Riesling Morstein 2021

Katharina Wechsler: Riesling Morstein 2021

BIO

Zum Winzer

94–95
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2036
Verpackt in: 6er
9
fruchtbetont
3
Lobenberg: 94–95/100
Suckling: 96/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Morstein 2021

94–95
/100

Lobenberg: Ein kühler und für rheinhessische Verhältnisse relativ hoch gelegener Weinberg, überwiegend Kalkstein. Der Boden ist überwiegend Ton- und Kalkmergel. Die Reben im Morstein sind erst 2012 neu gepflanzt, also im Vergleich zu Katharinas Kirchspiel relativ jung. Es sind Klone von der Mosel, welche überwiegend von Nick Weis kommen. Ein paar Stunden Maischestandzeit, weil die Trauben auch richtig gut aussahen hier, es war Katharinas gesündeste Lage in 2021. Im Gegensatz zum feinen, tänzelnden Kirchspiel, macht der Morstein schon deutlich mehr Druck, obwohl er auch nicht so spät gelesen ist. Sehr dichte Frucht, gelber Apfel, Quitte, ein Hauch Exotik, und eben nicht ganz die Feinheit des Kirchspiels erreichend. Morstein ist versammelter, kanalisierter schon im Duft. Die Frucht ist reif und europäisch, saftiger Augustapfel, Pfirsich, sehr typisch Rheinhessen-Riesling. Sehr versammelte Nase mit reifem europäischem Steinobst, Wiesenkräuter und gelbe Blüten. Grüntee und Kornblumen. Im Mund auch viel rote Frucht mit zitrischen Einschlägen zeigend. Schöner Druck, aber auch hier eher klassisch in der Anmutung, nicht so hochkonzentriert wie 2019. Druckvolle, sehr cleane Frucht, hier zeigt sich das perfekt reife Lesegut. Grüne Birne, Sommerapfel, sehr saftig nachschiebend. Das hat schon auch viel jugendliche Kraft aus seiner Fruchtigkeit. Sehr gelungen in 2021. 94-95/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

96
/100

Suckling über: Riesling Morstein

-- Suckling: Deep, dark and a little bit dangerous, this has tremendous power and energy, but both are tightly reined in. Super-chalky acidity plus plenty of mirabelle and fresh nuts character fill out the palate that’s only at the upper end of medium-bodied. Huge finish that’s supernova bright. From organically grown grapes. Drink or hold. 96/100

Mein Winzer

Katharina Wechsler

Erst 2010 beschloss Katharina Wechsler ihre Karriere in der Berliner Medienwelt aufzugeben. Zurück zur Scholle auf den elterlichen Hof, in die Heimat Westhofen. Und alles selbst machen, malochen sieben Tage die Woche, nur der Vater hilft mit.

Riesling Morstein 2021