Reinhold und Cornelia Schneider: Ruländer R Spätlese 2023

Reinhold und Cornelia Schneider: Ruländer R Spätlese 2023

Zum Winzer

Grauburgunder 100%
weiß, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2038
voll & rund
niedrige Säure
Lobenberg: 93+/100
Deutschland, Baden
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Ruländer R Spätlese 2023

93+
/100

Lobenberg: Dieser Wein steht auf Vulkangestein in 250 bis 350m Höhe in Endingen. Die Trauben reifen daher langsamer und werden demzufolge zuletzt geerntet bei Schneider. Der Weinberg ist traditionell ein Ruländer-Weinberg, hier stand nie irgendwas anderes solange sich die Schneiders zurück erinnern können. Schon zu zeiten der Vorväter wurde von den Genossenschaften für Ruländer aus dieser Lage ein Zuschlag gezahlt, weil sie immer eine höhere Güte hatten. Eine absolute Traditionslage in Endingen. Daher kommt von hier auch die Topselektion der Familie. Ganztraubenpressung über mehrere Stunden, langsam und oxidativ. Teilweise machen die Fässer eine spontane Malo. Große gebrauchte Holzfässer ab 500 bis 1200 Liter. Spontan vergoren und ausgebaut. Duftige Apfelnase, gelb und grün, schon in der Nase ist der Wein cremig und charmant, dazu reifer Pfirsich, Grapefruit, Orangenschale, Kumquat. Guter Gripp am Gaumen, feines Salz und Mineralik, die weit über jene eines üblichen badischen Grauburgunder hinausgehen. Die Textur, die Mineralität, Saft und Salzigkeit sind beeindruckend. Der Speichel fließt und man greift immer wieder zum Glas, obwohl der Wein so einen Dampf hat. Im langen Nachhall wieder Orangenzesten und Mandarinen in der Mitte, das gibt tolle Frische. Insgesamt ein extrem charmanter, cremiger, fülliger Ruländer, ohne dabei aber fett zu sein. Ein Wein mit einer unerwartet großen Feinheit und Finesse. Toller Wein.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Reinhold und Cornelia Schneider

Das Weingut Reinhold & Cornelia Schneider existiert erst seit 1981. Damals entschieden die Schneiders aus der örtlichen Genossenschaft auszutreten. Nun wollten die besonders Ehrgeizigen und Begabten alles nur der Qualität unterordnen, daher mussten sie lernen neue Wege zu gehen.

Ruländer R Spätlese 2023