Riesling Hallgartener Hendelberg Kabinett Erste Lage 2023

Peter Jakob Kühn: Riesling Hallgartener Hendelberg Kabinett Erste Lage 2023

BIO

VDP

Zum Winzer

94–95
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süss
10,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2034
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
fruchtbetont
3
Lobenberg: 94–95/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Hallgartener Hendelberg Kabinett Erste Lage 2023

94–95
/100

Lobenberg: Der Hendelberg ist die höchstgelegenste Lage in diesem Teil des Rheingaus, direkt am Waldrand. Sehr kühl. Steile Südwesthänge mit Phyllitschiefer. Der Weinberg profitiert immer von dieser sehr kühlen Klimazone, die durch markante Winde noch verstärkt wird. Im Zuge des mediterranen Klimawandels ist diese Kühle natürlich perfekt. Und gerade für den leichten Kabinett-Stil eignet sich dieser Weinberg sehr gut. Die Kabinette bei Kühn liegen immer eher im feinherben Bereich als im wirklich süßen, das gibt ihnen zum einen die für meinen Geschmack bessere Trinkbarkeit und zum anderen auch einen gewissen Druck durch den etwas höheren Alkohol als Rückgrat. In diesem Fall auf nur 18 Gramm Restzucker vergoren. Der Duft bewegt sich im Spektrum von warmer Zitrusfrucht, Orangenöl, Nektarine, Grapefruit, gelbe Blüten. Saftiger Mundeintritt mit prägnantem Säurezug, auch hier wird alles in dichter gelber Frucht ausgekleidet, die Schiefermineralität schält sich durch den Fruchtkern. Eine logische Ergänzung zu dem was dieser Berg auch in Trocken perfekt kann: Leichtigkeit, Frucht, Kühle. Ein super Kabinett im trockeneren Kühn-Stil. Der Hendelberg ist ein grandioser Kabinett-Weinberg und er würde noch mehr strahlen, wenn nicht der Klassiker Lenchen Kabinett 2023 so überirdisch gut wäre. 94-95/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Peter Jakob Kühn

Dass man nicht immer Mainstream sein muss, um großen Erfolg zu haben, beweist Familie Kühn mit Ihrer herausragenden Arbeit als Demeter-Aushängeschild des Rheingaus. 1978 übernahmen Angela und Peter Jakob Kühn das Gut in Oestrich-Winkel von Peters Vater, der kurz darauf nach langer Krankheit...