Aushängeschild deutscher Weinkultur

Keine andere Rebsorte wird international so sehr mit Deutschland in Verbindung gebracht wie der Riesling. Es ist eine der vielseitigsten Rebsorten überhaupt – für seine feine Säure wird der Riesling auf der ganzen Welt geschätzt und geliebt. Das Spektrum reicht dabei von fruchtig-filigranen Alltagsweinen, über kraftvolle Grands Crus, bis hin zu konzentrierten, edelsüßen Elixieren.

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Riesling

Königin der Weißweine

Seinen Ursprung hat der Riesling in Deutschland, vermutlich am Rhein, weshalb er auch »Rheinriesling« genannt wird. Seit über 600 Jahren wird er hier auch nachweislich kultiviert. Es ist die meistangebaute Rebsorte in Deutschland. Daneben zählen aber auch das Elsass und einige Regionen Österreichs – allen voran die Wachau – zu den wichtigsten Ursprungsregionen für Riesling. Unumstritten ist Riesling eine der hochwertigsten weißen Rebsorten, allein der Chardonnay hat vielleicht ein ähnliches Renommee. Aber diese geniale Wandelbarkeit hat eben nur der Riesling, weshalb ihn Jancis Robinson – die Grande Dame des Weinjournalismus – als »die Rebsorte, aus der die besten Weißweine der Welt entstehen«, bezeichnet. Je nach Herkunft, Jahrgang oder Ausbau kann das Aromenspektrum von europäischer Frucht wie Pfirsich, Apfel und Birne geprägt sein, aber auch exotische Noten von Ananas oder Mango enthalten. Typisch sind außerdem Zitrusaromen, manchmal auch florale oder kräutrige Akzente.

Lage, Lage, Lage

Besonders in nördlichen Gefilden fühlt sich die Rieslingrebe wohl. Die Trauben reifen relativ langsam und spät, erreichen dann im Idealfall erst durch die letzten Sonnenstrahlen im goldenen Herbst ihre Vollreife. Optimale Voraussetzungen dafür bieten nach Süden ausgerichtete Steillagen, wie man sie beispielsweise an der Mosel oder am Rhein findet. Aber generell stellt Riesling – im Vergleich zu anderen Rebsorten – ziemlich geringe Ansprüche an den Boden. Die Reben wurzeln ziemlich tief und kommen somit auch auf sehr kargen, nährstoffarmen Böden zurecht. Diese Eigenschaften riecht und schmeckt man dann auch in den besten Weinen, denn

Riesling kann – wie wohl keine andere Rebsorte – so klar und perfekt das jeweilige Terroir abbilden.

Ein Riesling vom Kalkstein schmeckt ganz anders als ein Riesling vom Rotliegenden, vom Basalt oder Schiefer. Selbst beim Schiefer gibt es teilweise große Unterschiede zwischen rotem, blauem oder grauem Schiefer. Glauben Sie nicht? Dann sollten Sie den Selbstversuch wagen und zum Beispiel die verschiedenen Ortsweine von Clemens Busch einmal nebeneinander probieren. Sie werden beeindruckt sein, was man hier für Unterschiede herausschmecken kann.

Riesling Grand Cru

Einige Lagen sind besonders bekannt dafür, extrem gut für große Rieslinge geeignet zu sein. Sie werden als »Große Lage« bezeichnet und sind damit quasi das äquivalent zu den Grands Crus in Frankreich. Allen voran ist es sicher der legendäre Scharzhofberg, der international einen mythischen Ruf genießt. Aus dieser Lage an der Saar stammen die mitunter besten, aber auch teuersten Rieslingweine der Welt. Das Forster Kirchenstück in der Pfalz wird gerne auch mal »German Montrachet« genannt. Zurecht, denn diese Rieslinge sind ähnlich rar und gesucht wie die besten Chardonnays aus dem Burgund. Im Ausland sind es unter anderem der Kellerberg in der Wachau, der Clos St. Hune oder der Rangen de Thann im Elsass, die einen vergleichbaren Ruf genießen. Das sind natürlich nur wenige Beispiele – beim stöbern durch unser Sortiment werden Sie feststellen, dass wir über die Jahre eine große Auswahl an Weinen von den besten Lagen in unser stolzes Rieslingportofilo aufgenommen haben.

Riesling – unendliche Vielfalt

Von knochentrocken mit nahezu keinem Restzucker, über halbtrocken, feinherb und fruchtsüß, bis hin zu edelsüß – Riesling findet man in wirklich jeder Geschmacksrichtung. Das ist ziemlich einzigartig und gibt es in dieser Breite bei keiner anderen Rebsorte. Bezieht man die Fähigkeit zu weltklasse rest- und edelsüßen Weine mit ein, kann vielleicht höchstens noch der Chenin Blanc mit der Vielfältigkeit des Rieslings mithalten. Doch auch diesbezüglich ist der Riesling die unangefochtene Nummer Eins der Welt. 

Klassische, fruchtsüße Kabinette findet man meist an der Mosel oder ihren Nebenflüssen Saar und Ruwer, aber auch in Rheinhessen, im Rheingau oder an der Nahe. In den letzten Jahren hat dieses Prädikat – zum Glück – eine Art Revival erlebt. Die von ihrer Fangemeinde liebevoll »Kabi« genannten Rieslinge, zeichnet eine saftige Fruchtsüße aus, die durch kristalline Säurestrukturen und vibrierende Mineralität balanciert wird. Dadurch schmecken die meisten Kabinette gar nicht so süß und haben oft einen Alkoholgehalt von unter 10% Vol. Damit sind sie in der Jugend so genial erfrischende Spaßmacher, können aber auch für viele Jahre auf der Flasche reifen, um noch mehr an Komplexität zu gewinnen. Gleiches gilt für tänzelnd-feine Spät- und Auslesen, die oft jahrzehntelang reifen können. Die besten Beeren- und Trockenbeerenauslesen sind hochkonzentrierte Elixiere aus Zuckern und Säuren. Perfekte Dessertweine und nahezu unbegrenzt haltbar. Aber auch trockene Lagenweine können extrem gut reifen. Viele Große Gewächse entfalten erst nach fünf bis zehn Jahren Flaschenreife ihre volle Komplexität. Dann tritt die Primärfrucht etwas in den Hintergrund und der Abdruck der Lage kommt mehr und mehr zum Vorschein.

Eine Frage des Geschmacks

Traditionell werden Rieslinge in Fuder- oder Stückfässern ausgebaut, die nicht selten über Generationen im Weingut genutzt werden. Fuder sind große Holzfässer mit meist 1.000 bis 1.200 Litern Volumen, das variiert von Region zu Region. Stückfässer können auch mehrere tausend Liter groß sein. In der Regel entsteht dadurch kein Holzgeschmack im Wein. Viele Winzer setzen heute auch auf den Ausbau im Stahltank, um maximale Frische und Frucht in den Weinen zu erhalten. Zudem galt lange der Grundsatz, dass Riesling und Holz sich nicht gut vertragen, zumindest nicht in dem Maße, wie es bei Chardonnay der Fall ist. Ein geniales Gegenbeispiel ist Stephan Attmann vom Weingut Von Winning, dessen Rieslinge durch ihren Ausbau im kleineren Holz oft eine burgundische Struktur erhalten. Um die natürliche Säure des Rieslings etwas zu mildern, setzen manche Winzer auch auf einen biologischen Säureabbau (BSA, malolaktische Gärung), wodurch die spitzere Äpfelsäure in mildere Milchsäure umgewandelt wird. Vor allem im Elsass ist dies weit verbreitet. In Deutschland war es zuletzt eher unüblich, bekam aber durch die moderne Bewegung des minimalinvasiven Ausbaus – bei dem auf das Blocken des BSA generell verzichtet wird – wieder mehr Bedeutung. Am Ende ist es aber doch Geschmackssache, welchen Stil man am liebsten im Glas hat. Wegen seiner einzigartigen Säurestruktur ist Riesling zudem prädestiniert für elegante Sekte, die selbst den besten Champagnern Konkurrenz machen können, aber eine völlig andere Aromatik entwickeln.

Riesling ist eine extrem faszinierende, facettenreiche Rebsorte, zurecht die deutsche Ikone und Königin der Weißweine.

Riesling ist ein deutsches Kulturgut!