Tuffsteinböden, auf dem Träume wachsen

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Im Überblick

Weinregion Saumur

Die malerische Weinregion südlich der namensgebenden Stadt Saumur ist nicht nur das zweitgrößte Schaumwein-Zentrum Frankreichs, sondern auch die Heimat einiger der aufregendsten Rotweine des Landes. Ganz nebenbei keltern die Winzerinnen und Winzer der Region auch köstliche weiße Stillweine. Anders gesagt: Saumur ist ein echter Sehnsuchtsort für Liebhaber frischer, verspielter, feiner Rot-, Weiß- und Schaumweine. Beste Aussichten also für fabelhafte Genussmomente.

Blick auf das Château de Saumur und die Loire
Blick auf das Château de Saumur und die Loire – Foto: © Sophie Boursier

Frisches Klima, frische Weine

Rund 48 Kilometer flussaufwärts von Angers liegt das Städtchen Saumur mit seinem berühmten weißen Schloss am linken Ufer der Loire. Südlich der Stadt erstreckt sich das Rebenmeer der Weinbauregion, eingebettet zwischen dem Anjou im Westen und der Touraine im Osten. Noch sind hier die kühlenden Einflüsse des Atlantiks spürbar, sie vermischen sich mit dem kontinentalen Klima Zentralfrankreichs. Früher reiften die Trauben in der Region selten voll aus. In Zeiten der fortschreitenden Erderwärmung verleiht das vergleichsweise kühle Klima den Trauben im Herbst eine geniale Frische. Ideale Voraussetzungen für die Erzeugung von Schaumweinen, hauptsächlich aus der für die Region typischen Sorte Chenin Blanc. Die teils uralten Reben stehen in Saumur auf den charakteristischen Tuffsteinböden – am Ufer der Loire sind sie strahlend weiß und mit porösem Kalk durchsetzt, gelber und sandiger sind sie, je weiter man ins Landesinnere vorstößt.

Weltberühmter Schaumwein

Tuffstein ist der entscheidende Faktor in Saumur – er bildet den Lebensgrund der Reben und ist gleichzeitig ein hervorragender Ort für die Flaschengärung der Schaumweine: Ähnlich wie in der Champagne ist der Untergrund rund um Saumur mit kilometerlangen Kellern durchzogen, die vor Jahrhunderten in den weichen Tuffstein gegraben wurden. Dort gärt und lagert der Schaumwein als Aushängeschild von Saumur in millionenfacher Auflage, bereitet nach der Méthode Traditionelle. Klassischer Saumur Brut ist ein frischer, saftiger Schaumwein, der typischerweise zu einem großen Teil aus Chenin Blanc besteht und geschmacklich oft etwas runder als Blanc de Blancs-Champagner daherkommt. Daneben werden Chardonnay sowie Cabernet Franc (für Rosé) und sehr selten acht weitere kleine, heimische Sorten verwendet. Degorgiert werden darf nach neun Monaten. Etwas strenger sind die Auflagen beim mittlerweile deutlich erfolgreicheren Crémant de Loire – unter anderem mit niedrigeren Höchsterträgen und einem Mindest-Hefelager von 12 Monaten. Er fällt kräftiger und komplexer aus als ein einfacher Saumur Brut, teilweise wird im Ausbau mit Holz gearbeitet und das Hefelager enorm verlängert. Einer der besten und beständigsten Erzeuger für Schaumweine aus Saumur – und längst weltberühmt – ist Bouvet Ladubay. Das alteingesessene Familienunternehmen deckt das ganze Sortiment ab – vom frischen, spritzigen Saumur Brut über vollmundigen Crémant bis hin zur Weltklasse-Cuvée Omigus mit zehn Jahren Hefelager.

Shootingstar Saumur-Champigny

Im Schatten der berühmten Schaumweine hat vor nicht allzu langer Zeit ein weiterer Wein das Rampenlicht der Saumur-Bühne betreten: Cabernet Franc aus der kleinen, rund 1.600 Hektar großen Appellation Saumur-Champigny. Krautwürzige, ätherische, ultrafeine und spielerische Rotweine liefert Cabernet Francs hier, viele spielen ganz oben in der Liga der besten Roten der Loire, manche können sich sogar ohne Probleme mit den besten französischen Gewächsen messen. Es ist ein geniales Terroir für köstliche Rotweine, das fast im Grunde nahtlos in die besten Rotweinappellationen der Touraine übergeht. Dicht an dicht stehen die Reben auf dem Tuffstein am Südufer der Loire. Die Filetstücke befinden sich etwas landeinwärts, zwischen der Grenze der Appellation bei Saint-Cyr-en-Bourg und dem etwas nördlicher gelegenen Varrains. Dort ist der Tuffstein sandiger, die Rotweine fallen daher besonders fein aus. Hier tummeln sich einige der besten Rotweinerzeuger Nordfrankreichs. Noch direkt im Ort liegt die 1993 von Thierry Germain gegründete Domaine des Roches Neuves. Ein Ausnahme-Biodynamiker, der Jahr für Jahr hinreißenden Cabernet Franc auf die Flasche bringt. Aber auch seine großen Chenins sind eine Klasse für sich. Nicht minder spannend geht es im Nachbarort Chaintre auf der Domaine Filliatreau zu, wo unter der Obhut von Altmeister Paul Filliatreau herrlich präziser und saftiger Saumur und Saumur-Champigny entsteht. Etwas südlich der beiden Spitzengüter liegt das legendäre Kultweingut Clos Rougeard, das 2017 nach acht Generationen im Besitz der Familie Foucault in die Hände der Milliardärs-Brüder Bouygues überging. Antoine Foucault, Sohn des legendären Charly Foucault von der ursprünglichen Besitzerfamilie des Clos Rougeard, hat sich 1999 mit einem winzigen Boutiqueweingut Domaine du Collier selbst verwirklicht. Seine exzellenten Weine stehen der Qualität von Clos Rougeard in nichts nach – sie sind nur leider noch viel rarer.

Auf den Punkt gebracht: Saumur ist ein Schlaraffenland für all jene, die eine erfrischende Abwechslung zu Bordeaux und der Champagne suchen, für Finessetrinker und Entdecker unbekannterer Appellationen. Und das allerbeste daran: Tief in die Tasche muss man in Saumur für absolute Weltklasse (noch) selten greifen.