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Im Portrait

Clos Cibonne

Keller Clos Cibonne

Im weiten Ozean der einfachen und fruchtigen Rosés aus der Provence, hebt sich Clos Cibonne hervor wie ein Fels in der Brandung. Hier folgt man keinen schnelllebigen Konsumtrends, sondern vertraut auf eine uralte, ganz besondere Tradition, die diese Domaine absolut einzigartig in der Provence macht. Die in x-ter Generation familiengeführte Domaine ist in vielerlei Hinsicht total unique. Cibonne befindet sich in der Appellation Côtes de Provence, in direkter Küstenlage unweit der Rosé-Hochburg Bandol. Insider wissen, dass hier viele der besten Rosés der Welt entstehen. Karge Kalk- und Schieferböden und dazu das Spannungsfeld aus rauen Küstenwinden und südfranzösischer Sonne schaffen ein einzigartiges Mikroklima für die hier stehenden Reben. Bandol ist bekannt für seine Mourvèdre, während der Rest der Provence überwiegend auf Grenache und Syrah setzt. André Roux, der Clos Cibonne um die letzte Jahrhundertwende herum leitete, erkannte aber die wahre Größe einer anderen provenzalischen Sorte – der Tibouren. Er war so sehr vom Potenzial dieser Traube überzeugt, dass er bereits in den 1930er Jahren nahezu den gesamten Betrieb auf diese Sorte umpflanzen lies. Seit fast einem Jahrhundert sind Tibouren und Clos Cibonne eine untrennbare Geschichte. Die Domaine ist in ganz Frankreich für diese, heute fast nur noch hier vorkommende Rebsorte gefeiert und berühmt. Durch eine absolute Ausnahmeregelung darf Clos Cibonne als einziges Weingut die Sorte sogar auf dem Etikett tragen. Ansonsten ist das in der Provence strikt verboten, denn hier darf wie in Frankreich üblich eigentlich nur die Herkunft angegeben werden. Die Tibouren ist eine uralte Rebsorte, die zur Zeit des Römischen Reiches aus dem vorderen Orient mit den Besatzern in die Provence kam. 

Clos Cibonne Flaschen

Überlieferungen zufolge war »Tibour« einer der Lieblingsweine von Julius Caesar höchstpersönlich. Es ist eine fragile Rebsorte mit dünner Haut, die eher zarte Rotweine ergibt und ein mediterranes Klima braucht, um zu gedeihen. Beste Voraussetzungen also bei Clos Cibonne. Die wunderschöne Domaine ist in sanfte, von Palmen und Garrigue–Sträuchern gesäumte Hügel eingebettet. Eine salzige Meeresbrise weht unaufhörlich durch die Rebzeilen des biologisch wirtschaftenden Gutes. Die ältesten und besten Parzellen – von denen die Prestige Cuvées stammen – überblicken das Mittelmeer und die Hafenbucht der Stadt Toulon. Genau in der Mitte zwischen Marseille und Saint Tropez gelegen. Die 17 Hektar umfassende Domaine ist eines der 18 Cru Classé der Provence, die im Jahr 1955, genau 100 Jahre nach der Bordeaux Klassifikation, per Ministerialdekret für ihre herausragenden Leistungen zu »Crus« ernannt wurden. Als wäre der Anbau der speziellen, würzigen Rebsorte Tibouren nicht schon außergewöhnlich genug, geht man auch im Keller sehr eigenständige Wege. Alle Domaine-Weine, ob rot oder rosé, werden ausschließlich in Holzfässern unterschiedlicher Größen ausgebaut. Barriques kommen dabei kaum zum Einsatz, sondern vor allem Fuderfässer zwischen 300 und 2.600 Litern Fassungsvermögen. Einige davon sind bis zu 100 Jahre alt und stammen somit noch aus der Zeit von Tibouren-Vorreiter André Roux selbst. Ein Rundgang durch die Domaine ist fast wie ein Besuch im Museum, von den Flaschenetiketten bis zu den Holzfässern wirkt alles ein bisschen aus der Zeit gefallen, eben ultra-traditionell. Viele Weingüter werben mit ihrer Tradition, aber hier wird sie wirklich spürbar hochgehalten und gelebt. Dennoch sind die Weine, die hier entstehen Tibouren »state of the art«. Zeitlos, urtraditionell und völlig anders, aber gerade dadurch so genial und spannend. Alle Weine werden in gefärbte, UV-resistentere Burgunderflaschen gefüllt, nicht in die schicken, transparenten Glasflaschen wie im überwiegenden Rest der Provence. 

Clos Cibonne Arbeit

Denn auf Clos Cibonne werden keine schnellen Konsumweine erzeugt, sondern lagerfähige, große Weine des Südens. Wer glaubt ein Rosé könne das nicht leisten, der kann sich hier vom Gegenteil überzeugen lassen. Die Rosés aus der speziellen Tibouren sind strukturelle Ereignisse am Gaumen. Tief, salzig, würzig, kraftvoll, texturiert, nachhaltig. Durch den langsamen Holzausbau und die spät gelesenen Trauben entstehen hier kraftvolle, aber stets rassige Weine mit südfranzösischer Seele. Schon der normale Rosé Tradition ist mit seinem Rückgrat und seiner salzigen Würze ein gastronomischer Wein per excellence, der Luft und Reife nicht nur verträgt, sondern gar fordert. Der Rotwein aus Tibouren ist im Gegensatz zu den kräftigen Rosés ein überraschend zarter Tänzer, der etwas an Trousseau aus dem Jura, Nerello Mascalese von Sizilien und Pinot Noir erinnert. Eine verblüffend vielseitige Rebsorte. Die Prestige Cuvées Caroline und Marius von den besten und ältesten Reben der Domaine zählen zum Größten was man an Rosé weltweit finden kann. Hier kommt sogar neues Holz zum Einsatz, was strukturell und aromatisch einen Touch Meursault dazu gibt. Auf Clos Cibonne geht so was. Diese Weine können problemlos für fünf bis zehn Jahre in den Keller wandern, um dann für ein Rosé Erlebnis der höheren Art zu sorgen. Das ist schon beeindruckend und faszinierend, was die Domaine mit ihrem urtraditionellen, seit 100 Jahren nur marginal veränderten Weinbereitung an zeitlosen, großartigen Weinen hervorbringt. Das ist Provence Rosé next Level. Die Domaine ist nicht ohne Grund absoluter Kult in Frankreich, weil sie so unikathaft ist. Bitte keinen typischen, fruchtigen Provence Rosé erwarten, dann lieber zu AIX und Co. greifen. Bei Cibonne geht es um Struktur, Mundgefühl, Power und vor allem Zeit. Die Weine sind sicher nicht Everybody’s Darling, sondern erfordern etwas Neugier und Auseinandersetzung. Aber wer sich darauf einlässt, der findet bei Cibonne ein Universum der ganz besonderen Art. Frei von jeder Moderne, aber mit Charakter und einem Hang zur Größe.