Aus dem Rhônetal in die ganze Welt.

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Syrah

Eine weltweite Erfolgsstory

Syrah Ernte bei Les Enfants Sauvages
Syrah Ernte bei Les Enfants Sauvages

Die rote Rebsorte Syrah hat in den vergangenen 30 Jahren einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Lange war sie eine rein französische Spezialität. Über den Seeweg schaffte sie es nach Australien, wo sie heute mit Abstand die meistangebaute Rebe ist. Max Schubert, legendärer Kellermeister von Penfolds, machte australischen Shiraz mit seinem Meisterwerk Grange Hermitage ab den späten 50er-Jahren weltweit salonfähig. Wirkliche globale Bedeutung erreichte Syrah aber erst ab den 90ern. Damals waren noch gerade einmal 35.000 Hektar mit der Sorte bestockt – 2010 waren es bereits 185.000. Rasend schnell hat Syrah so den Sprung in die Top 10 der weltweit wichtigsten Rebsorten geschafft. Momentan rangiert sie auf Platz sechs, nur Cabernet Sauvignon, Merlot, Tempranillo, Chardonnay und Airén werden bislang noch häufiger kultiviert. Die große Beliebtheit der Syrah verwundert kaum – weltweit hat sie das Zeug zur Weltklasse, weltweit überrascht sie mit ganz eigenen Charaktereigenschaften.

Vom drahtigen Tänzer bis hin zum monumentalen Kraftmeier kann Syrah alles anbieten. Die typische würzige, leicht bissige, pfeffrige Ader behält sie sich jedoch im Grunde immer.

Burgundische Feinheit vom Granit

Ihre Heimat hat die Syrah unbestritten im nördlichen Rhônetal, auch wenn einige Legenden darauf hindeuten, dass ihre Wurzeln vielleicht eher in Persien liegen. Als gesichert gilt ihre Entstehung als natürliche Kreuzung aus den Sorten Mondeuse Blanche und Dureza – aus dieser lässt sich sogar ein entferntes Verwandtschaftsverhältnis zur Burgunderfamilie herstellen. Vielleicht ist dies auch ein Grund dafür, dass Syrah oft unglaublich fein, ätherisch und elegant ausfallen kann. Ja, mitunter ist der Vergleich zu Pinot Noir gar nicht verkehrt, vor allem dann nicht, wenn kühle Jahrgänge auf die kargen Granitböden der Nordrhône treffen. Was dann entsteht ist sagenhaft feingliedrig, spannungsgeladen und frisch, mit duftigen Fruchtnoten von schwarzen Kirschen und saftigen Blau- und Brombeeren bis hin zu feiner Würze aus Eukalyptus und schwarzem Pfeffer.

Die Nordrhône – Heimat der größten Syrah

Nirgendwo gelingt das herausragender als in den besten Appellationen der Nordrhône – Côte Rôtie, Hermitage, Saint-Joseph oder Cornas. Dort entstehen Weine, die weltweit als DIE großen Vorbilder gelten, wenn es um die Bereitung eines perfekten Syrah geht. Uralte Reben auf rauen, kargen Granitböden im Angesicht des kühlen Mistral-Winds – puristischer geht es in Sachen Syrah nicht. Teilweise findet man in den Weingärten der Nordrhône mit der besonders kleinbeerigen und aromatischen Sérine sogar noch die historische Ursprungsform der Syrah.

Syrah in der Sonne des Midi

Einen mediterranen Touch bekommt Syrah bereits etwas weiter südlich, in den Weinbergen der Südrhône. Hier glänzt sie neben Grenache und Mourvèdre als Cuvéepartner, beispielsweise in den wollüstigen Kraftpaketen aus dem Châteauneuf-du-Pape. Dort bringt sie Frische, Pfeffrigkeit und rotfruchtbeladene Spannung in die Rotweine. Auch im Languedoc und im Rest Frankreichs findet man Syrah immer häufiger, meist als Cuvéepartner, denn zu verlässlich ist die Sorte mittlerweile für ansprechende Alltagsweine geworden – unter Insidern ist hinlänglich bekannt, dass Syrah das Zeug zu großen Erträgen hat.

Nur, wer die Erträge konsequent reduziert, erreicht bei Syrah echte Spitzenqualitäten.

Syrah in Frankreichs Nachbarländern

Welch geniale Weine dann entstehen können, kann man in Europa längst nicht nur in Frankreich erleben. Als Cuvéepartner erfreut sich die Sorte vor allem in der Toskana und vielen Regionen Spaniens, etwa dem Priorat, großer Beliebtheit. Herausragende reinsortige Syrah sind außerhalb des Rhônetals in Europa jedoch eher rar gesät. Einige deutsche (!) Winzer, darunter Hans-Peter Ziereisen, arbeiten jedoch hart an diesem ehrgeizigen Ziel – die Ergebnisse sind bereits heute sagenhaft gut!

Weltklasse vom anderen Ende der Welt

Eine zweite Heimat hat die Syrah unter dem Decknamen Shiraz in Australien gefunden. Mehr als ein Viertel der gesamten Weinbaufläche des Landes ist mit Syrah bestockt, insgesamt sind es knapp 40.000 Hektar. Lange Zeit stand australischer Shiraz für dicke, fette Powerweine, die hauptsächlich mit Alkohol und fast kaubarem Extrakt glänzten. Ja, es gibt auch diese Weine noch, die karamelligen, marmeladigen Fruchtkompotte. Aber australischer Shiraz ist heute viel mehr als das. Kraft und Struktur findet man vor allem in Regionen wie dem Barossa Valley oder Mc Laren Vale. Aber auch in diesen trockenen, heißen Gebieten entstehen auf den besten Weingütern gehaltvolle, aber gleichzeitig auch hervorragend strukturierte Shiraz, die auch hochreif immer mit Biss und Spannung ausgestattet sind. Feiner und eleganter fallen die Gewächse aus dem südlichen Victoria oder Westaustralien aus – nicht selten kommen sie damit den großen französischen Vorbildern verdammt nah. Klar, dass sich bei einem solchen Potenzial irgendwann auch Rhône-Größen am anderen Ende der Welt umschauen. Michel Chapoutier betreut seit 1998 ein eigenes Weinbauprojekt nordwestlich von Melbourne.

Hinreißende Syrah findet man heute in nahezu allen wichtigen Weinbauländern der Erde. Südafrika hat sich schon vor langer Zeit den Ruf als hervorragende Syrah-Herkunft erarbeitet, in Chile findet man uralte Syrah-Reben, die hinreißende Weine liefern können. Und auch in den USA entstehen aus Syrah einige große Klassiker, etwa bei Shafer, Kongsgaard oder Ridge.

Von allen großen Rotweinsorten ist Syrah vermutlich am schwersten zu begreifen – zu divers, zu wandlungsfähig ist die Sorte auf den Terroirs der Weinwelt. Genau das macht sie aber vielleicht auch zu einer der spannendsten Sorten, denn überall hat sie das Zeug zur Weltklasse!