Auxey-Duresses, die vergessene Perle im Herzen des Burgunds

Die großen Weine des Burgunds, fantastische Namen reihen sich aneinander. Die großen Weine sind in viele Länder exportiert, die Domainen vor Ort hoch frequentiert von Importeuren aus allen Herren Länder – private visitors not allowed. Viel Trubel in den letzten Jahren im Burgund. Zu Recht, denn das Burgund ist für viele das höchste Weinvergnügen. Das hat zur Folge, dass die Weine sehr bekannt sind, die Preise aufgrund der Nachfrage steigen und dass es kaum noch Geheimtipps in dieser Region gibt. Eine kleine Ausnahme bildet die versteckt gelegene Gemeinde Auxey-Duresses. Sie liegt direkt neben Meursault und hat Volnay und Pommard in Sichtweite, ungefähr 5 Kilometer neben Beaune in südwestlicher Richtung. Vergessene Gemeinden gibt es auch schon häufiger, aber keine mit dieser Qualität und diesen Weinen! Hart formuliert: Dieses Terroir wurde übersehen!

Circa 90 Hektar Pinot Noir und 40 Hektar Chardonnay werden in Auxey-Duresses lediglich angebaut. Kaum jemand kennt die großen Weine der Appellation wie zum Beispiel der fantastische, schlanke rote Auxey-Duresses von Coche-Dury oder den galaktischen Auxey-Duresses von Madame Bize-Leroy von der nicht mehr aufzutreibenden Domaine d’Auvenaye. Beides große Weine und geprägt von ihrer fantastischen Herkunft.

Bei den Weißweinen kann man fast sagen, dass für die Liebhaber spannungsgeladener Meursaults mit erfrischender Säure und enormer Animation Auxey-Duresses das bessere Meursault ist. Driftet der eine oder andere Meursault-Erzeuger ins holzig breite, fette Geschmacksbild, so bleiben die Auxey-Duresses bei gleicher mineralischen Intensität häufiger frisch und animierend. Die Appellation Auxey-Duresses kann das bieten, was viele suchen: großes steiniges Kalk-Terroir, frische Chardonnays, die eine gewisse elektrische Eigenschaft haben, im Glas vibrieren, Animation zeigen. Die Domaine Roulot und Coche-Dury werden dafür momentan verehrt, doch arbeiten sie eher im Nachbarort Meursault. In Auxey-Duresses spielt das Klima und der Boden diesem Stil viel eher in die Karten und es gibt hier viel zu entdecken. So wie der weiße Auxey-Duresses Patience No.11 Blanc 2018 von Agnès Paquet.
Patience ist keine spezielle Parzellen-Selektion. Die Grand Cru / Premier Cru Klassifikation beim Weißwein im Auxey ist auch eher unwichtig, es gibt lediglich zwei Hektar 1er-Cru-Land von 40 Hektar Weißwein.

Faszinierender Chardonnay mit feiner Säure, Duft nach Haselnuss, Ananas und feinem Buttergebäck, sehr animierend. Der Wein bewegt sich sehr auf der frischen Seite und zeigt lebendig elektrisierende Spannung, die dieses Getränk so vorzüglich macht. Der Wein wurde 12 Monate in 350 Liter Holzfässern ausgebaut um ihn danach vier Monate im Edelstahltank zu belassen. Diese Vorgehensweise erklärt die zurückhaltenden Holznuancen und den Wunsch der Winzerin frische, animierende Weißweine aus wertvollen Chardonnay-Terroirs herzustellen. Ich bin sehr glücklich mit diesem Chardonnay, hat mich das weiße Burgund doch schon so oft auf die Probe gestellt, obwohl ich Winzer und Terroirs persönlich kannte.

Das rote Pendant von Agnès Paquet finde ich ebenso spannend. Ich nenne das transparent, wenn Pinot Noir so wunderbar klar, mineralisch und kühl ist. Der Wein zeigt aus dem Riesenjahr 2015 eine grandiose Frucht und Animation, die man sich häufiger im Burgund wünschen würde, denn hier ist die Präzision beeindruckend. Im 2015 Auxey-Duresses glitzern die Nuancen von Himbeeren und frischen Kirschen um die Wette; eine feine, ziselierte Säure macht diesen Wein so unfassbar lebendig und animierend, wirklich toller Trinkspass. Der Vergleich mit den seltenen Pinots von Coche-Dury in Auxey-Duresses ist sicherlich angebracht, denn Agnès Paquet packt in diesen Rotwein die Frische und Mineralität eines knackigen Weißweines ohne die Vorzüge des Pinot Noir zu vernachlässigen, ähnlich genial, wie ihr berühmter Kollege in der Appellation.

Der heiße Jahrgang 2015 ließ großartige Weine im Burgund entstehen, wenn die Erzeuger die Frische und den Trinkspaß in den Weinen hielten. Agnès Paquet ist dies mit dem 2015er Auxey-Duresses eindrucksvoll gelungen. Alle, die einen großartigen Pinot aus einem Riesenjahr suchen sollten hier zuschlagen, denn für 25 Euro bekommt man diese Feinheit und Frische in Pinot Noir mit Sicherheit nicht mehr.

Über Felix Peters

Eigentlich wollte er Lehrer werden, aber eine Reise der Eltern bringt den Weinvirus aus dem Piemont mit ins Hause Peters und infiziert den damals 18-Jährigen.
Neu orientiert tritt er 1998 seine Ausbildung zum Restaurantfachmann im Zwei-Sterne-Restaurant »Le Val d’Or« an, das er aufgrund der großen Weinkarte aussuchte. In den folgenden zwei Jahren seiner Ausbildung belegt er den zweiten und schließlich den ersten Platz der Rangliste deutscher Nachwuchs-Sommeliers.
Es folgt ein Praktikum auf dem Weingut Schloss Vollrads und das Studium »Weinbau und Oenologie« an der Hochschule Geisenheim. Während des Studiums arbeitete er ein Jahr auf der Domaine de la Vougeraie im Burgund und anschließend bis 2005 als Betriebsleiter auf Schloss Halbturn im Burgenland.
2006 übernimmt er das Weingut Sankt Antony und arbeitet bis heute daran seine Ideen, Vorstellungen und Visionen auf die Flasche zu bringen.

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