Odinstal: Riesling 120 N.N. 2023

Odinstal: Riesling 120 N.N. 2023

BIO

VDP

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, trocken
11,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2038
mineralisch
leicht & frisch
naturbelassen
Lobenberg: 93–94/100
Suckling: 91/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling 120 N.N. 2023

93–94
/100

Lobenberg: Dieser Riesling aus alten Weinbergen auf 120 Metern über dem Meeresspiegel ist der Einstieg in die grandiose Welt des Odinstals. Der Wein wächst nicht oben bei Odinstal auf dem Gut, welches über 300 Meter hoch liegt, sondern unten in den regulären Weinlagen der Pfalz auf 120 Metern. Extreme biodynamische Weinbergsarbeit, bio- und demeter-zertifiziert. Feine Reduktion in der Nase, sehr würzig und karg. Dieser Wein erinnert mich in der Nase häufig ein bisschen an den Morillon vom Opok von Werlitsch. Quitte mit Amalfizitrone, frisches Heu, sehr würzig und kräuterig. Grüner Speck, Muschelschale. Etwas mehr Schub als der extrem schlanke 2022er. Etwas oxidativ im Stil, spürbar niedrig geschwefelt. Leichter Naturaltouch, wie er alle Weine von Odinstal auszeichnet, aber dennoch eine lupenreine, präzise Frucht dahinter. Andreas Schumann verwendet hier nur total cleanes Lesegut, was 2023 besonders schwierig war, hier musste extrem viel selektiert werden. Auch ein zarter Schmelz vom Hefelager kommt mit, der vor allem dem Mittelmund eine schicke Textur verleiht. Etwas ungewöhnlich, aber total spannend. Frische Gartenkräuter, Kerbel, grüner und gelber Apfel, sowohl gebacken als auch frisch. Ein bisschen Birne kommt durch. Der Wein wirkt kühl, schlank und fein und erinnert durchaus etwas ans Jura in seiner Art. Man erfreut sich an der Saftigkeit der Frucht und zack, wird man vom intensiven Gerbstofffinale wieder zurück zum Odinstal geführt. Super spannender Stoff, schwerelos und delikat, dass man locker eine Flasche alleine schafft.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

91
/100

Suckling über: Riesling 120 N.N.

-- Suckling: This successful natural dry riesling has an interesting interplay of crisp pears and Amalfi lemons with flinty lees character on the barely medium-bodied palate. The well-crafted tannins neatly underline all this and, together with the wet-stone acidity, power the long, crisp finish. From biodynamically grown grapes with Demeter certification. Drink or hold.

Mein Winzer

Odinstal

Das Weingut Odinstal ist in jeder Hinsicht sehr besonders. Altehrwürdig thront das Gutshaus auf 350 Metern über Meeresspiegel oberhalb der Stadt Wachenheim und ist damit das höchstgelegene Weingut der Mittelhaardt. Inhaber Thomas Hensel hat es Ende der 90er Jahre erwerben können und seitdem...

Riesling 120 N.N. 2023