Lobenberg: Zillikens haben den Löwenanteil ihres Betriebes im Rausch mit rund 11 Hektar, deshalb können sie dort viel spielen. Das GG stammt aus den ältesten und besten Parzellen mit 60 bis 130 Jahre alten, wurzelechten Reben in Einzelpfahl, die Reben gehören zu den ältesten an Mosel-Saar-Ruwer. Nachdem es in 2020 kein GG bei Zillikens gab, weil sie nicht genug Fässer in der Top-Selektion auswählen konnten. Ein sehr konsequenter Schritt, mutig und sicher richtig am Ende. 2021 sind wir also wieder zurück im GG-Bereich bei Zillikens und vor allem wieder zurück bei unendlicher Saar-Finesse. Der Jahrgang hat diese wunderbar kühle, würzige, pure und tiefgreifend feuersteinige Expression der Saar. Diese ganz feine, hauchzarte, hintersinnige und schlanke europäische Frucht ist in 2021 so wunderbar ausgeprägt wie lange nicht mehr. Weißer Pfirsich, Apfel und Birne in knackiger grüner, aber total reifer Ausführung, dazu eine tolle Mineralschärfe im Duft. So klar und duftig, Flieder und Apfelblüten, eine feine Wolke. Im Mund zieht und kracht es ganz erstaunlich, milde Limette, schlankes Steinobst, eine Mineralschärfe und Präzision wie es zumeist nur ein kühleres Jahr ausdrückt. Enorme Dramatik aus dem salzigen Feuerstein, aber so zart und leichtfüßig, ultrafiligran. Wow, ich glaube ich habe selten so ein feingliedriges, verspieltes und schwebendes GG auf der Zunge gehabt. Tolle mineralisch aufgeladene Textur, alles löst sich in ganz feinem Salz auf an den Zungenrändern. Es folgt ein Finale, so zart wie ein Schmetterling, ultrafein und kristallin. Und doch hat es einen berauschenden Kick, eine klirrende Frische, die dem Steinwein aus der Rausch die fantastische Animation dieses kühleren Jahres einhaucht. Für mich eines der faszinierendsten GGs bei Zillikens in den letzten Jahren. Eine ganz feine Klinge. 96-98/100
Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.