Weinbergslagen, unter anderem auch in Roero auf sandigem Boden. Die beiden sind dabei, mit ihren trinkigen Charakter-Weinen ordentlich was für den Bekanntheitsgrad der Region zu tun. Im Moment geht es bei den Weißweinen um den spannungsgeladenen Jahrgang 2021. Der Neuzugang in unserem Sortiment ist ihr Einzellagen-Roero Arneis »Bricco delle Passere Riserva 2021«, Eine Kombination aus Bourgogne Blanc und einem Savennières von der Loire – eine wahre Freude.

Walter Massa
Walter Massa

Unser allerletzter Stopp ist dieses Jahr bei Walter Massa, und dieser Besuch wird sicher für immer in Erinnerung bleiben. Das verschlafene Örtchen Monleale ist Heimat des meiner Meinung nach grandiosesten Weißwein-Winzers Italiens. Walter ist eine lebende Ikone und die Wiederentdeckung und Rettung der Rebsorte Timorasso ist ihm ganz allein zuzuschreiben. Wir probieren seine Cru Lagen Sterpi und Montecitorio 2021 vom Tank. Beide sind große, berührende Weine, die von ihrer Herkunft erzählen. Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Weine sofort beim Release aufgeschnappt werden. Sozusagen der Clos Rougeard der italienischen Weißwein Welt.

95–97
/100

Braida

Piemont

f

Barbera, trocken

z

voluminös & kräftig
fruchtbetont
strukturiert

a

Lobenberg: 95–97/100

Galloni: 93/100

100
/100

Limitiert

Barbaresco Asili

Bruno Giacosa

Piemont

f

Nebbiolo, trocken

z

seidig & aromatisch
tanninreich

a

Lobenberg: 100/100

Suckling: 98/100

Am Ende unserer Reise sind wir schlichtweg begeistert. Und ich rufe mir selbst noch mal meine Ausgangsfragen vor Augen. Kann in einem Piemonteser Perfektions-Jahrgang wie 2019, in dem es an jedem Ort so unglaublich viele hervorragende Weine gibt, überhaupt ein Dorf am Ende als klarer Gewinner dastehen?! Die Spitze des Rennens war dieses Jahr super dicht. Serralunga hat für mich persönlich 2019 den größten WOW-Faktor, dicht gefolgt von Monforte d’Alba. Die Weine von Barbaresco gehören ob ihrer etwas früheren Trinkreife auch in jeden Keller. 

2019 hält ein, was der vorauseilende Donnerschall prophezeit hat. 2019 ist ein absolutes Spitzenjahr. Vielleicht hinkt der Vergleich mit 2016 insofern, als dass dieser einfach viel länger braucht, um seine ganze Größe auszuspielen. Vorne liegt 2019 auf jeden Fall in Punkto Trinkfreudigkeit. Groß sind sie beide, der Luxus bei 2019 liegt nur im früheren Hedonismus. Freuen wir uns einfach darauf, die Weine der verschiedenen Dörfer und Jahrgänge in fünf bis zehn Jahren nochmal gegeneinander aufzustellen.
 

2016 vs. 2019 – groß sind sie beide, der Luxus bei 2019 liegt nur im früheren Hedonismus.

Anja Breit

Anja Breit

Anja Breit hat ihre Weinbegeisterung in der Gastronomie gelernt und gelebt. 15 Jahre war sie in London für Spitzenkoch Gordon Ramsay, Zuma und als Chef-Sommelier im mit zwei Michelin-Sternen dekorierten Ledbury tätig. Seit 2021 ist sie bei uns als Wine Scout tätig.