Lobenberg: Dieser »Terroir-Rosé« aus dem Priorat hat eigentlich nicht viel damit zutun, was man sich unter einem typischen Rosé vorstellt. Hier ist nichts übermäßig fruchtig, nichts kitschig. Ich sehe ihn eher in der Kategorie »unkonventionell«, ohne dabei aber zu schräg zu sein. Dafür strukturiert, mit unglaublicher Power und Tiefe a la Pataille, Tondonia, Garage Wine oder auch Aldinger. Es ist ein Clarette, also eine Mischung aus roten und weißen Trauben. In dem Fall Grenache Noir und Blanc, gemeinsam vergoren. Nur die besten Trauben von über 50 Jahre alten Rebstöcken, die in über 500 Meter hohen, sehr kühlen Lagen stehen. Das Terroir ist hier geprägt von schwarzem Schiefer. Schonend gepresst und überwiegend im Betontank ausgebaut. In der Nase zunächst mit feiner Reduktion und rauchigen Elementen. Ein Schleier aus Streichholz, geschlagenem Feuerstein und Kreide. Mit etwas Luft kommt die herb-süße, rote Frucht durch. Granatapfel, Cranberry, Walderdbeere und Himbeere. Blutorange und auch ein Touch Veilchen, sowie ätherische Anklänge von Kräutern schwingen hier mit. Rosmarin, ein Hauch Zitronenthymian und Salbei. Im Mund mit hoher Spannung aus der klirrenden, enorm salzigen Mineralität, hochfeiner Säurespur und roter Frucht. Grapefruit, Himbeere, wieder Walderdbeere aber vor allem Salz. Wow, das ist ein Ereignis. So hochfein, so dicht, so konzentriert aber ohne fett zu sein. Feinkörniges Tannin schiebt über die Zunge, der Nachhall ist schier ewig. Großes Rosé-Kino aus dem Priorat mit sicher hohem Reifepotenzial.
2023 war sehr warm, aber er ist deutlich kühler und balancierter als der noch heißere und trockenere 2022. Nicht so aufregend und extrem wie 2021, eher eine reife und harmonische Version von 2020. Und so ist 2023 durchaus eine Fortsetzung der so großen Jahrgänge seit 2019. Luis Gutierez, Parkers Mann für Spanien, fasst den Jahrgang 2023 anhand von Alvaro Palacios Weingütern ganz im Westen und ganz im Osten, somit Landesübergreifend so zusammen: 2023 was an even more generous crop than 2022 … the wines have better balance, and it doesn't feel like a warm year at all. In fact, the wines feel more like they come from a cool year. It's a vintage that has a tendency toward reduction, not as much as 2020, but still reductive. But it's an elegant, stony reduction...The quality of the 2023s is stunning. There is a level of precision, cleanliness, symmetry and elegance that, if the end of the élevage and the bottling goes as expected, I must conclude that 2023 might be the finest vintage ... There might be other individual wines that reach higher peaks, but as an overall portfolio, the vintage 2023 represents the strongest collection ever produced.