Von Elias Schlichting

Reise an die Rhône 2025

Der Jahrgang 2024 an der Rhône überrascht: Nach den heiß-trockenen Jahren 2022 und 2023 kehrt 2024 zu einem klassischeren, kühleren Klimaprofil zurück. Trotzdem liefern die Top-Winzer dank modernem Weinbau teils herausragende Qualität – doch sorgfältiges Verkosten war dieses Jahr definitiv nötig. Daher haben wir uns im Frühjahr 2025 wieder für Sie durch die Keller entlang der Rhône verkostet, um die Highlights nach Deutschland zu holen.

Dentelles de Montmirail

Nordrhône: Weltklasse wie 2010

Im Norden, wo die Syrah-Traube etwas weniger unter dem feuchten Klima litt, zeigt sich 2024 als Super-Jahrgang. Charakterlich durchaus vergleichbar mit meinem Lieblingsjahr dieses Jahrtausends, dem legendären 2010. Auf ein kapriziöses Frühjahr 2024 folgte ein kühlerer, recht regenreicher Sommer, der die Syrah-Trauben langsam, aber sicher ausreifen ließ. Trotz geringerer Erträge – eine Folge des frühen Mehltaubefalls – erfolgte die Lese im heutigen Kontext eher spät, ab Mitte/Ende September bis weit in den Oktober.

Die resultierenden Syrahs sind seidig, rassig und energetisch, nicht so opulent wie 2022/23, aber mit feiner Dichte und einem faszinierend-kühlen, herb-mineralischen Kern. 2024 springt nicht direkt ins Gesicht wie 2023, sondern ist subtiler, eleganter. Sie brauchen wohl in ihrer teils reduktiveren Art etwas mehr Zeit, versprechen aber eine glänzende Zukunft. Auch die Weißweine der Nordrhône sind weitgehend superb geraten. Sie sind eine Mischung aus der frischen Finesse von 2021 und der Qualität von 2019. Einige könnten zu den besten gehören, die die Region hervorgebracht hat.

Weingut von Chapoutier
Chapoutier

Aus praktischen Gründen hat Chapoutier seine Primeur-Tastings mittlerweile vollständig auf die Vinexpo Paris verlegt. Dort sitzen wir dann so drei, vier Stunden in seiner Lounge und verkosten die neue Parcellaire-Kollektion rauf und runter. Als Maxime Chapoutier mir schon im Februar sagte, dass ihn 2024 geschmacklich an 2010 erinnere, war ich zunächst etwas skeptisch… immerhin ist der Jahrgang so ziemlich mein Ideal. Nach der Vinexpo und vielen Tastings an der Nordrhône weiß ich, dass er recht treffend damit lag.

Im Norden beginnt meine Reise beim Großmeister Chapoutier. In Summe über alle Weingüter von der Rhône bis ins Elsass und ins Roussillon ist das Universum von Michel Chapoutier der flächenmäßig größte biodynamisch bewirtschaftete Domaine-Verband der Welt. Was Michel Chapoutier und seine Kinder Mathilde (CEO) und Maxime (Betriebsleiter) jedes Jahr auf die Flasche bringen, ist in Umfang und Qualität konkurrenzlos. 45 Mal glatte 100 Punkte bei Parker und 33 Mal bei Dunnuck sprechen für sich. Chapoutier ist ein Universalgenie wie Markus Molitor. Nicht nur ich frage mich, wie sie das alles in nur einem Leben schaffen können. Eine der Antworten ist natürlich ein besonderes Händchen für den Aufbau eines grandiosen Teams. Alleine an der Rhône hat der Betrieb über 60 Festangestellte.

96–97+
/100

BIO

Crozes Hermitage Les Varonniers

Chapoutier

Rhone, Nordrhone

f

Syrah, trocken

z

strukturiert
saftig
pikant & würzig

a

Lobenberg: 96–97+/100

96–97+
/100

Michel Tardieu - Nordrhone

Rhone, Nordrhone

f

Cuvée, trocken

z

frische Säure
pikant & würzig
voluminös & kräftig

a

Lobenberg: 96–97+/100

Chapoutier verkauft alle Parcellaires jedes Jahr in Subkskription per Allocation. Alles, was davon von seinen weltweiten Importeuren nicht vollständig abgenommen wird, geht zu 100 Prozent zurück in die Schatzkammer. Es wird nach der ersten Allocation keine einzige Flasche Wein der aktuellen Jahrgänge mehr verkauft, bis sie mit ausreichend Kellerreife wieder auf den Markt gebracht werden. Michel, Maxime und das Team entscheiden in Tastings, welche Jahrgänge dann rauskommen. In 2025 kommen zusammen mit den spannenden 2017er Blancs einige Weltklasse 2015er Rouges (Pavillon und Meal sind noch nicht released). Zusätzlich hat auch Ferraton rare Schatzkammerweine aus großen Jahren für uns herausgegeben. Anders als Chapoutier tut die Domaine dies nicht regelmäßig, sondern nur als seltenes Schmankerl. Bis dato unter top Bedingungen in den Domaines gelagert.

98+
/100

BIO

Limitiert

Ermitage Les Greffieux

Chapoutier

Rhone, Nordrhone

f

Syrah, trocken

z

tanninreich
fruchtbetont

a

Lobenberg: 98+/100

Jeb Dunnuck: 98/100

95+
/100

Limitiert

Cornas Lieu-dit Patou

Ferraton Pere et Fils

Rhone, Nordrhone

f

Syrah, trocken

z

frische Säure
tanninreich
pikant & würzig

a

Lobenberg: 95+/100

Wine Spectator: 93/100

Der Hermitage-Berg trifft Nordrhône-Freaks voll ins Herz mit dem Jahr 2024. Bei Chapoutiers und Ferratons Parcellaires bleibt kein Auge trocken. Seit dem Jahrgang 2022 verwendet Chapoutier ein bisschen Rappenanteile in der Vergärung, das kam vor allem durch Maxime Chapoutier. In 2024 sind es schon über 20 Prozent, um den Weinen noch mehr Substanz zu geben. Sie sind etwas später zugänglich dadurch, weil sie auch etwas schärfer werden, aber dafür reifen sie wahrscheinlich noch graziler.

Tain L'Hermitage

2024 ist kein Blockbuster wie die Vorjahre, sondern bietet stringente Finesse für Liebhaber der alten Schule. Kühle Eleganz im Syrah bei knapper, dennoch voller Reife – traditionell die Quintessenz der Nordrhône. Und doch hat es diesen Schliff der Moderne, diese Perfektion im Tannin, die es früher nicht gab – jedenfalls nicht im Jungwein.

98–100
/100

BIO

Ermitage Blanc Le Meal

Chapoutier

Rhone, Nordrhone

f

Marsanne, trocken

z

fruchtbetont
voll & rund

a

Lobenberg: 98–100/100

Decanter: 98/100

100
/100

BIO

Ermitage Le Meal

Ferraton Pere et Fils

Rhone, Nordrhone

f

Serine, trocken

z

tanninreich
frische Säure
seidig & aromatisch

a

Lobenberg: 100/100

Domaine Ferraton gehört ebenfalls zum Chapoutier-Universum, wird aber komplett unabhängig geführt. Das etwas über 20 Hektar umfassende Kleinod liegt nur wenige Minuten zu Fuß vom Chapoutier-Headquarter entfernt. Der geniale Winemaker Damien Brisset führt Ferraton gerade in neue Höhen. Er kam über Stationen auf Château Latour und Château Cheval Blanc von Bordeaux zurück in seine Heimat an der Rhône. Brisset ist die Ruhe selbst, aber wahnsinnig ehrgeizig. Kein Schnacker, sondern ein Macher. Seine Detailversessenheit spürt man in jedem Wein von Ferraton. Er ist nun über 15 Jahre für die Domaine verantwortlich und kennt jede Parzelle wie seine Westentasche. Er war federführend bei der vollständigen Umstellung auf Biodynamie in 2010 und hat seit 2022 auch im Keller nochmal gigantisch an der Qualitätsschraube gedreht. Auch Parkers neuer Mann für die Rhône war nach seinem Besuch im November 2024 nachhaltig beeindruckt:

Ich war tief beeindruckt von den Leistungen des talentierten Betriebsleiters Damien Brisset. Mit 21 Hektar Rebfläche, die vollständig nach biodynamischen Methoden bewirtschaftet werden, produziert das Weingut strukturierte, intensive Weine, die zugleich samtig und präzise sind und zu den besten der Region zählen.

Es gibt mit dem Crozes Les Raisinières und dem Saint-Jo Les Oliviers in 2024 einige neue Rotweine unter den Parcellaires. Aus Cornas liefern sich Les Eygats und Patou ein dichtes Kopf-an-Kopf-Rennen in 2024. Ich liebe die wilde Würze des Patou, diese erdig-steinige Urkraft. Wer etwas mehr provenzalische Feinheit sucht, der sollte lieber zum Eygats greifen.

Damien Brisset Weinprobe
Lunch mit Damien Brisset

Als wir den mehrstündigen Verkostungsmarathon durch die 2024er Signature- und Parcellaire-Range hinter uns hatten, saß ich mit Damien Brisset und dem Team zum Lunch. Er hatte nicht ganz ohne Hintergedanken einen rauchig-graphitigen 2010er Hermitage Le Méal mit sehr subtiler Extraktsüße und saftig-straffem Tannin aus dem Keller geholt. 2024 ist für Kenner und Insider der Nordrhône ein faszinierender Stoff, der genau in diese kühle, herbsaftige Kerbe schlägt. Allerdings vielleicht nicht das beste Jahr für Neueinsteiger in die Region, da ist das reichere und cremigere 2023 viel mehr pleasing.

96–98
/100

Ferraton Pere et Fils

Rhone, Nordrhone

f

Serine, trocken

z

frische Säure
tanninreich
fruchtbetont

a

Lobenberg: 96–98/100

95–96+
/100

BIO

Crozes Ermitage Le Grand Courtil

Ferraton Pere et Fils

Rhone, Nordrhone

f

Serine, trocken

z

frische Säure
tanninreich

a

Lobenberg: 95–96+/100

Südrhône: Durchwachsen mit großen Highlights

Der Süden war 2024 von ungewöhnlich anhaltenden Sommerniederschlägen und starkem Mehltau-Befall geprägt, was zu extrem kleinen Erträgen führte. Die Ernte in Châteauneuf war im Schnitt rund 25 Prozent geringer als in 2023. Betriebe, die auf eine spätere Lese gepokert und perfektes Terroir haben, brachten Top-Ergebnisse. Nur eine Handvoll Domaines sind wirklich erstklassig in 2024 – die haben es dafür aber in sich!

Laurence Feraud bei Pegau
Laurence Feraud bei Pegau

Meine Rhône-Reise begann dieses Jahr genau im Herzen des Südens – im feurigen Châteauneuf-du-Pape, wo die Weißen zunehmend ein Thema sind. Von den 13 zugelassenen Rebsorten sind immerhin sechs weiß, allerdings liegt die Weißwein-Produktion in der Appellation noch immer unter 10 Prozent. Dennoch spürt man den wachsenden Fokus auf Blancs, sowohl nachfrageseitig als auch in den Domaines.

Die trockenen Weißweine dieser Appellation gewinnen rasch an Popularität, da sich die Weinherstellung sprunghaft verbessert. 

Die Berg-Gemeinde Gigondas hat seit dem Jahrgang 2023 Weißweine offiziell in den Village-Status erhoben – auch das zeigt, wohin die Reise geht. Aktuell setzen die Winzer des Südens viel Hirnschmalz daran, die geeigneten Rebsorten und Terroirs für die Weißen der Zukunft zu finden. Während viele Domaines der mediterranen Roussanne etwas den Rücken kehren, kristallisiert sich Clairette für einige als besonders spannend heraus. Vom Clos du Caillou über Famille Ferrando bis zu DEF RED und Pegau, wie auch bei Raymond Usseglio basieren viele der weißen Topweine bereits heute auf Clairette. Daneben stehen die großen, traditionellen Cuvées aus allen Rebsorten – wie auf Clos des Papes oder bei Jérôme Bressys Gourt de Mautens in Rasteau – die ebenfalls atemberaubend sein können. Andererseits waren die größten gereiften Châteauneuf Blanc, die ich in meinem Leben getrunken habe, meist Roussanne Vieilles Vignes von Beaucastel… dieses Niveau gilt es für die neueren, sortenreinen Weine erstmal noch zu beweisen.

96
/100

BIO

Chateauneuf du Pape blanc

Famille Isabel Ferrando - Saint Prefert

Rhone, Chateauneuf du Pape

f

Cuvée, trocken

z

exotisch & aromatisch
voll & rund
mineralisch

a

Lobenberg: 96/100

Jeb Dunnuck: 97/100

98–100
/100

BIO

Roussanne Vieilles Vignes

Perrin / Beaucastel

Rhone, Chateauneuf du Pape

f

Roussanne, trocken

z

voll & rund
exotisch & aromatisch

a

Lobenberg: 98–100/100

Jeb Dunnuck: 100/100

Für mich ist Jahrgang 2024 in Weiß sogar noch etwas spannender als 2021 und kann – zumindest bei den Besten – den Jahren 2022 und 2023 auf Augenhöhe begegnen – mit einem strafferen und energetischeren Profil. Es kommt darauf an, ob man eher schlankere Vibration oder expressive Power bevorzugt. 2024 ist jedenfalls geradezu verspielt für Châteauneuf. In der Jugend, mit noch etwas Kohlensäure und gut gekühlt getrunken, hat das eine für den tiefen Süden ungeahnt belebende Energie auf der Zunge. Die Balance ist da und die pH-Werte sind nicht zu hoch. Dieser initial zu leichter Reduktion neigende Charakter des Jahres – wie ihn 2021 und 2014 auch hatten – kann sie zu Langstreckenläufern machen.

Einer der Großmeister der Weißweine, Laurent Brechet von Château Vaudieu, hat in 2023 und 2024 eine spektakuläre Palette an Blancs erzeugt. Vaudieu arbeitet ohne Batonnage und ohne Malo, um die Weine möglichst frisch und präzise zu halten. Vincent Avril, der auf Clos des Papes ebenso einen der besten Weißweine der Appellation keltert, hält es genauso. Die Lese findet bei den Top-Betrieben nur noch im Morgengrauen bis maximal 9.30 Uhr statt, damit keine zu warmen Trauben reinkommen. Auf Beaucastel wird mittlerweile sogar nachts im Flutlicht gelesen – wie in Kalifornien.

Chateau Vaudieu
Chateau Vaudieu

Auf Clos des Papes haben wir acht Jahrgänge Blanc nebeneinander probiert. Ich war extrem erstaunt, dass 2024 genauso viel Dichte und Schub wie der 2018er zeigte, obwohl 2018 sogar noch niedrigere Erträge hatte durch den Mehltau. Dazu hat 2024 eine immense Frische wie 2014 – genau richtig für uns Rieslingtrinker. Die weißen Clos des Papes changieren je nach Jahrgang entweder zwischen intensiver provenzalisch-exotischer Frucht oder einer noblen, dezenteren, floral-steinigen Aromatik in der Jugend. Der 2024er gehört ganz klar in letztere Kategorie.

Seit Ende der 1990er ist mit Jean-Marie Guffens-Heynen einer der größten Weißweinwinzer des Burgunds auch im Luberon, dem südlichen Zipfel der Südrhône, tätig. Er übernahm 1997 das malerisch schöne Château des Tourettes nahe des Städtchens Apt, unweit der Alpillen, wo ebenfalls Domaine de Trevallon und Co. die Güte dieses so speziellen Kalksteinriffs beweisen. Er baute die Reben rund um das Château auf dem Plateau von Apt in mühseliger Kleinstarbeit auf heute 14 Hektar auf. Diese superspannende Domaine ist noch immer unter dem Radar, obwohl Guffens einige der einzigartigsten Weißweine der Südrhône erzeugt.

97
/100

Clos des Papes

Rhone, Chateauneuf du Pape

f

Cuvée, trocken

z

voll & rund
niedrige Säure

a

Lobenberg: 97/100

Suckling: 94/100

94–95+
/100

Chateau des Tourettes (J.M. Guffens-Heynen)

Rhone, Luberon

f

Cuvée, trocken

z

voll & rund
mineralisch

a

Lobenberg: 94–95+/100

Les Rouges: kleine Ernte, feine Weine

Die 2024er Rotweine sind eher hellfarbig, duftig und feingliedrig, oft mit geringerem Alkohol, und können an große Weine der Vergangenheit erinnern, als die Weine noch nicht so brutal konzentriert waren wie in den modernen heißen Jahren. Ganz besonders Gigondas, Rasteau und Vacqueyras mit guten Syrah-Anteilen brillieren. Das Jahr 2023 prägt sich daneben satter und reicher aus. Was 2023 am Ende wirklich besonders macht, ist diese vergleichsweise unglaubliche Tanninqualität. Viele Weine sind sooo cremig-fein und umarmend, dass es die reinste Wonne ist.

Chateauneuf du Pape
Chateauneuf du Pape

Wir bleiben in Châteauneuf, wo neben einigen ausgewählten 2024er Highlights aus dem Fass, überwiegend die roten 2023er die Hauptrolle spielten dieses Jahr. Der Stil der großen Klassiker von Châteauneuf bleibt: tendenziell spät gelesen, opulent und süß, würzig, teils viel Ganztraube, manchmal ein bisschen dirty. Das reicht von Pegau über Jannasse bis zu Henri Bonneau. Clos St Jean, Rayas und Pegau sind in der Regel die Domaines, die als allerletztes ernten im Ort. Wenn diese drei fertig sind, werden die Bordsteine im Ort hochgeklappt und die Kellerarbeit beginnt.

97–98+
/100

Pegau Domaine & Chateau

Rhone, Chateauneuf du Pape

f

Cuvée, trocken

z

voluminös & kräftig
pikant & würzig

a

Lobenberg: 97–98+/100

Falstaff: 97/100

93–94+
/100

Clos Saint Jean

Rhone, Chateauneuf du Pape

f

Cuvée, trocken

z

voluminös & kräftig
pikant & würzig
fruchtbetont

a

Lobenberg: 93–94+/100

Jeb Dunnuck: 92–94/100

Clos du Caillou
Clos du Caillou

Neben den klassischeren Geschmacksprofilen ist in neueren (Ferrando, DEF RED), sowie einigen historischen (Clos des Papes, Clos du Caillou) Domaines ein etwas frischeres, feineres und wenn man so will »burgundischeres« Geschmacksbild von Châteauneuf entstanden. Intensiv und reif sind diese Weine ebenfalls, alles andere wäre nicht terroirgetreu. Und doch haben sie eine präzisere und cleanere Herangehensweise im Gegensatz zum gemütlichen »laissez-faire« Südfrankreichs, das hier in vielen Domaines noch immer üblich ist. Nun kann man einem Vincent Avril von Clos des Papes mit großen Fuderfässern und allen Rebsorten im Blend des Grand Vin sicher keinen Modernismus nachsagen, aber geschmacklich sind seine Weine eben sooo viel feiner und fokussierter »on-point« vinifiziert als ein Großteil der Appellation. Das gilt ebenso für Durchstarterin Isabel Ferrando und ihre Tochter Guillemette, deren Weine eine für die Appellation atemberaubenden Puristik und Kristallinität haben. Auch Clos du Caillou kann sich in diese Riege stellen, genau wie der Österreicher Andreas Lenzenwöger mit DEF RED. Ob man nun die rustikale Würze der alten Schule liebt oder diese Laser-Präzision, die man sonst eher im Burgund oder in Bordeaux vermuten würde, ist natürlich Geschmackssache. Fraglos kommen aber viele der besten Weine der Appellation heute aus letzteren Betrieben.

97–99
/100

Clos des Papes

Rhone, Chateauneuf du Pape

f

Cuvée, trocken

z

voluminös & kräftig
fruchtbetont
seidig & aromatisch

a

Lobenberg: 97–99/100

Decanter: 97/100

97–98+
/100

BIO

Chateauneuf du Pape Les Quartz

Le Clos du Caillou

Rhone, Chateauneuf du Pape

f

Cuvée, trocken

z

voluminös & kräftig
pikant & würzig

a

Lobenberg: 97–98+/100

Jeb Dunnuck: 94–96/100

Usseglio
Usseglio

Einen ebenso »moderneren« Ansatz fährt Stéphane Usseglio (Domaine Raymond Usseglio): Das junge Paar Annaëlle Ritz und Stéphane setzt auf einen feinjustierten biodynamischen Weinbau, viel Monocepage-Ausbau und eine eher frühere Lese, um sehr transparente, kirschig-feine Weine zu ernten. Natürlich wirken die Weine moderner und cleaner als bei grandiosen Ultra-Traditionalisten wie Pegau, aber ich finde Châteauneuf kann in seiner teilweisen Verschlafenheit durchaus ein bisschen frischen Wind von mutigen Tüftlern wie DEF RED, Usseglio oder Ferrando gebrauchen. Usseglio hat Weinberge zu beiden Seiten der Rhône, in Lirac und Châteauneuf. Er setzt auf eine Vielzahl an Gebinden in seinem Weingut, von traditionellen Fudern bis hin zu Beton-Eiern und Tonamphoren. Daher ist ein vollständig holzfreier Ausbau bei ihm gar keine Seltenheit. Auch vor der Abfüllung so schräg-guter Weine wie ungeschwefeltem, reinsortigem Cinsault (Le Péché) schreckt er nicht zurück. Seine reinsortige Grenache La Génèse ist definitiv ein best-buy und so genial für dieses Geld. Wer im Wein – so wie ich – auf der Suche nach der berauschenden Süße feinsäuerlich-frischer Himbeeren ist, wird bei Usseglio schnell fündig. Was für ein köstlich-animierender Stil… bitte mehr davon in Châteauneuf!

96+
/100

BIO

Vin de France La Génèse

Raymond Usseglio

Rhone, Chateauneuf du Pape

f

Grenache, trocken

z

seidig & aromatisch
voluminös & kräftig
unkonventionell

a

Lobenberg: 96+/100

Suckling: 97/100

97–98+
/100

BIO

Chateauneuf du Pape Cuvee Imperiale

Raymond Usseglio

Rhone, Chateauneuf du Pape

f

Cuvée, trocken

z

strukturiert
voluminös & kräftig
pikant & würzig

a

Lobenberg: 97–98+/100

Suckling: 98/100

Weinprobe bei Beaucastel
Weinprobe bei Beaucastel

Als perfekte Brücke zwischen Klassik und Moderne schlägt das berühmteste Weingut der Appellation, Château Beaucastel, gerade ein neues Kapitel auf. Nach sieben Jahren Renovierungsarbeiten erstrahlt das alte Beaucastel in neuem Glanz. Wobei Glanz sicher das falsche Wort ist, um das naturverbundene Understatement zu beschreiben, mit dem die stilsichere Famille Perrin hier am Werk war. Das Architekturbüro von Bijoy Jain, Studio Mumbai aus Indien, wurde zusammen mit dem südfranzösischen Architekturbüro Studio Méditerranée Architectes nach Gewinn der Ausschreibung mit der Umsetzung des Projekts beauftragt. Es dürfte mit der aufwändigste Umbau eines Weingutes in Europa der letzten Jahre gewesen sein. Dabei bleibt die ganz in Erdtönen gehaltene Erweiterung des Châteaus auffallend dezent und schmiegt sich sanft in die umliegende südfranzösische Landschaft. Ein leicht orientalisch anmutendes Flair durchweht die neuen Hallen auf Beaucastel. Das mag daran liegen, dass viele uralte Bautechniken aus dem Orient zum Einsatz kamen. Unter anderem eine stromlose, natürliche Klimaanlage, die den Mistral nutzt, der per Umleitung über ein riesiges, unterirdisches Wasserbecken, die Gebäude auf konstanter Temperatur halten kann. Der Aushub für das Becken, sowie des restlichen Baus, wurde händisch sortiert und der daraus verwendbare Lehm-Sand als Stampflehm – eine jahrhundertealte Technik – für die Errichtung der neuen Gebäude verwendet. Kein Beton, kein glänzendes Metall, keine prunkvolle Deko, keine riesigen Glasfassaden. Nahezu alles ist aus dem eigenen »Terroir« entstanden, um die tiefe Verwurzelung der Familie mit dem Land widerzuspiegeln. Der rötliche Lehm der Wände verleiht der Domaine eine beruhigende und erdverbundene Ästhetik, die mich an die ruhige, schlichte Perfektion der Weine von Beaucastel erinnert. Einfach eine stylische Familie, die kein Detail dem Zufall überlässt.

100
/100

BIO

Chateauneuf du Pape Chateau de Beaucastel

Perrin / Beaucastel

Rhone, Chateauneuf du Pape

f

Cuvée, trocken

z

voluminös & kräftig
pikant & würzig

a

Lobenberg: 100/100

Suckling: 97/100

96–98
/100

BIO

Chateauneuf du Pape Blanc Chateau de Beaucastel

Perrin / Beaucastel

Rhone, Chateauneuf du Pape

f

Cuvée, trocken

z

voll & rund
niedrige Säure
exotisch & aromatisch

a

Lobenberg: 96–98/100

Jeb Dunnuck: 95/100

In den »nördlicheren« Appellationen wie Vacqueyras, Vinsobres, Cairanne und allen voran den Berglagen wie Gigondas zeichnet sich 2024 als verblüffend großartig ab. Gerade die Hochlagen der Dentellen verdienen in 2024 nochmal einen eigenen Report zu gegebener Zeit – soviel vorab: Saint Cosme hat aus diesem herausfordernden Jahr mehr als einmal absolute Weltklasse im Keller.

Elias Schlichting

Elias Schlichting

Elias liegt der Wein im Blut, schon sein Großvater besaß einen Weinberg in Heidelberg. Das er mal Weinwirtschaft studieren und dann bei Lobenbergs Wine Scout werden würde, konnte damals natürlich niemand ahnen. Elias liebt Weine aus dem Burgund, aber auch alle anderen guten Tropfen liegen ihm schwer am Herzen. An den Entdeckungen seiner Weinreisen lässt er uns alle teilhaben.

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