Lobenberg: Dieser Châteauneuf-du-Pape blanc besteht immer zu 80 Prozent aus Roussanne, der Rest ist Bourboulenc, Clairette, Picpoul, Picardan und ein kleines bisschen Grenache Blanc. Es gibt in diesen 80 Hektar Beaucastel einen Plot, wo alle Weißen zusammenstehen. Hier ist es ein klein bisschen sandiger als im Rest um noch feinere Weine zu geben. Alle Ganztrauben werden ca. 2-3 Stunden in der Presse belassen bevor gepresst wird, um ein bisschen Skin-contact zu haben. Dann wird gepresst, und der ungefilterte Saft geht ins große Fuder, wo eine spontane Fermentation stattfindet. Danach Überführung zu 50 Prozent ins neue Barrique und zu 50 Prozent in Zweit- und Drittbelegungen. Wow, was für eine Intensität und was für ein Druck in 2022! Reich, konzentriert und üppig im Glas liegend, fast meint man einen Bâtard-Montrachet im Glas zu haben, aber die Aromatik tendiert natürlich mehr in den Süden. Sehr viel Birnenmark, gelb und dicht, eingekochte Quitten, Litschi und Anissamen, auch frisches Mohngebäck. Es wirkt gar nicht mal süß, sondern durchaus strukturiert und auch mit einer gewissen Würze und hellen Steinigkeit unterlegt. Das gibt ihm Schliff, auch wenn es schon ein ziemlich dichtes Powerteil ist in diesem Jahr. Schöne Anisschärfe im Mund, aber eben vor allem eines: Druck, Druck, Druck. Die Augen werden schmal, das gelbe Steinobst schiebt und schiebt. Die intensive Frucht wird gebändigt durch eine hohe Mineralität, das macht diesen Wein so großartig, auch wenn er unglaublich reich ist. Der Wein zeigt leicht Lakritze im Mund, Salmiakpastillen und eine feine Honig-Salz-Note im Finale. Die Balance wird eindeutig durch die immense Mineralität gehalten. Sehr eindrücklicher Châteauneuf-du-Pape, mit viel Power, hocharomatisch, intensiv, sehr reich, Zeit geben! 2021 ist sicherlich der beste bisher je erzeugte Wein dieser Reihe. 96-98/100
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!