Lobenberg: 100 Prozent Merlot. 13,2 Volumenprozent Alkohol. Der pH-Wert liegt bei 3,55. Der Ertrag lag 2021 bei 25 Hektolitern pro Hektar. 100 Prozent neues Barrique. Satte, reiche, kirschige Nase. So satt, so intensiv in der schwarzen Kirsche. Dahinter Holunder, auch Blaubeere, feine helle Lakritze und dunkle Schokolade. Aber extrem fein verwoben, keine Ecke, keine Kante. Nur reich, tänzelnd und samtig. Im Mund auch ein pikanter Ansturm an roter Kirsche. Dazu Cranberrys, Sauerkirsche und eine extrem konzentrierte Waldhimbeere. Der Mund zieht sich zusammen ob dieser Pikanz. Dahinter ein bisschen Orangenzesten und dann ein langer Kalkstein-Salz-Nachhall. Diese Pikanz zwischen der roten Frucht und der schwarzen, tanninreichen Frucht macht das Spiel dieses Weins aus. Der Wein ist 2021 in seinem intensiven Charakter viel näher an Trotanoy als an Le Pin. Fleischig und pikant. Die leichte Schärfe und hohe Frische erinnern an 2019. Fast ein großes Ereignis in 2021. Perfekt gelungen für diesen Jahrgang! 97-98/100 *** Ein winziger Weinberg mit nur einem Hektar Rebfläche, direkt neben Château Le Pin gelegen. 100 Prozent Merlot. Blauer Lehm und Kies als Terroir. Biologische Weinbergsbearbeitung, Begrünung. 100 Prozent Ausbau im neuen Barrique. Der Wein wird bis zur Flaschenfüllung überhaupt nicht geschwefelt. Er wird vollständig entrappt, der Ausbau findet im neuen Barrique statt. Bei extremer Dichtpflanzung ist der Ertrag pro Pflanze extrem gering. Der Weinberg besteht in Summe aus drei kleinen Plots: Einer liegt direkt neben Le Pin an der Grenze zu Château Trotanoy. Der nächste liegt direkt neben Château La Fleur Pétrus und der letzte neben Château Le Gay. Also drei winzige Flecken auf den besten Terroirs von Pomerol. Eigentlich unbezahlbare Terroirs, aber der sehr wohlhabende Peter Kwok aus Hongkong hat einfach mehr investiert als Le Pin und die anderen Interessenten. Alle umliegenden Château hatten versucht, diese Terroirs zu kaufen, aber gegen das Geld von Kwok ist kein richtiges Kraut gewachsen. Der Ansatz war, mit dem genialen Team von JC Meyrou als Regisseur und dem Winemaker Jérôme Aguirre, der von le Gay und La Violette bekannt ist, einen Pétrus- oder Le Pin-Konkurrenten zu schaffen – koste es, was es wolle. *** Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.