Luciano Sandrone: Barbera d'Alba 2022

Luciano Sandrone: Barbera d'Alba 2022

Barbera 100%
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2023–2035
strukturiert
saftig
fruchtbetont
Lobenberg: 94/100
Galloni: 92/100
Italien, Piemont
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Barbera d'Alba 2022

94
/100

Lobenberg: Die Trauben kommen aus der besten Region für Barbera – Alba ist das Königreich des Barbera. Dabei sind die Weinberge der Sandrones in perfekter Höhenlage und Exposition. Große Qualität war von Anfang an Lucianos Traum, auch bei den »kleineren« Weinen, und nicht nur beim Nebbiolo. Daher sind die Trauben aus Reben in Monforte und Novello- Luciano hat von Anfang an nur perfektes Land erstanden. Barbera liebt Sonne und Wärme. Die Trauben werden je nach Jahrgang Ende September oder Anfang Oktober gelesen, um die perfekte Reife und Rundheit zu erreichen. Für ein Jahr im 500 Liter Tonneaux, 25-35 Prozent davon sind aus neuem Holz, und ein Jahr in der Flasche gereift. Tiefes, beinahe undurchsichtiges Violett mit einem magenta-farbenen Rand. Die Nase saugt mich ins Glas! Wow, das ist eine Lorelei. Saftige Schwarzkirsche mit genau der richtigen Menge an verführerischer Würze. Vanille, etwas Kerzenwachs, Zimt und frisch gedrehte Erde. Eine unglaubliche Harmonie schon beim Reinriechen. Im Mund ist hier der Hedonismus Faktor voll aufgedreht. Sauerkirsche, Schwarzkirsche, Blaubeere, Pflaume, Brombeere, alles ist reif, aber genau auf den Punkt und zugleich wunderbar saftig. Die Frische ist so harmonisch kombiniert mit diesen feinen, runden Tanninen, die samtig durch den Mund gleiten. Die knackige Barbera Säure ermöglicht diesem Wein auch, dass er ein paar Jahre im Keller vergessen werden kann. Das ist so wohlig schön und dennoch auch ein ernsthafter Wein mit burgundischen Zügen. Dieser Barbera spricht direkt mit der Seele – zauberhaft! 94/100

Jahrgangsbericht

2022 war in ganz Europa ein von Hitze und Trockenheit geprägter Jahrgang. Im Piemont fiel bereits im Winter 2021 kaum Schnee, und es regnete lediglich im Mai und dann wieder im August in sehr kleinen Mengen, was ein wenig zur Erleichterung der Reben beitrug. Vom Austrieb bis zur Lese verlief die Wachstumsperiode ungefähr zwei bis drei Wochen früher als im Durchschnitt. Dieses Jahr war also von extremem Wetter gezeichnet, aber glücklicherweise war es sehr regelmäßig und konstant heiß und trocken – vom Austrieb bis zur Weinlese während des »Indian Summer« – und es gab keine Hitzespitzen. Da die Trockenheit nicht plötzlich eintrat, bildeten die Reben dementsprechend kleinere Blätter und weniger Trauben aus. Vielleicht kamen sie deshalb so erstaunlich gut mit diesen erschwerten Bedingungen klar, weil sie sich seit dem Frühling langsam an diese Situation »gewöhnen« konnten.2022 kann unmöglich generalisiert werden, und jeder Wein verdient es, einzeln betrachtet zu werden. Die etwas kühleren Höhenlagen im Piemont sind häufig auch von durchlässigeren Böden geprägt und dieses Jahr aufgrund der Trockenheit deshalb nicht automatisch besser. So sind 2022 ton- und lehmhaltige Böden mit besserem Wasserhaltevermögen deutlich vorteilhafter als sandigere. Die sonst »besten« Cru-Lagen zeichnen sich durch ihre besonders »perfekte« Ausrichtung zur Sonne und somit noch wärmeren Temperaturen aus. Auch das Alter der Reben und die Herangehensweise jedes Weinguts in den Weinbergen konnte einen entscheidenden Unterschied machen. Wurde durch sanftes Entblättern der Sonnenschutz gewährleistet und die Böden nicht unnötig durch Pflügen geöffnet, was zum stärkeren Verdunsten von Wasser führt, hatten es die Reben bedeutend leichter. Aufgrund der Trockenheit bestand kein Krankheitsdruck, es gab weder Pilzkrankheiten noch Fäulnis, was die Arbeit während der Wachstumsperiode auch erleichterte. In Summe brachten die berühmtesten Lagen 2022 nicht automatisch die besten Weine hervor, wohl aber die kühleren und lehmigeren Böden mit gutem Wasserspeicher der »alten« Terroirs aus Castiglione, Serralunga und Monforte d’Alba, teilweise auch Verduno. 2022 ist laut Aussage von Luca Currado-Vietti vom qualitativen Potenzial her riesig, im Ergebnis aber wegen zweier fehlender Regenschauer im August und September und zwei Grad zu hoher Spitzentemperatur haarscharf unterhalb eines Jahrhundertjahrgangs hängen geblieben. Die Winzer, die viel Zeit in die Weinberge investierten und zudem bereits vor oder bei der Lese gnadenlos aussortiert haben, brachten die beeindruckendsten Weine hervor. Was nicht perfekt oder gar vertrocknet war, gelangte gar nicht erst in den Gärtank. Im Durchschnitt bedeutet das 15 bis 40 Prozent kleine Erträge gesunder und konzentrierter Trauben. Im Keller musste aufgrund des höheren Verhältnisses von Traubenschalen zum Saft sanft extrahiert werden; der Ausbau erfolgte oft ein paar Monate kürzer als sonst und somit etwas reduktiver, um die Frische der Weine zu bewahren.Der Jahrgang 2022 hat einen wunderbaren »Überraschungseffekt«, denn wer überreife Weine erwartet hat, wird das Gegenteil im Glas finden! Die Trockenheit bremste. Aber seit im Jahrgang 2003 ebenfalls Hitze auf Trockenheit traf, haben die Winzer viel dazu gelernt. Was bereits bei den Bordeaux Primeur Proben des Jahrgangs 2022 deutlich wurde, stimmt auch im Piemont: In der Spitze kann 2022 enorm was! Die Weine sind so konzentriert wie 2017, aber mit deutlich mehr Frische ausgestattet. Aromatisch sind sie herrlich intensiv und bereit, eine unwiderstehliche Performance abzuliefern. Die Struktur der Tannine hängt dabei von den oben genannten Faktoren ab. Es gibt strukturiertere Weine, die aber durch ihre Fruchtbalance dennoch meist durchaus harmonisch sind. Ich versichere, dass mit Offenheit ausgestattete Nebbiolo-Liebhaber dieses Jahr mit der ein oder anderen Neuentdeckung belohnt werden, denn 2022 gibt es durchaus viele hervorragende und gar überragende Weine im Piemont, auch wenn 2021 sicher über alle Regionen gesehen harmonischer und gleichmäßiger in seiner Weltklasse rüberkam.

92
/100

Galloni über: Barbera d'Alba

-- Galloni: The 2022 Barbera d'Alba is packed with ripe red cherry/plum fruit. Mocha, spice, cedar and leather add layers of nuance. This succulent, forward Barbera is an absolute delight.

Mein Winzer

Luciano Sandrone

Luciano Sandrone war wohl einer der dynamischsten Erneuerer und Vorreiter in der Barolo Region. Er erreichte das schier Unglaubliche, nämlich sein Weingut aus dem Nichts aufzubauen und es in wenigen Jahren zu einem der besten und bedeutendsten der Region zu machen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau...

Barbera d'Alba 2022