Riesling Wallufer Oberberg Auslese 2021

J. B. Becker: Riesling Wallufer Oberberg Auslese 2021

Zum Winzer

96–97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2060
Verpackt in: 6er
3
Lobenberg: 96–97/100
Suckling: 96/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Wallufer Oberberg Auslese 2021

96–97
/100

Lobenberg: In diesem grandiosen Jahr der deutschen Klassik, in dem die Rieslinge wieder so rassig und stahlig daherkommen wie die Rheingauer der 70er, 80er und 90er Jahre, hat Hajo Becker spät gelesen, um reife, druckvoll-intensive Rieslingtrauben aus seinen Bioweinbergen zu holen. Der Oberberg ist seine einzige Auslese trocken in 2021, im Walkenberg ging das Topmaterial in die Spätlese trocken Alte Reben. Bei Hajo gibt es eben keine Anreicherung, die Prädikate erlauben das nicht, somit füllt er eben jedes Jahr wie es kommt. Dieses Jahr also die Auslese aus dem Oberberg und was für ein burgundisch-feiner Stoff das geworden ist! Cremiger Pfirsich in allen Schattierungen, hellsteinig und leicht pfeffrig unterlegt, weißer Pfeffer, Anis und Paraffin, confierte Limetten und Tigerbalm. Fast ätherisch in seiner kräuterigen Frische. Druckvoll-geschmeidg drückt der Riesling in den Mund, eine cremig-reife Textur, die man diesem Jahrgang kaum zutraut und die auch nicht viele erzielen konnten, wenn man ehrlich ist. Hier kommt etwas frische Birne hinzu und der Pfirsich wird gelber. Das Spannungsfeld aus saftiger Rieslingfrucht, seidiger Struktur und krachender 2021er Säure ist wirklich einmalig. Ein sensationeller Jahrgang für Becker, das freut mich für uns Genießer und umso mehr für ihn in seinem besonderen 50. Jahrgang. Ein großer, klassischer, stahliger und doch leckerer Rheingauer, toll! 96-97/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

96
/100

Suckling über: Riesling Wallufer Oberberg Auslese

-- Suckling: Generous white peach fruit fills out the ample body, but there’s nothing lush or exotic about this very focused wine that has the power to stand in for tannic reds. You only feel the 13.5% alcohol a little bit at the imposing and structured finish. Excellent aging potential. From organically grown grapes. Drink or hold. Glass stopper. 96/100

Mein Winzer

J. B. Becker

Das Weingut J. B. Becker wurde 1893 von Jean Baptist Becker gegründet. Er pflanzte in den besten Wallufer Lagen (Walkenberg) überwiegend Riesling und Spätburgunder.

Riesling Wallufer Oberberg Auslese 2021