#1 Ein wenig südlich der Großstadt Lyon eröffnen die hängenden Weingärten der nördlichen Côtes du Rhône ein grandioses Naturspektakel. Die Appellation Hermitage ist der Platzhirsch des Nordens. Man denkt unweigerlich an große Syrah, aber ein paar wenige kalksteinreiche Lagen dieses Granithügels eignen sich besser für die weißen Reben Marsanne und Roussanne. Hermitage Blanc ist ein echter Unicorn-Wein.
#2 Ganz im Süden der Nordrhône steht die verträumte Gemeinde Cornas im Ruf, der Hermitage des kleinen Mannes zu sein. Es gibt Gemeinsamkeiten, wie die Südexposition der besten Lagen und sehr pure Granitböden. Der Charakter ist jedoch verschieden. Cornas ist immer reiner Syrah, aber etwas weicher und zugänglicher als vom Hermitage. Dennoch kraftvoll, mediterran, wild, anschmiegsam und hedonistisch. Die mit Thymian garnierte Lammschulter wartet schon im Ofen!
#3 Der imaginäre Grenzübertritt zur Südrhône wird von vielen kleinen, meist auf Hochplateaus liegenden Gemeinden wie Vinsobres eingeläutet. Hier ist nicht mehr nur Syrah, sondern auch die verspielte Grenache eine Dominante. Im Gegensatz zum Norden setzt man im Süden mehr auf Cuvées. Die im nördlichen Teil der Südrhône wachsenden Weine sind von frischer Frucht und Lebhaftigkeit geprägt, erreichen aber nicht das Feuer und die Tiefe etwa eines Châteauneuf-du-Pape.
#4 Weite Landschaften mit roten Sand- und Kiesböden, gesäumt von Zypressen und Aleppokiefern kündigen den Übergang zur Südrhône an. Zur Olivenöl-getränkten Küche des Rhônetals passen die zartschmelzenden, cremigen Weißweine, die in den sonnenverwöhnten Hügeln zwischen Avignon und Orange wachsen, ganz vorzüglich.
#5 Mittig auf einem Gebirgszug aus Kalksteinfels sitzend, erzeugt die Gemeinde Gigondas fast ausschließlich Rotwein. Es war 1971 die erste Gemeinde der Côtes-du-Rhône-Villages, die Cru Status erreichte. Das Faszinierende an den Weinen Gigondas’ ist, dass sie die herbe provenzalische Würze und saftig-intensive Frucht mit einem Hauch von burgundischer Eleganz durchziehen.
#6 Wenn Hermitage der König des Nordens ist, so regiert Châteauneuf-du-Pape im Süden. Die roten Kieselsteine der Appellation sind ein legendäres Terroir. Von Kalk über Sand bis zu Schwemmland entstehen aus den 13 hier angebauten Rebsorten Weine von atemberaubender Reichhaltigkeit und Opulenz. Ein luxuriöses, seidiges Mundgefühl und mediterrane Kräuter definieren die feurigen, Grenache-basierten Weine. Châteauneuf-du-Pape ist in Flaschen gefüllter Hedonismus.