Der kraftvoll würzige Argentinier

Die alte französische Rebsorte bringt ungeheuer farbintensive, fast lilaschwarze Weine mit unverwechselbarem Charakter hervor. Sie umschmeicheln den Gaumen mit üppigen Pflaumen- und Tabaknoten, glänzen mit fruchtiger Würze und harmonischer Säure – den Abgang kann man durchaus opulent nennen. Zwar hat die Rebsorte in Europa an Bedeutung verloren, feiert aber auf der südlichen Halbkugel rauschende Feste – vor allem in Argentinien.

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Malbec

Heimat in sonnigen Gefilden

Die schwarzblaue dickschalige Traube liebt trockene Wärme und reagiert gerade in der Blütezeit empfindlich auf anhaltende Feuchtigkeit. Die Blüten neigen zum Verrieseln und bilden dann kaum Früchte aus. Ebenso empfindlich reagiert der Rebstock auf Frost. Dies gilt nicht nur für gelegentliche späte Fröste im Frühjahr – die Traubensorte nimmt auch starke Winterfröste übel. Dies zeigte sich 1956 in Frankreich, als in einem verheerenden Frostwinter der gesamte Rebstockbestand zerstört wurde. Die Malbec-Traube ist für einen Untergrund aus Kies, Schotter oder Muränenschutt dankbar – auf Kalkböden bringt sie recht tanninbetonte Weine hervor.

Einwanderer in die Neue Welt

Die tiefdunkle Traube diente lange zur farblichen Intensivierung von Bordeauxweinen. Heute beschränkt sich ihre Beteiligung an Bordeauxcuvées auf maximal 3 Prozent. Einst wurde der Wein in 30 französischen Departments angebaut – dementsprechend viele Synonyme hat die charakterstarke Rebe hervorgebracht. Côt, Pressac oder Auxerrois sind nur einige von ihnen. Heute spielt die Malbec-Traube in Frankreich nur noch eine untergeordnete Rolle. Ihre Frostempfindlichkeit hat der Sorte nahezu den Garaus gemacht – nur noch ein Paartausend Hektar sind erhalten geblieben. Sie liegen hauptsächlich in der Region Cahors, wo Rotweine zu 70 Prozent aus Malbec bestehen. Dafür hat der Wärme liebende Rebstock in Argentinien eine neue Heimat gefunden. Dort hat man sich schon lange auf die Rebsorte mit französischen Wurzeln kapriziert – vor allem in der Region Mendoza. Inzwischen gilt der Malbec gar als argentinischer Nationalwein. In geringem Umfang wird die Traubensorte auch in den USA und Chile, Südafrika und Australien, Spanien, Italien und der Schweiz angebaut.

Rotweine mit Alterungspotenzial

In Argentinien werden Malbec-Rotweine meist sortenrein ausgebaut. Die kräftige aromatische Traube ist aber auch Teil klassischer Cuvées, die an die Tradition großer Bordeauxweine anknüpfen und auch geschmacklich daran erinnern. Allerdings haben die Malbec-Weine der Südhalbkugel weniger mineralischen Schliff und mehr harmonisch weiche Gerbstoffe als die europäischen Pendants. Das Alterungspotenzial der Weine ist trotzdem beachtlich – sie gewinnen mit den Jahren an Intensität und Eleganz. Mitunter entwickeln sie beim Ausbau im Eichenfass fast animalische erdige Geruchsnoten nach Trüffeln und Leder. Überhaupt zeigen Malbec-Weine erst im Alter ihre ganze Aromenvielfalt und können durchaus mit großen europäischen Rotweinen konkurrieren.

Entdeckungsreise im Weinglas

Malbec-Weine machen Lust auf mehr und wecken den Entdecker im kundigen Weintrinker. Es macht Freude, immer neuen Geschmacksnoten und Duftkomponenten auf die Spur zu kommen. Mal Wacholder, mal Lorbeer, mal getrocknete Kräuter dingfest zu machen, flüchtige Anklänge an Bitterschokolade zu erahnen und sich von fruchtigen Waldbeeren, Kirschen und Pflaumen verführen zu lassen. Wohl kaum ein anderer Wein könnte perfekter ein saftiges Rindersteak vom Holzkohlengrill begleiten. Hier schwingt natürlich immer ein Stück argentinische Pampa mit. Aber auch zu Fleischgerichten mit Trüffeln oder Pilzen ist ein Malbec-Rotwein ein absoluter Gewinn.