Lobenberg: Das Weingut Conterno Fantino liegt in Monforte d´Alba. Bereits seit vielen Jahren wird hier zertifiziert biologisch gearbeitet. Im Keller werden alle Weine komplett entrappt und spontan im Stahl vergoren, die Beeren werden nicht angequetscht. Rund zwei Wochen dauert die Gärung in den Rotofermentern, die hier verwendet werden. Die Häute platzen durch diesen Prozess von selbst auf. Nach zwei Wochen werden die Schalen rausgenommen und der Wein für eine Woche sedimentiert. Wenn er clean ist, geht er anschließend direkt ins Barrique. Ein Drittel Neuholz, zwei Drittel gebrauchtes Holz. Die Malo findet im Barrique statt. Fabio, der Weinmacher, schwört darauf, weil es die Farbe stabilisiert und durch die auftretende Mikrooxidation dem Wein reduktive Noten genommen werden. Die Farbstabilisation merkt man hier direkt, weil die Weine im Vergleich deutlich dunkler sind. Nach einem Jahr in den Barriques wird die Hälfte des Weins in größere Fässer umgezogen. Alle Barolo werden bei Conterno Fantino so erzeugt. Im Juli auf Flasche gefüllt. Was für eine betörende Nase! Duftige Schwarzkirsche mit reifen Brombeeren. So tiefsinnig und wohlig würzig. Geheimnisvoll und dabei verrät der Wein doch genau so viel von sich, dass er unwiderstehlich wird. Vanille ein Hauch Kirschkern, Nelken, Lorbeerblatt, etwas rauchiger Teer. Beinahe unbeschreiblich schön, so tief und so komplex. Im Mund sind ultra viele Tannine vorhanden, aber sie sind fein und reif. Das fühlt sich an wie eine Katzenzunge die über die Hand leckt. Fein strukturiert. Auch im Mund ist die Frucht wieder eher dunkel. Kirschen, Blaubeeren und Pflaumen mit feinem Zedernholz, auch etwas duftigem Kubebenpfeffer. Die saftige, präzise Säure des grandiosen Jahres 2019 sorgt für Vibration. Der Wein klingt minutenlang im Mund nach. Wow, dabei ist das wirklich noch ein Baby. Dieser Wein wird ein absoluter Hochgenuss sein in zehn Jahren. Ich bin total geflasht. Das ist nicht nur nahe der Perfektion, das ist ein Wein, der die optimale Balance und Intensität erreicht hat. 100/100
Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.