Lobenberg: Die Trauben kommen aus einer 2,9 Hektar großen Lage in 120 Höhenmetern. Dieser Wein ist wahrscheinlich der beste Vermentino, der mir je ins Glas kam. Kein Wunder, denn die Reben sind alt und wurzeln tief. Die Trauben kommen sogar aus der ältesten Vermentino-Lage Bolgheris. Seit dem Jahrgang 2021 wird keine Kaltmazeration mehr durchgeführt. Die Trauben werden entrappt und dann zügig in zwei Stunden abgepresst. Dann folgt die relativ kühle Gärung und im Anschluss der Ausbau in zu maximal einem Drittel in Barriques oder Tonneaux und der Rest im Stahltank. Früher war der Neuholz Anteil viel höher, aber mittlerweile ist meist nur ein Tonneau pro Jahr neu. Während der Gärung werden die Hefen einmal am Tag aufgerührt (Bâtonnage), danach nur noch einmal pro Woche bis die Fässer im April verschnitten werden. Tiefes, leuchtendes Zitronengelb mit einem Hauch Grün. Die Nase ist reichhaltig und dicht, eine Mischung aus intensiver Steinigkeit und exotischer, gelber Frucht. Reife Marille, Aprikose, weißer Pfirsich, Zitronentarte und weißer Nougat, aber auch dichte exotische Aromen von reifer Ananas, Guave und etwas Orangenschale, Thymian und Salzzitrone, insgesamt ist der Wein auch dezent mineralisch rauchig. Im Mund gleitet cremige, dichte gelbe Frucht in öliger Textur über die Zunge. Mandarine, Weinbergspfirsich und Honigmelone bleiben intensiv, salzig und super präsent. Im Nachhall kalkiges Gesteinsmehl und ein Hauch weißer Pfeffer. Das ist so weit weg von all den belanglosen und leichten, manchmal »wässrigen« Vermentino die es gibt. Das ist Top Stoff, der Freude bereitet, lange im Mund nachhallt und dabei immer wieder Lust auf den nächsten Schluck macht. Dieses Jahr ist der Wein dichter und schiebender, jedoch ganz ohne schwer zu sein. Aus insgesamt 4,5 Hektar Rebfläche werden je nach Jahrgang 13-15.000 Flaschen gemacht. Für mich ist das der beste Vermentino aus Bolgheri!
Der Jahrgang 2023 stellte sich in Bolgheri zum Teil als echte Herausforderung dar. Der Winter 2022/ 2023 war relativ mild mit leicht überdurchschnittlichen Temperaturen und Niederschlägen. Dadurch trieben die Reben im ebenfalls regenreichen Frühjahr frühzeitig aus. Während des Frühlings wurden zum einen die Wasserreserven der Weinberge aufgefüllt, aber zum anderen bedeutete die Feuchtigkeit auch, dass viel präzise Handarbeit und Pflege der Reben, wie beispielsweise Entblättern, nötig war. Der Sommer war mit regelmäßigen Temperaturen um die 35°C relativ heiß, jedoch gab es keine Hitze-Spitzen. Kombiniert mit den großzügigen Wasserreserven des Frühlings, konnten die Trauben daher langsam und gleichmäßig reifen und eine hervorragende geschmackliche Konzentration erreichen. Ende August sorgten Regenfälle gemeinsam mit den kühlen Nächten im September zu einer bemerkenswerten aromatischen Komplexität, zudem wurde die ausgleichende Säure der Trauben bewahrt, welche die Harmonie bei phenolischer Reife bewahrte. Das Resultat ist ein früher zugänglicher, opulenter Bolgheri-Jahrgang mit wunderbarer, tiefer Konzentration, harmonischer Frische und schöner Eleganz. Die besten Weine haben zugleich durchaus ein bedeutendes Reifepotenzial.