Roagna: Derthona Montemarzino 2022

Roagna: Derthona Montemarzino 2022

Weinclub

Zum Winzer

Timorasso 100%
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2052
unkonventionell
exotisch & aromatisch
mineralisch
Lobenberg: 97+/100
Parker: 94/100
Italien, Piemont
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Derthona Montemarzino 2022

97+
/100

Lobenberg: Luca Roagna ist unfreiwillig an diesen Weinberg gekommen. Sein Cousin, Besitzer des kleinen Weingutes und dieser Weinberge, verstarb unerwartet durch einen Unfall. Die Familie bat ihn diese uralten Reben doch weiter zu vinifizieren und so kam er in den Besitz dieses Weinberges mit Timorasso. Zum Glück ist Luca sehr gut befreundet mit dem Großmeister dieser Rebsorte, Walter Massa. Mit seiner Hilfe erzeugt er nun seit Jahren einen grenzgenialen Timorasso aus uralten Reben, der sogar den besten Stoff seines Mentors Massa übertrifft. In seiner ausgeprägten Phenoligkeit zeigt dieser Wein nach längerer Maischestandzeit so viel Kraft und Feinheit. Der Timorasso changiert von Quitte zu Melone, Zitronengras, Orange. Viel gelbe Frucht. Wenn man nichts gesagt bekäme würde man das niemals im Piemont verorten sondern wahrscheinlich für einen großen Wein von der Loire halten. Der Wein ist so eigenwillig und eigenständig. Für mich ist nur die Timorasso, wenn sie denn in dieser extremen Ausprägung wie bei Massa und Roagna rüberkommt, Weltklasse im Weißwein der autochthonen Rebsorten des Piemonts. Natürlich gibt es hier große Chardonnays, das ist ja aber international. Aber ob Gavi, Arneis oder ähnliches, nichts autochthones kann an diese Klasse des Timorasso heran. Das ist superber und individueller Stoff.

Jahrgangsbericht

2022 war in ganz Europa ein von Hitze und Trockenheit geprägter Jahrgang. Im Piemont fiel bereits im Winter 2021 kaum Schnee, und es regnete lediglich im Mai und dann wieder im August in sehr kleinen Mengen, was ein wenig zur Erleichterung der Reben beitrug. Vom Austrieb bis zur Lese verlief die Wachstumsperiode ungefähr zwei bis drei Wochen früher als im Durchschnitt. Dieses Jahr war also von extremem Wetter gezeichnet, aber glücklicherweise war es sehr regelmäßig und konstant heiß und trocken – vom Austrieb bis zur Weinlese während des »Indian Summer« – und es gab keine Hitzespitzen. Da die Trockenheit nicht plötzlich eintrat, bildeten die Reben dementsprechend kleinere Blätter und weniger Trauben aus. Vielleicht kamen sie deshalb so erstaunlich gut mit diesen erschwerten Bedingungen klar, weil sie sich seit dem Frühling langsam an diese Situation »gewöhnen« konnten.2022 kann unmöglich generalisiert werden, und jeder Wein verdient es, einzeln betrachtet zu werden. Die etwas kühleren Höhenlagen im Piemont sind häufig auch von durchlässigeren Böden geprägt und dieses Jahr aufgrund der Trockenheit deshalb nicht automatisch besser. So sind 2022 ton- und lehmhaltige Böden mit besserem Wasserhaltevermögen deutlich vorteilhafter als sandigere. Die sonst »besten« Cru-Lagen zeichnen sich durch ihre besonders »perfekte« Ausrichtung zur Sonne und somit noch wärmeren Temperaturen aus. Auch das Alter der Reben und die Herangehensweise jedes Weinguts in den Weinbergen konnte einen entscheidenden Unterschied machen. Wurde durch sanftes Entblättern der Sonnenschutz gewährleistet und die Böden nicht unnötig durch Pflügen geöffnet, was zum stärkeren Verdunsten von Wasser führt, hatten es die Reben bedeutend leichter. Aufgrund der Trockenheit bestand kein Krankheitsdruck, es gab weder Pilzkrankheiten noch Fäulnis, was die Arbeit während der Wachstumsperiode auch erleichterte. In Summe brachten die berühmtesten Lagen 2022 nicht automatisch die besten Weine hervor, wohl aber die kühleren und lehmigeren Böden mit gutem Wasserspeicher der »alten« Terroirs aus Castiglione, Serralunga und Monforte d’Alba, teilweise auch Verduno. 2022 ist laut Aussage von Luca Currado-Vietti vom qualitativen Potenzial her riesig, im Ergebnis aber wegen zweier fehlender Regenschauer im August und September und zwei Grad zu hoher Spitzentemperatur haarscharf unterhalb eines Jahrhundertjahrgangs hängen geblieben. Die Winzer, die viel Zeit in die Weinberge investierten und zudem bereits vor oder bei der Lese gnadenlos aussortiert haben, brachten die beeindruckendsten Weine hervor. Was nicht perfekt oder gar vertrocknet war, gelangte gar nicht erst in den Gärtank. Im Durchschnitt bedeutet das 15 bis 40 Prozent kleine Erträge gesunder und konzentrierter Trauben. Im Keller musste aufgrund des höheren Verhältnisses von Traubenschalen zum Saft sanft extrahiert werden; der Ausbau erfolgte oft ein paar Monate kürzer als sonst und somit etwas reduktiver, um die Frische der Weine zu bewahren.Der Jahrgang 2022 hat einen wunderbaren »Überraschungseffekt«, denn wer überreife Weine erwartet hat, wird das Gegenteil im Glas finden! Die Trockenheit bremste. Aber seit im Jahrgang 2003 ebenfalls Hitze auf Trockenheit traf, haben die Winzer viel dazu gelernt. Was bereits bei den Bordeaux Primeur Proben des Jahrgangs 2022 deutlich wurde, stimmt auch im Piemont: In der Spitze kann 2022 enorm was! Die Weine sind so konzentriert wie 2017, aber mit deutlich mehr Frische ausgestattet. Aromatisch sind sie herrlich intensiv und bereit, eine unwiderstehliche Performance abzuliefern. Die Struktur der Tannine hängt dabei von den oben genannten Faktoren ab. Es gibt strukturiertere Weine, die aber durch ihre Fruchtbalance dennoch meist durchaus harmonisch sind. Ich versichere, dass mit Offenheit ausgestattete Nebbiolo-Liebhaber dieses Jahr mit der ein oder anderen Neuentdeckung belohnt werden, denn 2022 gibt es durchaus viele hervorragende und gar überragende Weine im Piemont, auch wenn 2021 sicher über alle Regionen gesehen harmonischer und gleichmäßiger in seiner Weltklasse rüberkam.

94
/100

Parker über: Derthona Montemarzino

-- Parker: The Roagna family started making this wine in 2014 and were among the first to focus on Timorasso. A family cousin lives in the Colli Tortonesi and sold them a tiny piece of land. The idea was: why not try a white wine? The 2022 Derthona Montemarzino opens to soft intensity with honey, melon and acacia flower. Compared to the Solea (Chardonnay and Nebbiolo), which is sharper and fresher, this wine offers depth and textural richness. It shows a saturated golden color, and the oak integration is seamless. It has the basic qualities for decent cellar aging.

Mein Winzer

Roagna

Roagna liegt direkt in Barbaresco. Luca führt die Betriebsgeschichte des Familienweinguts mit seinem Vater. Nur 12 Hektar bewirtschaftet man. Diese aber mit größter Sorgfalt.

Derthona Montemarzino 2022