Lobenberg: Ein neuer Wein von Usseglio. Benannt nach den 13 Aposteln, die sinnbildlich für die 13 zugelassenen Châteauneuf-Rebsorten in diesem Wein stehen. Die Rebsorten werden nach und nach gelesen, jede zu ihrem perfekten Zeitpunkt. Bereits mit den ersten wird eine Mazeration angesetzt, dann kommen nach und nach alle Rebsorten rein bis zur letzten, was ungefähr 5 Wochen später ist. Das Ganze bleibt für knappe 3 Monate in einer gemeinsamen Mazeration in einer großen Tonamphore, worin auch der Ausbau stattfindet. Hoch intensive dunkelrote Frucht, die mit enorm konzentriertem, mediterranem Druck aus dem Glas schießt. Warmer Sandstein, dunkle Kirsche, Thymian, Valrhônaschokolade und süße Brombeere. Schwarzkirsche, Maulbeere, dunkle Waldbeeren, süße Cassis, blühender Thymian, Kakaopulver. Der Mund ist ein Traum in Seidigkeit, hier kommen wieder Kirschlikör, süße Herzkirsche, zerdrückte Erdbeere, dunkle Schokolade, feine Karamelle, die hier ja erstaunlicherweise nicht vom Holz kommen können. Unendliche Tanninmassen schieben sich durch den Nachhall, die Zunge wird in Gefangenschaft genommen, aber es ist so unglaublich geschliffen, fein, burgundisch, salzig. Das Zusammenspiel aller Rebsorten ist wirklich faszinierend, wie ein Orchester, jede Sorte gibt ihre Qualität dazu und am Ende entsteht ein Gesamtwerk, das so seidig, so geschliffen und harmonisch ist. Der Wein hört nicht mehr auf hinten raus, Salz, Tannin, dunkle Kirsche, alles rollt immer wieder hoch. Fast ein Richebourg in seiner Auslegung, ein atemberaubender Wein. Jung beeindruckend, aber sicher nochmal eine Dimension besser in 10 Jahren, wenn er diese immense Struktur verdaut hat.
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!