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Im Portrait

Scarzello

Scarzello

Insgesamt gehören überschaubare acht Hektar Weinberge zum Besitz des Weinguts, das in dritter Generation von Federico Scarzello gemeinsam mit seiner Ehefrau Frederica geführt wird. Das Weingutsgebäude steht im Herzen des Örtchens Barolo, in direkter Nachbarschaft zum gefeierten Weingut Bartolo Mascarello.

Federicos Familie macht zwar schon seit über 100 Jahren Wein, aber erst Mitte der 1940er-Jahre begannen sein Großvater, der ebenfalls Federico hieß, und dessen Bruder Giuseppe den Wein unter dem Namen der Familie zu vermarkten. Die zweite Generation vergrößerte dann den Keller entscheidend und obwohl Federicos Vater Giorgio alle Trends und Neuerungen der Weinbereitung immer aufmerksam und offen beobachtete, blieb er dennoch stets »Traditionalist«. Das heißt, das Winemaking wurde mit dem Ausbau im großen Holzfass genauso beibehalten, wie es die Vorfahren schon immer betrieben hatten. Ab 1978 wurde die gesamte Produktion in Flaschen abgefüllt und von diesem Zeitpunkt an spielten Exportmärkte eine zunehmend wichtigere Rolle für das Weingut. Die zugeteilten Weine von Scarzello wurden aber von jeher von treuen Kunden aufgeschnappt und flogen wohl daher weitgehend unerkannt unter dem Radar.

Als Federico im Jahr 2000 die Führung des Unternehmens übernahm, richtete er seine Aufmerksamkeit auf biologische Weinbergsarbeit. Der Schutz der Böden und die nachhaltige Bewirtschaftung wurden zur Herzensangelegenheit der Familie. 2023 begann der Prozess der Bio-Zertifizierung und zwischenzeitlich ging Federico sogar noch einen Schritt weiter, denn 2020 begann er mit biodynamischen Experimenten im Weinberg. Von den acht Hektar Weinbergsbesitz liegen sechs Hektar in Barolo und zwei Hektar in Sinio, südöstlich von Serralunga.
 

Scarzello Barolo kam mir auf einer Verkostungstour im Bierzo, im Nordwesten Spaniens, erstmals ins Glas. Es sind Entdeckungen dieser Art, die man – auch wenn man stets auf der Suche nach den besten Tropfen ist – nur wenige Male im Jahr erlebt. Ich wäre nicht überrascht, wenn das Weingut zum neuen Barolo-Star wird.

– Heiner Lobenberg

Die Barolo-Lagen unterteilen sich in vier Hektar Sarmassa – eine Lage, die durch Roberto Voerzio Ruhm erlangte –, die Parzelle »Vigna Merenda« ist das Herzstück der Cru-Lage Sarmassa. Die restlichen vier Hektar verteilen sich auf die Lagen Pajagallo, Terlo und Boschetti. Die 0,5 Hektar große Parzelle Boschetti hat eine besondere Geschichte. Sie liegt auf 300 Höhenmetern, direkt neben der berühmten Cru-Lage Coste di Rose, und gehört zum historischen Familienbesitz der Familie Scarzello. Hier standen bis vor Kurzem über 100 Jahre alte Reben auf fast reinem Sandstein. Von dem Wein in dieser einzigartigen Qualität wurden aber vom Jahrgang 2015 bis zum Jahrgang 2020 leider nur sechs Jahrgänge separat abgefüllt. Die Erträge waren aufgrund des hohen Alters der Reben lächerlich klein – es wurden nur zwei Tonneaux pro Jahrgang gemacht! Das war natürlich zu unwirtschaftlich.

Scarzello

Daher wurde die Lage im Frühjahr 2022 mit einer Selection Massale (also mit Klonen der besten Rebstöcke der ursprünglichen alten Lage) neu bepflanzt. Im Keller legt Federico viel Wert auf saubere, hygienische Arbeit. Beim Ausbau in großen Botti ist das natürlich wichtig, um die geschmackliche Reinheit der Weine zu bewahren. Jeder Wein soll ein Bote des Jahrgangs sein und den jeweiligen Charakter klar ausdrücken und zur Geltung bringen. Bei Scarzello bekommen alle Weine einige Monate Flaschenlager, bevor sie auf den Markt kommen. Der Ausbau im Fass ist immer gleich lang, aber die Flaschenreife variiert von Jahrgang zu Jahrgang. Federico betrachtet jeden Jahrgang individuell. So kam der gefälligere 2017er-Jahrgang beispielsweise vor dem strukturierten 2016er auf den Markt.

Generell hat Zeit auf dem traditionellen Weingut noch einen anderen Stellenwert. Es werden keine Kompromisse in der Eile geschlossen, und jeder Wein bekommt die Zeit, die er braucht. Diese Philosophie gibt es heute leider nur noch selten. Wie gesagt: Die Zuteilung ist klein, aber ich freue mich dennoch unbändig, dieses feine Familienweingut in mein Programm aufzunehmen.