Lobenberg: Der Abtsberg ist der älteste Rebberg von Maximin Grünhaus, er ist kühler als der Herrenberg und liegt auf hartem blauem Schiefer. Nur die ältesten Reben aus den höheren Lagen gehen in das Große Gewächs. Der blaue Schiefer bringt die Kühle und Mineralität in den Wein. Die Süd-Südost-Exposition bringt die Sonneneinstrahlung für die Süße der Frucht. Alles zusammen schafft die Balance und Harmonie, die den Abtsberg immer zu einem der größten und harmonischsten Weine des Jahrgangs werden lässt. Er ist zu Recht eine Ikone. Ein erheblicher Teil des Abtsberg wird nach Verkostung abgestuft und dem Grünhäuser zugeführt. Deshalb ist der Ortswein auch so unglaublich stark. Der Abtsberg bringt unverwechselbare Weine. Das Terroir dieses blauen Schiefers, dieses Cool-Climate. Dieser Wein ist unverkennbar, sticht immer heraus. Unglaublich fein und schwebend, das ist er ja immer, aber im kühlen 2021 ist er es besonders. In der Nase ist große Ruhe, vor allem von Herrenberg und Bruderberg kommend, die viel lauter sind. Grünlich anmutende Williams Birne, Minze, fein gezuckerte Limette. Dahinter purer Stein. Erinnert mich etwas an 2016 in dieser dezenten Finesse, ein ganz zarter Duft. Weiße Blüten, hauchfein schieferwürzig. Einfach unaufgeregt, ein Wein zum Träumen und zum hintergründigen Erahnen. Der Mund rasselt dann aber schon viel rasanter rein als die hochfeine Nase vermuten ließ. Intensives Salz, konzentrierter Antritt, Apfeltöne, weißer Pfirsich, Zitrus, Stein. Alles fließt spannungsreich und vibrierend intensiv über die Zunge. Spätestens wenn der Wein im zarten Finale in seiner feinsalzigen Finesse davon schwebt, spürt man wieder, dass es nur der Abtsberg sein kann. Ein wunderbar belebender Ruwerriesling! 97-98+/100
Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.