Von Lobenbergs

Domaine du Pélican

Die Geschichte der Domaine du Pélican beginnt mit einer Flasche von Stéphane Tissots Chardonnay »Les Bruyères« 2005. Als Guillaume d’Angerville diesen Wein von einem Sommelier in Paris ins Glas bekommt, kann er kaum glauben, dass es sich nicht um ein Gewächs aus seiner Heimatregion Burgund handelt. D’Angervilles Interesse, der zu diesem Zeitpunkt schon ein Weilchen über eine zusätzliche Herausforderung außerhalb des Burgunds nachgedacht hatte, war geweckt. Dabei könnte man meinen, dass er mit seiner weltbekannten Domaine d’Angerville schon genug Arbeit am Hals hat. Falsch gedacht.

Domaine d’Angerville

Domaine d’Angerville

Marquis d'Angerville ist ein echter Klassiker und eine gelungene Symbiose von Tradition und Moderne in der Weinbereitung. Die Familie d'Angerville hat dieses sehr kleine Weingut über Generationen zum besten Erzeuger von Volnay gemacht und es unter die Elite der Rotweinproduzenten der Cote de Beaune geführt. ...

Auf der Suche nach dem richtigen Terroir

Allerdings wollte er ein neues Projekt nicht gänzlich alleine beginnen, denn d’Angerville hatte von den geologischen Begebenheiten, der Ausrichtung der einzelnen Lagen sowie den klimatischen Verhältnissen im Jura bis dato wenig Ahnung. Daraufhin bezog er einen befreundeten, einheimischen Geologen mit ein, den er über dessen Arbeit im Burgund kennengelernt hatte. Zusammen gruben sich die beiden tief in die Materie Jura ein, um das beste Terroir für einen Start in der Region zu finden. Die Partner schlugen viele Angebote aus, da sie nicht 100 % in ihre Vorstellungen passten. Dabei kam es ihnen zugute, nicht wirklich kaufen zu müssen, sondern abwarten zu können. Im Jahre 2012 ergab sich schließlich die Option zwei Flächen zu kaufen, die in die Vorstellungen passten. Zum einen ca. fünf Hektar bepflanzt mit Reben die etwa 10 Jahre alt waren und seit dem ersten Tag biodynamisch bewirtschaftet wurden. Sie gehörten zuvor zum Besitz des Château Chavanes in Montigny-lès-Arsures. Ein absoluter Glücksfall. Hinzu kam ein weiteres fünf Hektar großes Einzelstück von Jean-Marc Brignot (ein radikaler, in der Szene bekannter Natural-Wein-Winzer), der sich zur damaligen Zeit in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand und seinen Besitz verkaufen musste. Nach d’Angervilles eigener Aussage befanden sich dessen Weingärten zum Zeitpunkt des Kaufes allerdings alles andere als in guter Verfassung, weshalb er einige Umstellungen vornehmen musste bevor das Traubenmaterial seinen eigenen Wünschen entsprach.
Dies waren die ersten Schritte von d’Angerville im Jura. Später konnte er weiteres Land von Jacques Puffeney pachten, der mit dem 2014 Jahrgang seine 52-jährige Karriere im Jura beendete. Eine Institution ohne Nachfolge. C’est la vie.
Damit stehen heute etwa 15 Hektar an Rebflächen im Besitz der Domaine du Pélican. In etwa soviel wie d’Angerville auch im Burgund besitzt. Kellermeister ist Francois Duviviers, der sich um das Tagesgeschäft kümmert.

Domaine du Pelican

Domaine du Pelican

Kein Anbaugebiet ist aktuell so dermaßen besetzt und bis auf die letzte Parzelle ausgereizt wie das Burgund. Die Preise steigen in den Himmel. Die meisten Familienbetriebe können sich den Kauf neuer Lagen nicht mehr leisten.

Weiß steht im Vordergrund

Die Domaine du Pélican hat ihren Fokus ganz klar auf den weißen Rebsorten, produziert d’Angerville in Volnay schon Pinot Noir der Spitzenklasse. Seine Herangehensweise spiegelt dabei deutlich seine burgundische Herkunft wieder, wo oxidativer Ausbau ein absolutes No-Go ist. Das momentane Portfolio hält daher reduktive Weine bereit, wobei in der Zukunft bspw. ein Vin Jaune hinzukommen soll. Eine Domaine im Jura ohne Vin Jaune sei kein wirklicher »Jura Betrieb« sagt d’Angerville selbst.

Chardonnay zum Start

Der Einstieg in die Pelican-Kollektion beginnt bei mir mit einem Chardonnay. Die Parade-Weißweinsorte des Burgundes kann auch im Jura ganz hervorragende Ergebnisse erzielen. D’Angerville packt seinen für 10 Monate ins 350-Liter-Fass, davon 10 % neues Holz. Der Ausbau erfolgt in reduktiver Form, was dem allgemeinen Erscheinungsbild des Chardonnays zuträglicher ist. Absolut kein Freak-Wein.
Im Glas dreht ein klarer, in sehr hellem Gelb erscheinender Saft seine Runden. Die Nase ist anfangs von leicht laktischen Noten (Eiweiß) geprägt. Dieser Eindruck verflüchtigt sich aber schnell. Zitrone, Zitronenabrieb sowie weiße Blüten bestimmen daraufhin das eher schüchterne Nasenbild. Mit etwas mehr Zeit und Wärme im Glas (unbedingt große Gläser benutzen) kommt das Holz in Form von Karamell & einem leichten Vanilleton hervor.
Im Antrunk ist das Holz recht präsent. Wieder diese typische Karamell-Note. Bindet sich jedoch mit etwas Temperatur & Luft im Glas besser ein. Der Wein besitzt juratypisch eine recht hohe Säure, die aber gut in den Körper integriert ist. Eine leichte Würze sowie ein schöner Schmelz runden das Bild dieses Chardonnays ab. Dieser Wein braucht in meinen Augen noch 1–2 Jährchen auf der Flasche bis das Holz sich besser einbindet und er sein ganzes Potential ausspielen kann. Bei sofortigem Genuss bitte dekantieren und ab ins Burgunder-Glas.       

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Savagnin charakterstärker

Im Gegensatz zum Chardonnay ist die Savagnin-Traube, welche angeblich vom Traminer abstammt, ja vielleicht sogar Traminer ist, absolut jura-typisch. Diese wird bei Pélican 10 Monate lang im 500-Liter-Holzfass ausgebaut. Wie beim Chardonnay des Hauses, erfolgt dieser reduktiv.
Im Glas ein noch hellerer Wein als der zuvor bereits probierte Chardonnay. Sehr jugendliche Farbe.
Schon in der Nase wirkt der Savagnin im direkten Vergleich deutlich ernsthafter. Die Frucht ist nur leicht in Form von Quitte zu greifen. Hinzu kommt eine milde Würze, etwas Austernschale sowie geröstete Nüsse.
Am Gaumen dominieren ganz klar eine hohe Säure und eine damit einhergehende Frische. Der Wein weist eine gute Struktur auf, die verrät, dass er sicherlich noch locker 5–10 Jahre liegen bleiben darf. Ich denke auch, dass ihm etwas Flaschenreife gut zu Gesicht stehen würde, um die vorhandenen Reserven zu entlocken. Im langen Abgang sowie Nachhall kommt deutlich eine steinige Mineralität zum Vorschein.
Ein Charakterkopf, der auch gut als Sparringspartner zu einem etwas fetteren Gericht glänzen kann.

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