Lobenberg: Die Ried Schlössl ist eine sehr steile und hochgelegene Süd-Südwestlage, geprägt von kargem, blau-schwarzem Schiefer. Durch die hohe Lage auf rund 590 Metern, können die Trauben hier sehr lang und bis zur perfekten Aromenausprägung ausreifen, behalten dabei aber stets ihre Frische und straffe Säurestruktur. Die Trauben für den 2020er wurden vollreif und erst Mitte Oktober gelesen. Ganztraubenpressung, Spontangärung im 500 Liter Tonneau, worin die der Wein dann bis zur Abfüllung auch ganze zwei Jahre auf der Hefe reifte. Die Nase ist zunächst sehr klar, wirkt aber noch etwas verhalten. Reife Zitrone und Grapefruitabrieb mischen sich mit feiner gelber Frucht, kräutrigen und rauchigen-reduktiven Nuancen. Über allem liegt ein feiner Hefeschleier. Das muss man sich wie Aprikose und Nektarine im Kräutermantel vorstellen, dazu Mandel, nasser Stein, ein in der Ferne entfachtes Streichholz und ein paar Spritzer Zitronensaft. Dicht verwoben, konzentriert und druckvoll geht es auch im Mund weiter. Hier kracht es richtig, obwohl wir zwei Jahre Reife auf der Hefe haben, kommt die Säure dieses Chardonnays so präzise auf die Zunge wie die eines puristischen Chablis. In Salz gewendete Zitrone, dann auch etwas gelber Apfel und wieder Mandel. Guter Zug und Grip, tolle Pikanz und durchaus auch saftig dabei. Die Mineralität drückt immer wieder nach am Gaumen. Sehr schöne Länge, im Nachhall äußert sich das lange Hefelager dann doch durch eine feine Cremigkeit, die eine Textur wie von zartschmelzender Meersalzbutter hinterlässt. Sehr elegant und balanciert – ein wirklich schicker, ausdrucksstarker Morillon von diesen kühlen, steilen Terroirs in Kitzeck-Sausal. 95-96/100