Lobenberg: Die Nase des 2021er ist spektakulär. Spektakulär in ihrer Intensität an reicher Schlehe, an würziger Sauerkirsche, aber auch an Süße und Kräutern der Provence. Garrigue, Sandelholz und Sanddorn, schon in der Nase sandiges, feinkörniges Tannin. Satte helle Lakritze dahinter und Milchschokolade, so intensiv! Aber was reicht so intensiv spektakulär nach rotschwarzer Frucht? Ja, es sind Cassis und rote Johannisbeere, aber wahrscheinlich ist die Schlehe die Dominante in dieser fruchtigen Nase. Der Mund kann erst gar nicht beschrieben werden, weil sich die Augen zusammenziehen und sich die Zunge rollt. Der Wein hat eine wahnsinnige Frische aus Grapefruit, Passionsfrucht und in Zucker gewendeter Orangenzeste. Spektakulär! Langsam kommen Himbeere, Cranberry und Sauerkirsche mit süßer Erdbeere, aber Schlehe und Cranberry dominieren. Rote Frucht mit genialer Frische und irrem Schub. Aber die Säure ist nicht spitz, der Wein geht auf keinen Fall zu sehr in die Frische Richtung. Er zeigt ganz im Gegenteil eine große Harmonie. Immens komplex – alles tänzelt in alle Richtungen. Noch schwer fassbar… Ein ultrakomplexer Vinsobres aus diesen hohen Lagen. Sicherlich ist das mit die Zukunft der südlichen Rhône. Diese uralten Reben sind der beste Beleg für grandiose Weine aus den anderen Appellationen rund um Châteauneuf-du-Pape. Vinsobres mag sich Stück für Stück aufschwingen, der Primus inter Pares unter den kleinen Appellationen Vacqueyras, Rasteau, Gigondas und eben Vinsobres zu werden. Dieser Hauts de Julien ist spektakulär, wenn man frische Feinheit und multikomplexe, immense Dichte mag. Man muss sich mit dem Wein beschäftigen, er strengt an, weil er so viele Facetten hat. Aber es ist ein irres Teil – ganz ohne Frage. Best ever in Vinsobres, in dieser so zukunftsfähigen kühlen Region. 99-100/100 *** Les Hauts de Julien zeigt ganz hervorragend, zu welcher Größe Terroir beflügelt werden kann, wenn die Familie Perrin ihre Finger im Spiel hat. Erst seit wenigen Jahren bearbeitet die Familie diese Parzelle auf 400 Metern Höhe. Uralte Reben über 60 Jahre. Kühle Lagen, Frische ist das Ziel. Vinsobres ist bisher vielleicht die eigenständigste und am wenigsten entdeckte Region an der Rhone. Der hohe Syrah-Anteil bringt den ganz besonderen Kick, denn hier erhält sich die Eleganz dieser grandiosen Rebe. Nur hier in Vinsobres trifft sich die Nordrhône so perfekt mit der Südrhône. Natürlich biologisch-organische Weinbergsarbeit, Spontanvergärung, zur Hälfte Ganztraubenvergärung. Ausbau im Fuder und zum Teil in burgundischen Barriques. Perrin ist der Vorreiter der Topqualität ist Vinsobres. Les Hauts de Julien bliebt immer noch ein großes Unikat an der Spitze der Appellation. Jetzt kommt Saint Cosme mit seiner neuen Domaine dazu. Das ist toll, denn die Toperzeuger der Region erkennen was für ein wahnsinniges Potenzial Vinsobres hat. Speziell aus alten Reben.
Der Jahrgang 2021 stellt an der Rhône zweifellos einen Einschnitt in der Reihe der heißen, trockenen, mediterranen Jahrgänge dar, wie wir sie spätestens seit 2015 durchweg erlebt haben. 2021 erinnert viele Winzer im Rhônetal gar an die »guten alten Zeiten« vor 20, 30 Jahren – späte Lese, hohe Säurewerte und eine Phenolik wie es sie zuletzt in den 90ern gab. Ein Jahrgang der großen Emotionen, ein ständiges auf und ab der Gefühle: Die extreme Frostepisode vom 7. bis 9. April mit Temperaturen von teilweise fast -10°C betraf fast alle französischen Weinbaugebiete. Teilweise sorgte der Frost für einen kompletten Ernteausfall. Drei Wochen lang regte sich gar nichts in den Weinbergen des Rhônetals. Wie durch ein Wunder trieben viele Reben doch noch aus, aber nicht ohne Folgen: Die eiskalten Nächte brachten die Natur aus dem Gleichgewicht, der Wiederaustrieb verlief geradezu anarchisch, die Arbeit im Weinberg war extrem anspruchsvoll und verlangte den Winzerinnen und Winzern alles ab. Die erfreulichen Regenfälle während des gesamten Vegetationszyklus, die gemäßigten Temperaturen im Sommer und der goldene Herbst sorgten für ein großes Durchatmen. Am Ende wird 2021 nicht nur als Jahrgang der plötzlichen Wiedergeburt der Klassik, der Feinheit und Eleganz in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen des immensen Aufwands – nur, wer 2021 alles gegeben hat, wurde am Ende mit ultrafeinen Weinen belohnt, wie wir sie seit Jahren nicht mehr im Glas hatten. An der südlichen Rhône ist 2021 ein Jahr der puren Trinkfreude. Alles ist sofort da, offen und so unglaublich fein. Die Alkoholgrade liegen rund 1,5 Prozent unter denen der vergangenen Jahrgänge. Sowohl die Weißen als auch die Roten sind hervorragend balanciert und bestechen mit guten Säurewerten und hoher Frische. Die Weine sind hocharomatisch, die Frucht ist schmeichelhaft und fast schon spielerisch-abgehoben. Eine Grenache voll auf der Pinot-Spur – wann gab es das zuletzt?! Die nördliche Rhône bringt 2021 einen Stil, den dort viele für nicht mehr möglich hielten: Extrem fein und verspielt, fast schon schwebend und mit einer genialen Frische ausgestattet. Ein Jahr für große Weißweine mit strahlender Aromatik und hervorragender Lagerfähigkeit, ein Jahr für herrlich klassische, stilvolle, delikate Rotweine mit betörend ätherischen Noten von Pfeffer und Veilchen und ultrafeiner, aber aufregender Tanninstruktur. All in all ist 2021 an der Rhône ein Jahr für Finessetrinker, für Liebhaber der Feinheit, der Frische und der Eleganz. Lange hat man sich nach solchen klassischen Jahren gesehnt. Aber klassisch mit einem genialen Twist, denn am Ende vereint 2021 mit seiner schlanken, hochfeinen Art und der genialen Duftigkeit und Aromatik das Beste von damals und heute. »Zurück in die Zukunft!« – das beschreibt diesen aufregenden Rhône-Jahrgang wohl letztlich am besten.