Lobenberg: Carlo Franchetti, der Cousin des mittlerweile leider verstorbenen visionären Winzer-Genies Andrea Franchetti, macht mit seinem Sancaba einen der besten Pinot Noirs Italiens. Die Weinberge stehen in einem kühleren Mikroklima und in 650 Höhenmetern nur unweit der Grenze zu Umbrien. Die Intensität der toskanischen Sonneneinstrahlung mildert Carlo ab, indem er Stroh auf dem Boden der Weinberge auslegt, damit die Sonne somit den Boden nicht zu sehr erwärmen kann. Generell tut er alles dafür, um auf seinem Mini-Boutique-Weingut feine, elegante Weine zu machen – das große Vorbild ist das französische Burgund. Mit dem Petit Sancaba, dem kleiner Bruder des Sancaba – hat Carlo einen genialen und preislich zugänglichen Einstieg geschaffen um Pinot-Liebhabern einen Anreiz zu geben, sich einen eigenen Eindruck von der herausragenden Feinheit seiner Pinot Noirs zu machen. Der Wein stammt von den jüngeren 6 bis 18 Jahre alten Rebstöcken. Die Trauben werden natürlich ebenso wie der Sancaba selbst biologisch angebaut, von Hand gelesen und anschließend mit wilden Hefen im Stahltank vergoren. 25 Prozent Ganztrauben tragen zur Frische und zum komplexen Aromen Profil des Weins bei. Der sechsmonatige Ausbau erfolgt im neutralen Betontank. Fassmuster. Mittleres, leuchtendes Rubinrot mit einem Hauch Magenta. Würzige Beeren-Nase von Himbeeren, Brombeeren, roten und schwarzen Johannisbeeren, Schattenmorellen und etwas Hibiskus. Die Frucht ist perfekt reif und eher knackig erfrischend als süß. Lorbeerblatt, braune Gewürze, Salbei und getrocknete mediterrane Kräuter sowie die beinahe staubige Kalkstein-Mineralität und rostiges Eisen sorgen schon beim Riechen für erdige Balance und Harmonie. Die Mineralität entwickelt sich nach 15 Minuten im Glas in eine immer dunkler werdende Richtung von zerschlagenem Schiefer und Granit. Alle Aromen sind versammelt: Frucht, Würze und Mineralität. Im Mund hat dieser junge Wein (ich probiere das Fassmuster im Mai 2025) eine beinahe elektrisierende Energie. Sauerkirschen, rote Pflaumen, wieder rote Johannisbeeren und viel Schwarzkirsche gleiten mit salziger Frische über die Zungenmitte. Auch im Mund spielt die präsente Mineralität des Weins eine wichtige Rolle. Eisenoxid und salziger Kalkstein übernehmen das Ruder, sobald die Frucht mit ihrer beeindruckenden Strahlkraft am Gaumen nachlässt. Die Tannine sind pudrig geschliffen und samtig. Im Nachhall macht sich an den Seiten der Zunge die angenehme, dezent bittere Würze mediterraner Kräuter breit – vielleicht ist das der einzige Hinweis auf die toskanischen Wurzeln dieses Weins?! Carlo Franchetti beweist, dass die Toskana sogar geniales Terroir für Pinot Noir hat. Eine echt augenöffnende Entdeckung – vielen Dank Carlo!