Auf der Suche nach archetypischen spanischen Rotweinen stößt man schnell auf die heiße Region Calatayud mit ihren kraftvollen Garnachas aus uralten Weinreben.

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Im Überblick

Weinregion Calatayud

Seit Jahrhunderten wird in der Appellation am Ebro-Nebenfluss Jalón Wein angebaut, aber erst seit 1990 ist Calatayud neben Cariñena, Somontano und Campo de Borja eine von vier D.O.’s (Denominación de Origen) in der autonomen Region Aragón im Nordosten Spaniens.

Calatayud

Terroir der Extreme

Calatayud grenzt im Osten an Cariñena und ist damit die am weitesten im Inland gelegene Weinregion Aragoniens. Hier herrscht ein kontinentales Klima, die Bedingungen für den Weinbau sind extrem: Klirrend kalte Winter, heiße Sommer und eine große Trockenheit machen Calatayud zu einem Grenzgänger. Dazu kommen die Hochlagen: Die Weinberge stehen auf mindestens 500 Metern Höhe, teilweise geht es hoch bis auf 900 Meter. Die Hitze wird dadurch etwas abgemildert, aber trocken bleibt es allemal, was auch am teils wüstenähnlichen Landschaftsbild deutlich wird. Kalk, Sand und etwas Schiefer durchziehen die Weinberge, auf ihnen stehen oftmals uralte Rebstöcke, an denen kleine, hocharomatische Beeren wachsen. Sie sind eine perfekte Grundlage für dichte, kraftvolle und alkoholstarke Rotweine.

Garnacha Reben
Garnacha Reben

Garnacha-Land Calatayud

Gemacht werden die roten Kraftmeier am liebsten aus Garnacha – dem Steckenpferd der Winzer in Calatayud. Mehr als 50 Prozent der insgesamt knapp 6.000 Hektar Rebfläche sind mit der roten Sorte bestockt. Dazu gesellen sich kleine Anteile an Tempranillo, Cariñena, Syrah und zahlreiche alte autochthone Sorten. Die wenigen Weißen werden meist aus Garancha Blanca und Macabeo gemacht. Der große Bestand an alten Buschreben und die recht große Vielfalt an verschiedenen Sorten sind Gründe für die Ansiedlung einer neuen Generation aufstrebender Winzer in Calatayud. Fernando Mora, seit 2017 Master of Wine, ist mit »Frontonio« einer der spannendsten Vertreter dieser neuen Bewegung in Calatayud, auch wenn sich seine Weinberge genau genommen in der Zone Valdejalón befinden, direkt nördlich der Appellationsgrenzen von Calatayud. Erst seit 2010 macht er Wein aus mindestens 45 Jahre alten Rebstöcken auf steinigen Hanglagen. Top-Garnacha und fabelhaften reinsortigen Macabeo (El Jardin de las Iguales!) findet man bei ihm schon jetzt, nur etwas mehr als zehn Jahre nach der Weingutsgründung. Etwas länger als Fernando ist die Familie Robertson schon in der Region tätig. Anfang der 2000er-Jahre starteten sie das Projekt El Escoces Volante, das direkt in der Stadt Calatayud liegt. Besonders spannend ist der fast reinsortige Syrah, der mit rund fünf Prozent Viognier vergoren wurde – eine Hommage an die großen Rotweine der Nordrhône.

Neben den jungen Wilden existieren auch zahlreiche alteingesessene Winzerbetriebe in Calatayud.

Traditionsbetriebe

Neben den jungen Wilden existieren auch zahlreiche alteingesessene Winzerbetriebe in Calatayud. Die Bodegas Langa wurde bereits 1867 gegründet, heute wird das Familienweingut in fünfter Generation von Juan José Langa geleitet. Einzigartig ist hier die Produktion von Cava – kein anderer Betrieb in Calatayud stellt Schaumwein unter dieser Bezeichnung her. Und auch der reinsortige Concejon – eine uralte autochthone Rebsorte der Region – ist ein richtiger Stand alone. Nicht weniger spannend geht es bei Cesar Colas zu, einem der angesagtesten Flying Winemaker in der spanischen Biowein-Szene. Nur 5.000 Flaschen werden jedes Jahr auf dem kleinen Weingut gemacht, das sich schon seit vier Generationen in Familienhand befindet. David Schwarzwälder, einer der großen Kenner des spanischen Weinbaus, bezeichnete Cesar einst als einen der besten Verkoster der iberischen Halbinsel. Klar, dass dann nur etwas richtig Leckeres entstehen kann!

Das gilt aber im Grunde für die gesamte Spitze in Calatayud. Es sind wunderbar kraftvolle und dennoch charmante Rotweine, die perfekt den Charakter des zentralspanischen Weinbaus mit seinem kontinentalen Klima widerspiegeln. Calatayud – und der Rest Aragoniens – steht sicherlich etwas im Schatten deutlich bekannterer Namen wie Rioja oder Priorat, aber die Weine, die hier aus den uralten Weingärten geholt werden, sind oft nicht minder spannend.