Barolo Cerequio 2020

Roberto Voerzio: Barolo Cerequio 2020

2
Nebbiolo 100%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2040
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
strukturiert
3
Lobenberg: 99/100
Vinum: 99/100
Suckling: 98/100
6
Italien, Piemont
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Barolo Cerequio 2020

99
/100

Lobenberg: Cerequio liegt direkt neben, bzw. leicht versetzt unterhalb von Brunate, kurz hinter dem Ortsausgang von La Morra Richtung Barolo. Es ist etwas wärmer hier. Wie alle Lagen von Voerzio hat auch dieser Weinberg nur gut einen Hektar Größe. Ab dem Jahrgang 2020 kommt erstmals eine neue Parzelle dazu und insgesamt hat das Weingut hier nun 1,3 Hektar. Ab 2022 werden nochmal 1,5 Hektar dazu kommen, die mit 35-40 Jahren sogar etwas älter sind. Die Exposition ist Südost. Der Weinberg liegt durchschnittlich auf ungefähr 300 Meter Höhe, extrem hoch, aber hier ist es schon deutlich wärmer als in La Serra, was in kühlen Jahren ein klares Plus ist, in warmen Jahren ein Nachteil. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, bringt bei Roberto Voerzio nur knapp 500 Gramm Beeren aus maximal 4-5 winzigen Trauben. Nur die fünf stocknahen Trauben werden belassen und einige Zeit vor der Lese wird die untere Hälfte der Traube (mit der höheren Säure) vorsichtig weggeschnitten. Diese Ertragsreduzierung soll aber nicht die Intensität erhöhen, sondern saftige Frucht mit genialer Balance erreichen. Wahrscheinlich ist Voerzio der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft jedoch wichtig, die Stockdichte auf 8.000 je Hektar zu erhöhen. Cerequio hat 2017 die Umwandlung hin zu einer hohen Pflanzdichte abgeschlossen. Die Reben sind hier im Durchschnitt 20 Jahre alt. Natürlich erfolgt die Arbeit vom Weinberg bis zum Keller biologisch-organisch (auf Robertos Wunsch nicht zertifiziert, da das Ansehen der italienischen Zertifikate wegen diverser Undurchsichtigkeiten arg ramponiert ist). Nur Spontanvergärung. Wie alle Weine Voerzios 100 Prozent entrappt und für zwei Jahre in burgundischem, sehr dichtporigem Holz, das minimal getoastet wurde, ausgebaut. 20 bis 25 Prozent der Fässer sind neu, der Rest wurde maximal sechs Mal befüllt. Bei so geringen Erträgen und biodynamischer Weinbergsarbeit ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i.d.R. gibt es hier 3 Wochen Vorsprung, man erntet vor allen Kollegen oder erreicht in anders verlaufenden Jahren eine höhere Reife und Komplexität. Auch liegt bei Voerzio trotz der hohen inneren Reife die Säure immer höher. Voerzios Weine sind immer reif und extrem frisch zugleich. Cerequio hat zwar ein ähnliches Terroir wie Brunate, trotzdem ist Cerequio wegen seiner höheren Wärme im Mikroklima meistens etwas kraftvoller und dichter. Cerequio ist immer sehr besonders. Es ist eine Lage, die polarisiert. Mal finde ich den Wein überragend, mal finde ich ihn auf ganz hohem Niveau einen der schwächeren Crus. Ich probiere den Cerequio nach dem Barolo Fossati. Leuchtendes Rubinrot mit einem Hauch Orange. Hier ist mehr Dichte und Sonne im Glas. Reife, saftige, rote Kirschen, wilde rote und gelbe Pflaumen, etwas Mandarinen- und Orangenschale, ein verführerischer Hauch Vanille, Potpourri und eine steinige Mineralität die nach und nach in Teer und würzige Erdigkeit übergeht. Wow, diese Balance im Mund ist einfach sagenhaft, beinahe überwältigend. Die Tannine sind schwebend, puderzucker-fein und mit fabelhafter Frische ausgeglichen. Sie surfen die saftige rote Fruchtwelle. Alles ist in wunderbarer Harmonie, ein Hauch Pfirsich und Orangensaft sorgen für die perfekte Frische. Ein absoluter Charme-Bolzen. Reif und cremig, nimmt mich der Wein an seine Brust. Die Kombination aus Saftigkeit mit diesem feinen Tannin und dieser attraktiven gelben Frucht sind komplett anders als alles, was ich bisher von diesem Jahrgang probiert habe. Dabei ist alle Frucht genau perfekt auf dem Punkt, nichts ist überreif oder zu viel. Das ist einfach eine ultimative Verführung. 99/100

Jahrgangsbericht

Der Jahrgang 2020 ist der Mittlere einer Trilogie herausragender, großer Jahrgänge im Piemont. Im Weinberg waren die Konditionen des Bilderbuch-Jahrgangs absolut perfekt. Während der Wachstumsperiode wurden die Reben mit ausreichend Regen versorgt, die Temperaturen waren im Sommer warm und ausgeglichen, ohne Hitzespitzen. Ab September sorgten die kühlen Nachttemperaturen für das langsame, gleichmäßige Ausreifen der Trauben – also hervorragende Voraussetzungen. Wenn man den Jahrgang mit nur einem Wort beschreiben müsste, wäre es »Balance«. Die besten 2020er Nebbiolo Weine sind mit unendlich dichter, manchmal beinahe überwältigend intensiver, umwerfend attraktiver, saftiger, vibrierender, roter Frucht ausgestattet. Sie haben viele, dafür aber unendlich feine, rund polierte Tannine, die harmonisch in diese opulente »Fruchtwelle« integriert sind, ihre rassige Säure verleiht den Weinen neben diesem Tanningerüst zusätzlich ein vielversprechendes Reifepotential. Ob ihrer reifen Frucht werden die 2020er Baroli und Barbaresci dennoch vor den noch intensiver und klassischer strukturierten 2019ern und auf jeden Fall vor den 2016ern in ihr Trinkfenster kommen. Das Barolo Consortium vergleicht 2020 mit dem Jahrhundertjahrgang 2016, aber die Weine haben genuss-technisch sogar noch mehr auf dem Kasten, denn sie erreichen eine traumhafte Kombination aus der ultra-hedonistischen Frucht des Jahrgangs 2018 mit der phänomenalen, klassischen Struktur des Jahrgangs 2019. 2020 ist also »The best of both worlds«.

99
/100

Vinum über: Barolo Cerequio

-- Vinum: Ein Aushängeschild der renommierten MGA Cerequio: Überaus verführerische fein ziselierte Nase nach Waldfrüchten, Granatapfel, Blüten und Gewürzen; schnittige Textur, die Tannine engmaschig, die Säure belebend, vereint noblen Charakter und Frucht bis ins Finale.

98
/100

Suckling über: Barolo Cerequio

-- Suckling: Like a bouquet of flowers with orange peel, candied cranberry and blood orange. Mineral. Full-bodied with chewy and minerally tannins with dried citrus. More racy tannins at the end. Juicy and zesty finish. Needs time to come together and soften. Drink after 2029.

Mein Winzer

Roberto Voerzio

„Der Barolo, den ich anstrebe, soll ein strenger Wein sein, komplex an der Nase und am Gaumen sehr feurig. Man soll verstehen, dass er Frucht bester Weinberge ist, geduldiger und emsiger Arbeit, großer Leidenschaft, in großer Einfachheit und mit Respekt vor der Natur.“ (Roberto Voerzio)

Barolo Cerequio 2020