Israel mit seiner Höhe ähnelt vom Klima dem Napa-Valley Kaliforniens. Hier entstehen kraftvolle, mineralische und üppig ausdrucksstarke Weine.

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Im Portrait

Weinland Israel

Die Weinländer Israel, Libanon und Syrien gemeinsam zu betrachten, ergibt durchaus Sinn. Obwohl politisch gesehen diese drei Länder absolut nichts eint – seit Ausrufung des Nachbarstaates befindet sich Libanon im Kriegszustand mit Israel das gleiche gilt zwischen Libanon und Syrien – haben sie gerade in Bezug auf Terroir und Klima gesehen große Gemeinsamkeiten. Die besten Weinberge liegen auf ähnlichem Untergrund parallel zum Mittelmeer. Es ist wie ein Gürtel der sich entlang der Küste von Süd nach Nord zieht. Unten mit dem Judäischen Bergland westlich von Jerusalem angefangen, geht es dann Richtung Norden ins obere Galiläa, was unmittelbar an den Libanon grenzt. Die Bekaa-Ebene, die sich ebenfalls nord-südlich ausdehnt, ist die beste Weinregion Libanons und wird häufig auch als Obst- und Gemüsekammer des Landes bezeichnet. Und in Syrien wird trotz widriger Umstände weiterhin nahe der Küstenstadt Latakia auf 900 Meter Höhe Wein produziert.

Israel Weinfeld Weinberge

HÖHE BRINGT KÜHLE UND FRISCHE

Um überhaupt verstehen zu können, wie es trotz der großen Hitze so südlicher Breitengerade, entgegen aller Erfahrungen, dennoch Weltklasse im Wein geben kann, muss man den Aspekt der Höhenlage über dem Meeresspiegel in die Betrachtung bringen. Höhe bringt Kühle und Frische in vergleichbarer Weise wie die Bewegung gen Norden. Zusätzlich bringt die Höhe auch noch große Tag-Nacht Temperaturunterschiede, das fördert die Komplexität. In Libanons 1000 Meter hohem Bekaa-Valley ist das seit den Byzantinern bekannt, Chateau Musar macht seit Generationen extrem langlebige Weltklasse in weiß und rot. In Syrien wird auf gleicher Höhe schon seit dem phönizischen Reich (was Teile des heutigen Syriens und Libanons umspannte) Wein angebaut. Israel in 700 Meter Höhe (Jerusalem-Berge) ähnelt vom Klima dem Napa-Valley Kaliforniens. Auch die Berge des Negev bewegen sich oberhalb von 800 Metern. Das obere Galiläa nordwestlich vom See Genezareth liegt schon 800 bis 900 Meter hoch, die Golanhöhen gehen bis auf 1200 Meter, vergleichbar mit Napas Bergspitzen (peaks) bis hin zu Sonoma. Über­wiegend vulkanisches Gestein findet man auf den Golanhöhen.

Hier entstehen kraftvolle, mineralische und üppig ausdrucksstarke Weine.

Im oberen Galiläa gibt es von vulkanischem Gestein über Schiefer bis zu Granit- und Kalk­felsen eine größere Bandbreite, die Wein­aus­prägung reicht von ausdrucks­stark kräftig bis finessereich und elegant. In den Jerusalem-Bergen haben wir, ähnlich wie in den südlich Haifas gelegenen Carmel-Bergen, überwiegend Kalk­stein, Kalk­sand­stein und auch etwas Kreide. Speziell die Weine von Jerusalem sind ein Ausbund der Finesse, hier kann der Vergleich mit dem südlich San Franziscos gelegenen Santa Cruz durchaus heran­gezogen werden. Zusätzlich zu Klima, Höhe und Unter­grund müssen jedoch der Qualitäts­anspruch der Winzer, die Weingutsgröße und das leidige Thema »koschere Weine« erwähnt werden. Weit über 90% der Weine Libanons und Israels werden von Groß­kellereien erzeugt. Der Qualitäts­anspruch ist eher gering und die israelischen Weine werden zur möglichen Listung in Super­märkten »koscher« erzeugt, was zu bestimmten Zeit­punkten der Wein­bereitung religiös festgelegtes Personal und Vorgehensweisen erfordert. Nur eine ganz kleine Schar von winzigen Kleinst­winzern (i. d. R. weniger als 100 Tausend Flaschen) bildet zusammen mit einem großen Qualitäts­erzeuger (Golan-Hights-Winery) die Speer­spitze wirklich heraus­ragender Weine. Der qualitative Quanten­sprung von den Massenerzeugern zu der handvoll Weltniveau-Winzer ist immens. Aber in dieser Spitzen­gruppe herrscht eine Aufbruch­stimmung und ein quali­tativer Selbst­verwirk­lichungs­anspruch, wie man ihn auch bei den besten Winzern Kaliforniens findet.