Dr. Heger: Chardonnay Ihringer Winklerberg Erste Lage 2022

Dr. Heger: Chardonnay Ihringer Winklerberg Erste Lage 2022

VDP

Zum Winzer

Chardonnay 100%
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2032
mineralisch
fruchtbetont
Lobenberg: 94+/100
Jancis Robinson: 17/20
Deutschland, Baden
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay Ihringer Winklerberg Erste Lage 2022

94+
/100

Lobenberg: Dieser Chardonnay aus Hegers Paradelage Winklerberg ist stilistisch durchaus vergleichbar mit einigen Premier Crus des südlichen Burgunds und braucht sich auch qualitativ überhaupt nicht hinter jenen zu verstecken. Alte Reben, gewachsen auf dem typischen Kaiserstühler Vulkanverwitterungsgestein. Selektiv per Hand gelesen, nach kurzer Maischestandzeit abgepresst, komplett im Barrique vergoren und für 11 Monate darin ausgebaut. Die Nase eröffnet zunächst mit intensiver, warmer Feuerstein-Mineralität. Aber nicht ganz so rauchig und dicht wie das Große Gewächs, sondern offener und schon deutlich zugänglicher. Zeigt auch nach einigen Schwenkern im Glas dann auf anhieb eine total schicke, saftige Frucht von gelbem Pfirsich, Apfel und einen feinen Zitrustouch. Umrahmt wird alles von unglaublich gut eingebundenem Holz, Anklängen von weißen Blüten und einem zarten Hefeschleier. Tolle Tiefe und Komplexität, der Wein kommt trotz seiner steinigen Mineralität doch auch charmant und umarmend daher. Auch am Gaumen läuft der Winklerberg auf saftiger Frucht, die von einer Welle aus salziger Mineralität in eine erstaunliche Länge getragen wird. Saftige Aprikose, wieder gelber Apfel, ein kleiner Touch von Mandarinenschale. Die präsente, aber reife Säure wird von griffigen Gerbstoffen begleitet. Schönes Spiel, ein wunderbar geschliffener und eleganter Chardonnay, dabei den ganzen Mundraum auskleidend. Im langen Finale kommen nochmal etwas Hefeschmelz und gesalzenes Karamell hinzu. Das ist wirklich ein begeisternder, deutscher Premier Cru – mineralisch, zupackend, fokussiert und dabei irgendwo auch lecker und zugänglich. In dieser Preislage etwas vergleichbares zu finden, wird schon extrem schwer.

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

17
/20

Jancis Robinson über: Chardonnay Ihringer Winklerberg Erste Lage

-- Jancis Robinson: Gentle, creamy citrus aroma with a touch of spice. Not an oaky wine. Really creamy, cool and fresh. Elegant style with plenty of fruit and finely balanced to a long finish.

Mein Winzer

Dr. Heger

Weingut Dr. Heger heißt Weinanbau in dritter Generation. 1935 wurde das Weingut vom Landarzt Dr. Max Heger gegründet. Sein Sohn Wolfgang Heger führte es in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in die Spitze der besten Deutschen Weingüter.

Chardonnay Ihringer Winklerberg Erste Lage 2022