Cantina Delsignore: Spanna La Crotta 2022

Cantina Delsignore: Spanna La Crotta 2022

Zum Winzer

Nebbiolo 100%
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2038
fruchtbetont
pikant & würzig
saftig
Lobenberg: 93+/100
Suckling: 94/100
Italien, Piemont
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Spanna La Crotta 2022

93+
/100

Lobenberg: Die Appellation Coste della Sesia liegt im Norden des Piemonts auf den Alpen Ausläufern, am linken und rechten Flussufers des Flusses Sesia. Nebbiolo, die hier »Spanna« genannt wird, ist bei weitem die wichtigste Rebsorte, Stefano Dorelli macht diesen Wein sogar aus 100 Prozent Spanna. Er besitzt einige der besten Lagen der Region mit 35 bis 70 Jahre alten Reben, die in 350 bis 420 Höhenmetern auf kargen vulkanischen Böden aus Granit und Porphyr stehen. Der Boden hat einen hohen Gehalt an Mineralstoffen und ist besonders eisenreich. Nach der Handlese wird im Stahltank vergoren und nach acht Tagen auf der Maische abgepresst. Das ist im Vergleich zur Herangehensweise in der Region Langhe relativ kurz. Im Anschluss folgt der 12-monatige Ausbau im gebrauchten Barrique. Zartes, leuchtendes Rubinrot. Die Nase ist der Inbegriff der Feinheit und der Verspieltheit. Der Wein riecht klar, zunächst eher karg und nach alpiner Frische. Saftig reife, beinahe süße Himbeeren und Erdbeeren, knackige Sauerkirschen, rote Waldbeeren, getrocknetes Potpourri, auch ein Hauch ätherische Tannennadeln, Waldboden und getrockneter Salbei steigen aus dem Glas. Mit etwas Zeit kommt die dunkle, beinahe schiefer- und graphitartige Mineralik hinzu. Was die Fülle der Aromen angeht, kann man sich total am Glas erfreuen. Ob seiner Zartheit und Eleganz kann dieser Wein aber sicher beim ersten Reinriechen leicht unterschätzt werden. Im Mund tritt er saftig und ebenso mit alpiner Frische und Präzision auf die Zunge, die roten Johannisbeer- Himbeer- und Erdbeeraromen sind überraschend intensiv, klar und präsent – das konnte man bei der zarten Nase echt nicht erahnen. Die Tannine sind ultrafein und rund, sie erinnern an nassen Kalk. Rote Kirschen, Erdbeeren, Acai Beeren, Cranberries, getrockneter blonder Tabak, getrocknete, duftende Alpenkräuter, Potpourri, etwas Heu – vielschichtige, würzige Aromen. Im Nachhall kommen weiße Rosenblüten mit zartbitterer Schokolade hinzu. Ein kleiner aber feiner mineralischer Terroirwein, der immer wieder mit einer weiteren Aromen-Überraschung um die Ecke kommt. Macht garantiert jedem Liebhaber der Nebbiolo und der Finesse große Freude!

Jahrgangsbericht

2022 war in ganz Europa ein von Hitze und Trockenheit geprägter Jahrgang. Im Piemont fiel bereits im Winter 2021 kaum Schnee, und es regnete lediglich im Mai und dann wieder im August in sehr kleinen Mengen, was ein wenig zur Erleichterung der Reben beitrug. Vom Austrieb bis zur Lese verlief die Wachstumsperiode ungefähr zwei bis drei Wochen früher als im Durchschnitt. Dieses Jahr war also von extremem Wetter gezeichnet, aber glücklicherweise war es sehr regelmäßig und konstant heiß und trocken – vom Austrieb bis zur Weinlese während des »Indian Summer« – und es gab keine Hitzespitzen. Da die Trockenheit nicht plötzlich eintrat, bildeten die Reben dementsprechend kleinere Blätter und weniger Trauben aus. Vielleicht kamen sie deshalb so erstaunlich gut mit diesen erschwerten Bedingungen klar, weil sie sich seit dem Frühling langsam an diese Situation »gewöhnen« konnten.2022 kann unmöglich generalisiert werden, und jeder Wein verdient es, einzeln betrachtet zu werden. Die etwas kühleren Höhenlagen im Piemont sind häufig auch von durchlässigeren Böden geprägt und dieses Jahr aufgrund der Trockenheit deshalb nicht automatisch besser. So sind 2022 ton- und lehmhaltige Böden mit besserem Wasserhaltevermögen deutlich vorteilhafter als sandigere. Die sonst »besten« Cru-Lagen zeichnen sich durch ihre besonders »perfekte« Ausrichtung zur Sonne und somit noch wärmeren Temperaturen aus. Auch das Alter der Reben und die Herangehensweise jedes Weinguts in den Weinbergen konnte einen entscheidenden Unterschied machen. Wurde durch sanftes Entblättern der Sonnenschutz gewährleistet und die Böden nicht unnötig durch Pflügen geöffnet, was zum stärkeren Verdunsten von Wasser führt, hatten es die Reben bedeutend leichter. Aufgrund der Trockenheit bestand kein Krankheitsdruck, es gab weder Pilzkrankheiten noch Fäulnis, was die Arbeit während der Wachstumsperiode auch erleichterte. In Summe brachten die berühmtesten Lagen 2022 nicht automatisch die besten Weine hervor, wohl aber die kühleren und lehmigeren Böden mit gutem Wasserspeicher der »alten« Terroirs aus Castiglione, Serralunga und Monforte d’Alba, teilweise auch Verduno. 2022 ist laut Aussage von Luca Currado-Vietti vom qualitativen Potenzial her riesig, im Ergebnis aber wegen zweier fehlender Regenschauer im August und September und zwei Grad zu hoher Spitzentemperatur haarscharf unterhalb eines Jahrhundertjahrgangs hängen geblieben. Die Winzer, die viel Zeit in die Weinberge investierten und zudem bereits vor oder bei der Lese gnadenlos aussortiert haben, brachten die beeindruckendsten Weine hervor. Was nicht perfekt oder gar vertrocknet war, gelangte gar nicht erst in den Gärtank. Im Durchschnitt bedeutet das 15 bis 40 Prozent kleine Erträge gesunder und konzentrierter Trauben. Im Keller musste aufgrund des höheren Verhältnisses von Traubenschalen zum Saft sanft extrahiert werden; der Ausbau erfolgte oft ein paar Monate kürzer als sonst und somit etwas reduktiver, um die Frische der Weine zu bewahren.Der Jahrgang 2022 hat einen wunderbaren »Überraschungseffekt«, denn wer überreife Weine erwartet hat, wird das Gegenteil im Glas finden! Die Trockenheit bremste. Aber seit im Jahrgang 2003 ebenfalls Hitze auf Trockenheit traf, haben die Winzer viel dazu gelernt. Was bereits bei den Bordeaux Primeur Proben des Jahrgangs 2022 deutlich wurde, stimmt auch im Piemont: In der Spitze kann 2022 enorm was! Die Weine sind so konzentriert wie 2017, aber mit deutlich mehr Frische ausgestattet. Aromatisch sind sie herrlich intensiv und bereit, eine unwiderstehliche Performance abzuliefern. Die Struktur der Tannine hängt dabei von den oben genannten Faktoren ab. Es gibt strukturiertere Weine, die aber durch ihre Fruchtbalance dennoch meist durchaus harmonisch sind. Ich versichere, dass mit Offenheit ausgestattete Nebbiolo-Liebhaber dieses Jahr mit der ein oder anderen Neuentdeckung belohnt werden, denn 2022 gibt es durchaus viele hervorragende und gar überragende Weine im Piemont, auch wenn 2021 sicher über alle Regionen gesehen harmonischer und gleichmäßiger in seiner Weltklasse rüberkam.

94
/100

Suckling über: Spanna La Crotta

-- Suckling: Very elegant and restrained nose of sweet violets, watermelon, fruit salad, red cherries, strawberries and pomegranates. Dense on the palate with a medium body, chewy tannins, crisp acidity and a polished finish. Surprisingly delicious. Drink now.

Mein Winzer

Cantina Delsignore

Stefano Dorelli belebte sein historisches Familienweingut als Quereinsteiger wieder. Heute macht er die feinsten Weine im alpinen Norden des Piemont. Stefano Dorelli folgte seinem Herzen, als er seine erfolgreiche Karriere bei Siemens und Bosch an den Nagel hängte, um sich stattdessen seinem...

Spanna La Crotta 2022