Lobenberg: Ein reinsortiger Godello aus alten Weinbergen, gepflanzt zwischen 1925 und 1940, also teils fast einhundertjährige Reben. Auch in diesem Wein zeigen sich der Freigeist und die Brillanz von Raul Perez, Spaniens „Rockstar“-Winzer, wie er häufig genannt wird. Ein Teil des Weines wird mitsamt Stängeln belassen, alles wird in 500-Liter-Fässer vergoren und unfiltriert belassen. Auf knapp ein Gramm Restzucker durchgegoren. Zweitbelegung, also kein Neuholzeinfluss, aber die Nase hat durchaus ein kleinen Touch Eichenwürze. Das ist ein leiser Wein, elegant, nichts springt aus dem Glas. Eher geschliffen wirkend, weißfruchtig, weißer und gelber Pfirsich, Nashibirne, getragen und fein. Hinzu kommt ein wenig grüner Tee, Kamille, gemahlene Sonnenblumenkerne, Sesam etwas Heu, zarte Würze, aber nichts wird laut, nichts drückt. Wir bleiben schwebend und nobel in der Nase. Der kleine Touch Eichenholz verbindet sich wunderbar mit der feuersteinigen und kreidigen Mineralik, schon ein klein bisschen gelbfruchtiges Puligny Montrachet im Duft irgendwie, aber doch sehr anders. Diese gelbe Blütenwürze und der Hauch von Kamillen und Tee führen doch eher nach Spanien. Mit mehr Luft kommt auch ein klein wenig Süße, kommt ein bisschen mehr Charme, Orangenblüte, Mandarine, wow, das ist schon ein ziemlich komplexes Teil. Kann in der Jugend gerne kurz karaffiert werden. Im Mund wahnsinnig intensiv, pikant, die Augen werden schmal, die Zunge wird salzig belegt. Prägnante, aber reife Säurespur, geradlinig im Antritt, aber zum Ausklang dann immer weiter auffächernd, bekommt richtig Tiefe und hallt lange salzig nach. Auch hier gelbe Birne, Kamille, Sesam und ein kleiner Touch Orange. Insgesamt kommt aber noch eine reife Zitrus-Pikanz hinzu, ein bisschen Limette zieht über die Zunge. Wow, ist das eine geniale Säure hintenraus, die den Wein trägt und ihm jede Schwere nimmt, obwohl er durchaus sehr intensiv und konzentriert ist. Vielleicht sogar ein bisschen Safran und ein kleiner Schalentouch in der Würzigkeit, der aber nur unterschwellig zur Komplexität beiträgt und nie dominiert. So wie das sein sollte. Ein komplexer und vielschichtiger Wein, bei Raul Perez gibt es nichts von der Stange, das ist klar. Großartig. 96+/100
2023 war sehr warm, aber er ist deutlich kühler und balancierter als der noch heißere und trockenere 2022. Nicht so aufregend und extrem wie 2021, eher eine reife und harmonische Version von 2020. Und so ist 2023 durchaus eine Fortsetzung der so großen Jahrgänge seit 2019. Luis Gutierez, Parkers Mann für Spanien, fasst den Jahrgang 2023 anhand von Alvaro Palacios Weingütern ganz im Westen und ganz im Osten, somit Landesübergreifend so zusammen: 2023 was an even more generous crop than 2022 … the wines have better balance, and it doesn't feel like a warm year at all. In fact, the wines feel more like they come from a cool year. It's a vintage that has a tendency toward reduction, not as much as 2020, but still reductive. But it's an elegant, stony reduction...The quality of the 2023s is stunning. There is a level of precision, cleanliness, symmetry and elegance that, if the end of the élevage and the bottling goes as expected, I must conclude that 2023 might be the finest vintage ... There might be other individual wines that reach higher peaks, but as an overall portfolio, the vintage 2023 represents the strongest collection ever produced.