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Im Portrait

Gaja IDDA

Weinberge auf Sizilien

Angelo war bereits seit den 1990er Jahren von den Weinen des Ätna fasziniert, seitdem Giacomo Tachis, der berühmteste Önologe Italiens und Vater der Supertuscans Sassicaia, Tignanello und Solaia, ihn auf die Qualität der Weine des höchsten noch aktiven Vulkans Europas aufmerksam machte. Trotz des unvorstellbar hohen Potenzials der Gegend passierte erstmal nichts, denn Angelo war zu beschäftigt. Seine beiden Toskana-Weingüter waren zu dem Zeitpunkt ebenfalls in den Kinderschuhen.

I believe that old age starts when the regrets are more than the dreams and Etna was something that I have been feeling under the skin for some time« Angelo Gaja

2015 kam die Kehrtwende, als Angelo sich mit Alberto Graci vom Weingut Graci, das auf der Nordseite des Ätna gelegen ist, traf. Die Familien Graci und Gaja sind sich recht ähnlich in ihrer Herangehensweise, und daher begegneten sich die beiden mit Neugierde. Ende 2016 war es dann soweit, und sie entschlossen sich dazu, ihre Ideen in einem Joint Venture umzusetzen. Angelos Traum, spannende und elegante Weine vom Ätna zu machen, wird durch das wärmer werdende Klima nur bestätigt. Denn bei den Höhenlagen des Ätna geht es natürlich um echtes Cool Climate in den höchsten Weinbergslagen Europas. Das Potenzial der Region steht inzwischen ganz außer Frage, und nach Barolo und Barbaresco ist der Ätna die dritte Region Italiens, die eine Klassifikation für ihre Rotweinlagen bekommen hat; für Weißweine ist es sogar die erste Region Italiens! Die klassifizierten Lagen, sogenannte MGA (Menzione Geografica Aggiuntiva), heißen hier Contrade.

Angelo und Alberto gehen aber dennoch neue Wege, sowohl in ihrer Rebsortenwahl als auch in der Wahl der Lage ihrer Weinberge. Rotwein macht den größten Teil der Weinproduktion des Ätna aus. Die elegante Nerello Mascalese – die in ihrer Aromatik und ihrem Potenzial, Mineralität im Wein umzusetzen, der Pinot Noir nicht unähnlich ist – bedeckt ungefähr 80 Prozent aller Weinbergslagen. Aber Angelo und Alberto entschieden sich dazu, sich mit ihrem Projekt von circa 20 Hektar Weinbergen hauptsächlich auf die weiße Carricante zu konzentrieren. Die spätreifende Carricante kommt ebenfalls mineralisch und präzise daher und lebt durch ihre gesunde Säure. Die Weinbergslagen von IDDA sind zudem nicht auf der nördlichen Seite des Vulkans gelegen, wo die besten Erzeuger von Tenuta delle Terre Nere, Passopisciaro und Graci selbst zu finden sind, sondern auf der Südseite. Auf der Südseite waren zwar im 19. Jahrhundert sowohl die Benediktinermönche als auch das Weingut Baron Spitaleri, das den Namen »Etna« 1866 erstmals auf ein Weinetikett druckte, winzerisch zu Gange. Dennoch geriet der südliche Teil des Vulkans in Vergessenheit und während die Nordseite des Ätna an Reputation für finessenreiche Weine gewann, blieb auf der Südseite jegliche Entwicklung aus. Der eigenwillige Angelo Gaja hat sich bekanntermaßen noch niemals davor gescheut, umstrittene Wege zu gehen! Die unglaubliche Vielfalt an Höhenlagen und ihre verschiedenen Bodenbeschaffenheiten sowie auch die verschiedenen Ausrichtungen waren für ihn zu unwiderstehlich. Er setzte sich zusammen mit Alberto Graci, der ebenfalls noch nie auf der Südseite des Vulkans gearbeitet hatte, in den Kopf, dem Süden des Ätna zu dem Ruhm zu verhelfen, der ihm gebührt.

Der erste Jahrgang wurde in Alberto Gracis’ Weingut ausgebaut, aber ab dem Jahrgang 2022 wird IDDAs eigenes Weingut in Belpasso für die Vinifizierung und den Ausbau der Weine verwendet. Der Name IDDA wurde zu Ehren des Vulkans gewählt, denn er ist mehr als nur irgendein Berg. Der Ätna ist für die Anwohner weiblich und ein atmendes Wesen mit einer eigenen Identität und Persönlichkeit. IDDA heißt im sizilianischen Dialekt so viel wie »sie«. Die Insulaner schauen liebevoll und natürlich mit Respekt auf den aufbrausenden, launischen Vulkan, der zugleich verlässlich für den Lebensunterhalt seiner Einwohner sorgt.

Da die Böden des Ätna von Vulkanausbrüchen geprägt sind, sind sie unwahrscheinlich komplex. Manchmal unterscheiden sie sich selbst in ein und derselben Parzelle hochgradig in ihrer Tiefe und Textur, von gekühlten, basalthaltigen Lavaströmen (Sciara) bis zur Vulkanasche. Alle Weinbergslagen des Vulkans mussten dem Ätna durch harte Arbeit abgerungen werden. Geröll musste entfernt werden und Terrassen wurden gebildet, um die eisenhaltigen, fruchtbaren Sand- und Ascheböden davor zu bewahren, weggespült zu werden.

Zu IDDA gehören drei Weinbergslagen – Biancavilla, Belpasso und Tartaraci – mit Unterschieden in ihrer  Bodenbeschaffenheit, Temperatur  und Sonneneinstrahlung. Biancavilla ist die erste, 21 Hektar große Lage, die auf 630 bis 820 Höhenmetern erstanden wurde. 15 Hektar davon sind inzwischen mit Reben bepflanzt. 1975 wurden zehn Hektar mit Nerello Mascalese und ein Hektar mit Carricante gepflanzt, 2017 folgten vier weitere Hektar. Die Lage Belpasso auf 600 bis 620 Höhenmetern ist eine »Dagala«, eine fruchtbare Insel, die wie ein natürlicher »Clos« zwischen zwei erkalteten, schwarzen Lavaströmen liegt. Von den 21 Hektar Fläche wurden inzwischen vier mit Carricante bepflanzt. Die Böden hier sind reichhaltiger als die der Lage Biancavilla, und von Sand, Humus und großen porösen Felsen geprägt.

Die fünf Hektar der Lage Tartaraci im Örtchen Bronte ist auf 970 Höhenmetern die höchste Lage des Weinguts. Durch die Kühle und den Wind ist sie marginal für Nerello Mascalese, aber die Frische der Carricante kommt hier voll zur Geltung. Ein verlassener und vergessener Teil der Lage mit einer Mischung aus Nerello Mascalese, früh reifendem Grenache, Carricante, Grecanico und Minnella wurde hier vorgefunden.
IDDA ist ein spannendes Weingut, bereits die ersten Jahrgänge sind beeindruckend. Wir können voller hoher Erwartungen daran sein, was Angelo und Alberto in Zukunft auf die Flasche bringen werden.