Chateau Clos de la Vieille Eglise 2022

Chateau Clos de la Vieille Eglise 2022

Zum Winzer

97–100
100
2
Merlot 70%, Cabernet Franc 30%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2030–2060
Verpackt in: 1er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
seidig & aromatisch
3
Lobenberg: 97–100/100
Weinwisser: 95–96/100
Gerstl: 20/20
6
Frankreich, Bordeaux, Pomerol
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Clos de la Vieille Eglise 2022

97–100
/100

Lobenberg: 70 Prozent Merlot und 30 Prozent Cabernet Franc. Gelesen wurde vom 6. bis zum 15. September. Der Ertrag lag bei 23,5 Hektolitern pro Hektar. Die Maische wurde für 29 Tage im Beton vergoren. Der pH-Wert liegt bei 3,43, der Alkoholgehalt bei 14 Volumenprozent. Satte Schwarzkirschnase mit viel Veilchen. Üppig, duftig und reich, aber nicht schwer, sondern ultrafein. So fein war die Nase über all die Jahre, in denen ich den Wein begleite, noch nie! Das ist einfach nur noch schick! So verspielt, so feines Tannin in der Nase schon. Feine dunkle Lakritze, Nougat und Nutella. Immer wieder diese Schwarzkirsche, sehr dicht und gleichzeitig ultrafein. Ein köstlicher Mund. Wow, das ist ja unglaublich lecker schon beim Angang! Feinste Schwarzkirsche, etwas Tabak und Zedernholz, darunter roter Kirsche und Sauerkirsche mit feiner Lakritze und wieder Nougat. Tolle salzige Länge, die schwarze Frucht rollt immer wieder hoch. Das Ganze in einem seidigen Tanninbett. So spielerisch schick! Der Wein wird immer köstlich zu trinken sein. Das ist Gevrey-Chambertin Premier Cru in bester Ausprägung aus einem warmen Jahr. Reich, aber immer ultrafein, wollüstig und trotzdem schlank. Immer auf der seidigen Tanninstruktur laufend. Einfach ein grandioses Leckerli – großes Kino! 97-100/100 *** Ganze 1,5 Hektar umfassen die Weinberge von Clos de la Vieille Eglise, die inmitten der Rebflächen von Eglise Clinet liegen. Die Familie von Jean-Louis Trocard, in Person des Sohns Benoit, bewirtschaftet die Flächen organisch und händisch in reinster Form. Seit der finalen Eigentumskonzentration auf nur noch einen Familienzweig der Trocards im Jahr 2005 werden hier auf Pomerols bestem Terroir seit einigen Jahren sensationelle Ergebnisse erzielt. Neben den berühmten Namen Pétrus, Lafleur, Le Pin, Vieux Château Certan und Trotanoy wahrscheinlich die kostbarsten Weinberge auf dem Plateau Pomerols. 70 Jahre alten Reben, 70% Merlot und zu 30% Cabernet-Franc ergeben jedes Jahr nur 6.000 Flaschen. Die Vergärung findet spontan im Beton statt, der 18-monatige Ausbau zu 60 Prozent in neuen Barriques, zur 40 Prozent in gebrauchten. Wir haben hier einen recht lehmigen Boden, weißer Lehm auf Kreide und Kalkstein.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

95–96
/100

Weinwisser über: Chateau Clos de la Vieille Eglise

-- Weinwisser: 70 % Merlot, 30 % Cabernet Franc, 3.500 Flaschen. Dicht verwobenes, schwarzbeeriges Bouquet, exotische Hölzer, Schokopastillen, Lakritze und Brasiltabak. Am komplexen durchtrainierten Gaumen mit straffer Ausrichtung, seidiger Textur, körnigem Extrakt und mineralischem Kern, geradlinig. Im konzentrierten, langanhaltenden Finale Wildkirsche, Schlehensaft und dunkle Mineralik. 95-96/100

20
/20

Gerstl über: Chateau Clos de la Vieille Eglise

-- Gerstl: Das ist sagenhafte Noblesse, da strahlt eine ganz grosse Weinpersönlichkeit aus dem Glas, Pomerol wie aus dem Bilderbuch. Vibrierende Sinnlichkeit, atemberaubende Tiefe, mit edlen Aromen von Leder über Tabak bis zum erotischen Duft von schwarzen Trüffeln. Dahinter feine rot- und schwarzbeerige Frucht, Kräuter und Gewürze, alles in verschwenderischer Vielfalt. Der Wein hat einen überraschend leichtgewichtigen Auftritt. Unglaublich, mit welcher Leichtigkeit der davon schwebt – trotz immenser Konzentration und eindrücklicher Komplexität. Das ist eine die Sinne berauschende Weinschönheit, vollendete Präzision, ein zutiefst berührendes Weinmonument. 20/20

Mein Winzer

Clos de la Vieille Eglise

200 Jahre ist es nun her, dass es das Weingut Clos l’Eglise-Clinet gab. Durch Vererbungen und Familienaufteilungen entstanden zu der Zeit die drei Weingüter Eglise Clinet, Clos l’Eglise und das winzige Clos de la Vieille Eglise. Ganze 1,5 Hektar umfassen die Weinberge, die inmitten der Rebflächen...

Chateau Clos de la Vieille Eglise 2022