Riesling Terra Montosa 2023

Georg Breuer: Riesling Terra Montosa 2023

Zum Winzer

95+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2038
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 95+/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Terra Montosa 2023

95+
/100

Lobenberg: Normalerweise ist Terra Montosa immer aus den Rüdesheimer Berglagen, sowie dem Rauenthaler Nonnenberg. Seit 2019 ist jetzt aber auch Lorcher Pfaffenwies mit drin, denn Theresa hat 2019 die Lagen des Lorcher Weingutes Altenkirch übernommen und jetzt rund 7 Hektar Weinberge in Lorch. Theresa ist der Meinung, dass dieser Steillagen-Riesling aus dem mittleren Rheingau durchaus diese pikante Beigabe von Lorch, was ja schon gewissermaßen Mittelrhein-Charakter hat, dem Terra Montosa richtig guttut. Fast alle Lagen haben mehr oder weniger Schiefer-Charakter. Der Terra Montosa ist keine Abstufung oder Vorlese, sondern ein Wein aus demselben Material aus dem die großen Lagenweine gemacht werden. Erst vier Wochen vor der Füllung wird entschieden, was in die Lagen geht und was in den Terra Montosa abgestuft wird. Das ist also schon absolut highclass, was hier eingeht. Und das spürt man, denn hier geht es jetzt richtig los mit dem Stil von Theresa. Der Wein zeigt schon deutlich in welche Richtung die Lagenweine gehen. Vergärung und Ausbau zu einem recht großen Anteil im großen Holz, der Rest ist im Edelstahl. Hohe reduktive Spannung in der Nase, Austernwasser und Zitronenabrieb, auch aus dem heißen Jahr ein kühler, steiniger Duft, der nicht übermäßig fruchtig wirkt. Sehr elegant, dennoch hat er Kraft und Dichte, es ist ja top Lagenmaterial, was hier eingeht. Im Mund kommt noch etwas Quitte dazu, schiebt und spannt die sehnigen Muskeln an. Berauschende Mineralstruktur und was für ein grandioser Säurekick, der den Wein fliegen lässt. Das ist so sehr Breuer wie es nur geht. Konzentriert, fein, elegant und brachial frisch.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Georg Breuer

Bernhard Breuer zählte zu den ganz großen Vordenkern des Deutschen Weinbaus. Das eigentliche Ausmaß seines Wirkens zeigt sich erst eine Generation später. Breuer war einer, der für Deutschlands Weine lebte und deren Potenzial frühzeitig erkannte.

Riesling Terra Montosa 2023