Marsannay Clos du Roy 2021

Sylvain Pataille: Marsannay Clos du Roy 2021

Limitiert

Zum Winzer

95–97
100
2
Pinot Noir 100%
5
rot, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2050
Verpackt in: 6er
9
strukturiert
seidig & aromatisch
frische Säure
3
Lobenberg: 95–97/100
Gerstl: 19+/20
6
Frankreich, Burgund, Cote d'Or
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Marsannay Clos du Roy 2021

95–97
/100

Lobenberg: Alle Weine bei Sylvain entstehen in biodynamischer Weinbergsarbeit, Handlese mit kleinsten Erträgen, alles macht der Großmeister höchstpersönlich. Alles wird im Holz mit Rappen spontanvergoren danach Ausbau im überwiegend gebrauchten Barrique. Erster Umzug und erste Schwefelung nach einem Jahr. Das ist die einzige Lage in Marsannay, die die Chance hat demnächst ein Premier Cru zu werden. Ost-Südost-Exposition auf 270 Metern in leichter Hangneigung. Der Boden ist enorm karg, kiesig und stark eisenhaltig, demnach etwas rötlich gefärbt, obwohl er auf einem sehr puren Kalksteinfels sitzt. Die Reben sind zwischen 15 und 70 Jahren alt. Nachdem ich jetzt alle Marsannay bei Pataille durchprobiert habe kommt Clos du Roy ins Glas und pustet alles zuvor probierte nochmal weg. Einfach ein fesselnder Wein mit seiner kreidigen, enorm mineralischen Art. Die strahlende, geradezu vibrierende rote Frucht von Sauerkirsche und Johannisbeere ist hier so deutlich wie kein anderer Wein mit Mineralität unterlegt, die an Kreidestaub, Feuerstein und Gesteinsmehl erinnert. Gleichzeitig zeigt sich auch hier diese famose Transparenz und Symmetrie des Jahrgangs. Der Wein ist zwar expressiv, aber ebenso verwoben und in sich stimmig. Gar kühl wirkend, auch dieser Wein zeigt keine Hitze, nichts Üppiges. Es bleibt permanent in dieser vibrierenden roten Waldbeeren- und Kirscharomatik. Und beim Clos du Roy kommt noch diese sehr kühl Kalksteinart dazu. Auch im Mund eine wunderbare Symmetrie, alles greift in einander, die Säure, die Phenole, die Frische, die hohe Reife, einfach ein sehr kompletter, komplexer Wein, der mich sofort fesselt und mitreißt. Clos du Roy schießt mittig mit viel Energie über die Zunge und breitet sich dann langsam mit seinen feinkörnig-pudrigen Tanninen über den gesamten Mundraum aus, alles wird belegt, große Länge. Alles ist total reif, der Wein hat Vibration und Licht, ohne jede Schwere. Cranberry, Wildhimbeere, nur schön. Dennoch hat der Wein eine hohe Konzentration, aber die Dichte entlädt sich hier eben nicht in wuchtiger Frucht, sondern in Spannung und Energie. Hintenraus kommt auch etwas süßere Herzkirsche, die den vollreifen Jahrgang verrät, den Clos du Roy ansonsten beinahe vollständig negiert in dieser athletischen Art. Der Wein ist durch seine Leichtfüßigkeit und das Licht, das er ausstrahlt, sowie die Transparenz und Symmetrie bereits unglaublich zugänglich. Dennoch spürt man in der leichten Reduktion und der griffigen Struktur, dass er noch Zeit braucht und dass da noch so viel mehr kommen kann als er jetzt schon zeigt. In der Zwischenzeit würde ich 2015 und 2018 antrinken. Ein wunderschöner Pinot Noir. 95-97/100

Jahrgangsbericht

Was für ein unglaubliches Jahr! Auch im Burgund sind wir klimatisch wie charakterlich back to the roots der 80er bis 90er Jahre. Nach einer Serie von heißen bis extrem heißen Jahren seit 2015 eine wirklich willkommene Abwechslung. Die Weine sind berauschend frisch, saftig, straff und explosiv, kristallklar in ihrer Anmutung und Transparenz für die Terroirs. Gerade Letzteres ist ein Profil, das in manchem heißen Vorjahr nicht immer gegeben war. Ein Jahr für echte Burgund Afficionados, für Liebhaber der großen Klassik und der schlanken Finesse. Auf einen recht »normalen« Winter bezüglich Regen und Temperatur folgte ein ungewöhnlich rascher und warmer Frühling mit annähernd 30 Grad gegen Ende März. Der Austrieb erfolgte daher 10 Tage früher als erwartet, also Anfang statt Mitte April. da nahm das Drama seinen Lauf… denn eine Serie von brutalen Frostnächten vom fünften bis zum siebten April verwüstete Weite Teile des Mâconnais, der Côte Chalonnaise und an der Côte d’Or vor allem die Côte de Beaune, denn Chardonnay treibt früher aus als Pinot Noir. Aber selbst nördlichen Bereiche der Côte de Nuits wurden teils noch getroffen, wenn auch deutlich weniger. Nicht nur im Burgund, sondern in ganz Frankreich und Europa eine der kleinsten Weinernten seit Jahrzehnten – puh! Ein maßgeblicher Grund für die weiterhin galoppierende Preisentwicklung der Region. Es gibt einfach zu wenig Wein für die Welt. Der Sommer war eher kühl und sehr regenreich, mit 300mm doppelt so hoch wie normal. Die Trauben wuchsen und reiften entsprechend langsam und spät heran. Erst Mitte August kam die Wende mit beständig sonnig-warmem, trockenem Wetter. Die Lese begann dennoch viel später als in allen Vorjahren, meist erst ab der zweiten, dritten Septemberwoche im Süden des Mâconnais und der Côte Chalonnaise. Gegen die dritte, vierte Septemberwoche waren dann auch die kühleren Gemeinden wie Gevrey und Marsannay dran. Das unbeständige Wetter und einige Herbststürme entlang der Côtes hat die Erträge noch weiter dezimiert, sodass viele nur um die 15 bis 30 Hektoliter geerntet haben in Weiß und Rot. Die Lese zog sich in manchen Gemeinden bis Ende Oktober hin, das gab es kaum in den letzten 20 Jahren. Der Pflanzenschutz war eine Sisyphusarbeit, gerade die Biowinzer mussten quasi durchgehend rennen und auf ihre Sommerurlaube verzichten. Ein Nonstop-Job. Wer sauber gearbeitet hat und ein erfahrenes Leseteam einsetzt, konnte aber brillante, glockenklare Weine ernten. Nehmen wir mal Nicolas Potels Domaine de Bellene als Beispiel: Alkoholgrade im Schnitt um 13 Prozent, keinerlei Anreicherung nötig, keine Entsäuerung. Geht es noch besser?! Lange hatte ich nicht mehr so feine, verspielte, tänzerisch-leichte Pinot Noirs mit strahlend süßsäuerlicher Rotfruchtigkeit auf der Zunge! Weniger würzig-schwarzfruchtig-drückend als die Vorjahre. Einfach traumhaft schön zu trinken, zugänglich, geschliffen, die Tannine kaum spürbar. Die Chardonnays sind wieder etwas zitrischer, auch intensiv kräuterig-minzig und haben diesen spannungsreichen grünlichen Touch in der Frucht, den wir alle so lieben. Hohe Säuren, die aber gut von den hohen Extrakten aus den niedrigen Erträgen gepuffert werden. Eigentlich ist 2021 der Inbegriff dessen, worauf viele Winzer heute hinarbeiten, feine Strukturen, die sich trinkig und geschmeidig anfühlen, infusioniert eher denn extrahiert. Entsprechend waren fast alle absolut begeistert vom Profil der Weine 2021. Einige äußerten aber auch bedenken, ob die überwiegend angelsächsischen Journalisten den Jahrgang ebenso schätzen würden, denn er ist eben sehr oldschool und aromatisch und strukturell weit von den mediterranen Blockbustern von 2018 bis 2020 entfernt. Für mich persönlich ist 2021 Burgund ein wunderbares Highlight, von dem ich mir selbst mehr als von den Vorjahren in den Keller legen werde, weil es die pure Finesse ist. Wer erst in den letzten fünf Jahren mit dem Burgund angefangen hat, der wird den Sprung zu den 2021ern deutlich merken. Genießer, die sich schon 20 Jahre und mehr durch die Region trinken, werden sich in wohlig und genussreich an die Weine von Vorgestern erinnert fühlen, aber mit der geschliffenen Perfektion der Moderne. Für mich, ein wunderschöner Jahrgang.

19+
/20

Gerstl über: Marsannay Clos du Roy

-- Gerstl: Ist das mehr fein und zart? Oder ist das mehr konzentriert und reich? Irgendwie ist das beides, einfach eine geballte Ladung Finessen, auch wieder so ein Duft, über dessen Schönheit man nur staunen kann. Die Zeit steht still, die Aromen dieses Weines lassen mich alles um mich herum vergessen, dieses Erlebnis berührt zutiefst, obwohl das alles andere als ein monumentaler Wein ist. Ganz im Gegenteil: Das ist ein schlichter Kumpel, traumhaft süffig, völlig unkompliziert, einfach eine unvergleichliche Naturschönheit, es ist nicht irgend etwas Bombastisches, was einen da zum Staunen bringt, sondern diese natürliche Schlichtheit. Sylvain Pataille versteht es, aus dem unscheinbarsten Mauerblümchen einen grossen Wein zu machen. 19+/20

Mein Winzer

Sylvain Pataille

Sylvain Pataille gehört zu einer jungen Generation Winzer, die sich seit Beginn dieses Jahrtausends mit Träumen und Visionen und extrem hoher Einsatzbereitschaft auf den Weg zur Spitze machen. Er ist DER Newcomer aus Marsanny, mit einem Önologie- und Weinbaustudium in Beaune und Bordeaux.

Marsannay Clos du Roy 2021