Lobenberg: Dieser Kabinett feierte erst mit dem Jahrgang 2022 seine Premiere! Ein langersehnter Traum von Inhaber Moritz Hoffmann, der die Parzelle »Auf der Heide« schon immer separat ausbauen wollte, weil wir hier ein ganz anderes Terroir als im Rest der Goldgrube haben. Uralte, wurzelechte Reben im südwestlichen Teil der Lage, sehr hoch gelegen und dementsprechend kühl, dafür aber wärmer exponiert als der Rest der Lage. Sehr feiner, grauer Schiefer und etwas Grauwacke. Aufgrund der Höhe, ist die Vegetation hier meist etwa eine Woche später als im wärmsten Teil der Goldgrube, also ist die Lage wie prädestiniert für Kabinette, was sich auch im Säurewert von über 10 Gramm pro Liter bemerkbar macht. Es gibt nur ein einziges 500 Liter-Fass, dessen Wein es in Deutschland bei uns exklusiv gibt. Sehr feine Mineralität in der Nase, wie regennasser Schiefer an einem Sommertag. Druckvolle, reduktive Spannung umrahmt von weißen Blüten, Zitronengras, Limettenabrieb, Bergminze und etwas grünlicher Ananas. Geniale Frische ausstrahlend, schon die Nase wirkt zudem salzig. Wir haben in 2024 einen ähnlichen Charakter wie 2021 oder 2008, aber mit einem gewissen Plus an Charme. Moritz sagt, es erinnere ihn an 2016 mit etwas mehr Säurefrische, das passt auch. Diese Klarheit und Präzision lassen eher an Saar als an Mittelmosel denken. Ein großartiger, komplexer Kabinett, der auch glatt als Versteigerungswein durchgehen würde. Hat sicher eine lange Zukunft vor sich, aber das schöne ist – man kann sich auch einfach von diesem Kabi treiben lassen, zurücklehnen und ihn genießen. Noch eine Flasche, bitte… 96/100
»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!