Lobenberg: Die Reben des Däublin wurden bereits 1999 gepflanzt. Hanspeter Ziereisen träumte schon lang zuvor von einem großen Syrah aus Baden. Er ist auch mit Familie Gonon von der Nordrhône bekannt und man tauscht sich fachlich aus. Der Wein wird vollständig per Hand geerntet. Die Trauben werden vollständig entrappt und 6 Wochen auf der Maische vergoren. Ausbau für 22 Monate in 50% neuem und 50% gebrauchtem Holz von der deutschen Top-Küferei Aßmann. Während der Gestad Syrah etwas an Saint Joseph erinnert, ist das hier ein bisschen näher an einem Côte Rotie, aber dafür ist der Jaspis fast zu fein, zu geschliffen. Ein schöner Mix aus roten und dunklen Beeren in der Nase, viel Kraft andeutend, aber gleichzeitig sehr fein wirkend. Schwarze Johannisbeere, Brombeere und Kirsche, Schwarzkirsche, ein Touch Blaubeere, so elegant, seidig anmutend. Auch leichte Röstnoten vom Holz und dunkles Gestein. Alles ist schwingend und schwebend, fast Pinot-artige Feinheit, ätherisch. Der Mund ist der schiere Wahnsinn, aber der Wahnsinn in Feinheit. Schwarzkirsche ohne Ende, süß und hochfein, leicht salzig an den Zungenrändern, blaue Beerenfrucht im langen Nachhall, der zu keinem Zeitpunkt die Eleganz missen lässt. Die Tannine sind ausgesprochen fein, geradezu seidig, total geschliffen und poliert. So lang, so schick, so spielerisch, das hat nichts Schweres an sich. Dazu diese grandiose Kühle, fast mehr noch als sie die Nordrhône ausstrahlt, Thymian, Veilchen, sehr stylisch. Das ist die unendliche Leichtigkeit des Seins. Geben Sie dem Wein bitte 5 bis 8 Jahre Zeit. Ein Traum von einem deutschen Côte Rotie und doch so eine stylische, kühle Eigeninterpretation. 97+/100
Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.