Seine Tochter Maria Teresa führt sein Werk auf gleichem Niveau und mit einer sehr ähnlichen Grundphilosophie fort. Extrem sympathisch und offen und dennoch unglaublich traditionell und bewahrend. Bis heute gibt es weder Internet, noch E-Mail, auf dem Weingut. Weiterhin werden etwa 30 Tausend Flaschen erzeugt, verteilt auf 15 Tausend Flaschen Barolo aus den Lagen Cannubi, Rocche Annunziata, Rué und San Lorenzo, auf den Nebbiolo, der aus den Jungreben der gleichen Weinberge stammt und auf die sensationell feinen und fruchtigen Dolcetto und Barbera. Minimale Erträge aus den naturnah bearbeiteten Weinbergen, höchstens eine grüne Lese, Ernte des reifen Lesegutes meistens später als bei den Nachbarn. Bei Mascarello werden alle Lagen zusammen vergoren, die Auswahl findet nur im Weinberg statt, seit Jahrzehnten gibt es die gleiche Lesemannschaft, sie wählt schon im Weinberg perfekt aus. Die Weine werden komplett entrappt und dann mit der natürlichen Hefe vergoren. Alle Weine werden traditionell im Zementtank vergoren, Nebbiolo, Barbera und Dolcetto für acht bis zwölf Tage, der Barolo bleibt bis zu 30 Tage auf der Maische stehen. Danach wandern alle Weine ins große Holzfass. Maria Teresa erzeugt sicherlich zusammen mit Aldo und Giacomo Conterno und Mauro Mascarello die feinsten und burgundischsten Weine der Langhe im Stil der großen Meister, nicht der Modernisten.
Maria Teresa Mascarello beobachtete 2022, dass die Reben in einigen der besten Parzellen, wie beispielsweise in Cannubi, mehr leiden mussten und nicht so lange Triebe entwickelten wie in Jahren mit ausreichendem Niederschlag. Die Südausrichtung und das Amphitheater der Lage, das die Wärme perfekt einfängt, zusammen mit dem sandigen Boden und der höheren Lage führte dazu, dass 2022 viele der höher gelegene Parzellen mehr von der Trockenheit betroffen waren als die niedrigeren Weinberge. Hier haben wir 45 Prozent Sandanteil, was dazu führt, dass der Boden noch schneller abtrocknet. Da 2021 bereits ein relativ trockener Jahrgang war und im Herbst/Winter die Wasserreserven nur ungenügend aufgefüllt wurden, war der Rebschnitt im Winter schon die erste Herausforderung.
Die Reben waren 2022 zum Teil bereits ab dem Frühling gestresst und mussten sich aufs Überleben konzentrieren. Daher gab es auch einige Stöcke, die entweder ganz wenige oder sogar gar keine Trauben trugen. Insgesamt musste das Weingut leider eine 40 Prozent kleinere Ernte des Nebbiolo verzeichnen und es wurden von dem ohnehin schon sehr, sehr raren Stoff ungefähr 7.000 Flaschen weniger abgefüllt. Das bedeutet zu meinem Bedauern leider, dass auch unsere Zuteilung aller Voraussicht nach kleiner ausfallen wird.
Und es kommt noch schlimmer! Diese längere Trockenperiode beeinflusste zudem auch noch den Ertrag des Jahrgangs 2023. Im Winter 2022 wurde es zudem lange nicht kalt genug für den Rebschnitt – die Temperaturen sanken nicht unter 0 Grad Celsius und die Triebe wurden dadurch nicht braun, wie sie es idealerweise werden sollten.
Ende August 2022 fiel endlich wenig des lange herbeigesehnten Regens, der die Temperaturen des durchgehend von Ende Mai bis Ende Oktober heißen Sommers von über 30 bis 35 Grad Celsius für kurze Zeit etwas erfrischen konnte. Diese konstant heißen Temperaturen machten auch den Unterschied von 2022 zum Jahrgang 2023 aus, denn auch wenn es ein ungewöhnlicher Temperaturverlauf war, so gab es 2022 keine Hitzespitzen, sondern eben konstant heiße Temperaturen. Wie der Frosch im warmen Wasser, sozusagen, ist das für die Reben gefühlt nicht so schlimm, als wenn es plötzlich sehr heiß wird. Maria Teresa nennt 2022 den »Never Ending Summer«, denn selbst während der ersten Woche der Weinlese wurden noch 27 Grad Celsius verzeichnet. Das hat hier im Piemont so extrem noch niemand erlebt!
Die Lese begann hier am 20. September und war am 23. September schon komplett eingebracht. Alle Bartolo Mascarello-Weine haben eine wunderbare Fruchtreife und der Barolo ist mit 15% vol. körperreich. Die Säure bildet allerdings ein erstaunlich erfrischendes Gegengewicht, um alles harmonisch und erfrischend auszugleichen. Der Barolo hat trotz des heißen Jahrgangsverlaufs absolut nichts Überreifes. Die Beerenschalen waren dicker als gewöhnlich, was zur mächtigeren Struktur der Weine führte, allerdings ist das bei der eleganten, seidigen Bartolo Mascarello-Stilistik wirklich nicht so bedeutend.
Bei Bartolo Mascarello bekommen die Baroli immer etwas mehr Flaschenreife, bevor sie im September des vierten Jahres nach der Lese auf den Markt kommen. Dass einer der besten Weine des Jahrgangs 2021 der Jahr ein Jahr aus immer wieder verlässlich großartige, vielschichtige Barolo von Bartolo Mascarello ist, überrascht nicht wirklich.
Das Jahr war insgesamt kühler als das Vorjahr 2020 und lieferte Bilderbuch-Bedingungen während der Wachstumsperiode. Das verdeutlicht sich auch in etwas niedrigeren Alkoholwerten, obwohl hier sogar ungefähr eine Woche später als 2020 gelesen wurde. Der Frühfrost am 7. April 2021 reduzierte die Erntemenge bei Bartolo Mascarello leider um 10 Prozent. Im Gegensatz zu den 35 bis 40 Prozent weniger Ertrag des enorm trockenen Jahrgangs 2022 und des um ebenfalls 30 Prozent kleineren Ertrags im Jahrgang 2023 war das ein insgesamt positives Ergebnis. Dennoch wird der ziemlich perfekte Barolo aus dem gehypten Klassik-Jahrgang 2021 vermutlich innerhalb weniger Stunden vergriffen sein.
Bei Bartolo Mascarello bekommen die Baroli immer etwas mehr Flaschenreife, bevor sie im September des vierten Jahres nach der Lese auf den Markt kommen. Maria Teresa Mascarello beschreibt 2020 ebenso wie 2019 als klassischen Jahrgang, obwohl sie beide sehr unterschiedliche Persönlichkeiten sind. Während der strukturierte, muskulöse 2019er beinahe athletisch linear daherkommt und ein paar Jahre länger im Keller brauchen wird, ist der 2020er bereits im sehr jugendlichen Stadium, ein Jahr vor seinem Release, unendlich schick und verführerisch. Der Wein hat eine magische Komplexität, die harmonisch elegant mit einer mundfüllenden Saftigkeit verwoben ist, die ihm auch mehr Körper zu verleihen scheint als dem etwas linear-muskulös definierten, daneben probierten 2019er. Maria Teresa hat 2020 ein Elixir der puren Perfektion abgefüllt. Obwohl die Zuteilung des legendären Weinguts immer sehr knapp ist, wird 2020 bis auf Weiteres der letzte Jahrgang sein, in dem sich (schnelle!) Kunden ihre gewohnte Menge sichern können. 2021 wurden die Weinberge von Bartolo Mascarello vom Frost betroffen und es wird daher zehn Prozent weniger Barolo geben, 2022 werden es aufgrund der Trockenheit sogar 35-40 Prozent weniger und auch vom Jahrgang 2023 wird es 30 Prozent weniger Barolo geben. Daher sei allen Fans geraten sich in den nächsten Jahren (noch mehr!) ran zu halten, um beim Release nicht leer auszugehen.
Der Besuch bei Maria Teresa Mascarello war wie jedes Jahr eine reine Freude. Die charmante, zarte Frau spiegelt den Charakter ihrer Weine perfekt wider. Zeit mit ihr zu verbringen, ist etwas Besonderes und jede Minute mit ihr fühlt sich kostbar an. Wir probieren den reichhaltigen und samtigen »Lustwein« 2018er gegen den 2019er der – obwohl er noch über ein Jahr von seinem Release entfernt ist – schon so wahnsinnig viel Freude macht. Er verkörpert die grandiose Struktur und Eleganz des Klassik-Jahrgangs. Übrigens öffnet Maria Teresa ihre Weine am liebsten erst nach zehn Jahren Flaschenreife, denn dann sind sie ihrer Meinung nach in ihrem »Sweetspot-Trinkfenster«. Die große Neuigkeit bei Bartolo Mascarello hat aber gar nichts mit dem Barolo zu tun, sondern mit der Freisa. Diese autochthone Rebsorte ist eine absolute Seltenheit und Heiner musste über Jahre all seinen Charme einsetzen, um eine Zuteilung zu sichern. Früher gingen Maria Teresas Freisa meist nochmal durch eine zweite Gärung in der Flasche, dadurch hatte jede Flasche eine eigene Persönlichkeit. Obwohl diese Weine stets spannend waren, brauchte man ganz klar eine gewisse »open-mindedness« für ihren Genuss. Seit dem Jahrgang 2020 hat sich Maria Teresa entschieden, den Freisa nur noch komplett durchgegoren abzufüllen. Wegen des wärmer werdenden Klimas und des damit einhergehenden höheren Alkoholgehalts wurde die zweite Gärung zu schwer zu kontrollieren. Das Ergebnis ist 2020 ein florales und durch und durch leckeres Wunderwerk – einer der Weine, die man einmal im Leben probieren sollte.




