Lobenberg: Die Domaine besitzt im Caillerets ein Stück von nicht einmal einem halben Hektar und das obwohl sie in 2013 eine angrenzende Parzelle mit sehr alten Reben erwerben konnten und damit die Produktion fast verdoppeln, dennoch gibt es immer noch zu wenig von diesem Wein. Ausbau mit einem Neuholzanteil von 25 bis 30 Prozent. Der Boden ist karg, rötlich gefärbt von Ton und Eisenoxid, aber eher flachgründig über dem puren Kalkstein. Das gesamte Climat Caillerets verfügt über eine geradezu vorbildliche Ost-Südost-Exposition auf bis zu 400 Metern Höhe. Caillerets hat einen sagenhaft steinigen Charakter, der von dieser sehr kargen Lage geprägt ist. Absolut einzigartig. Auch wenn Clos des Ducs der größte Wein ist, ist auch Caillerets der Wein, der etwas Sagenumwobenes hat. Von weißen Steinen, den Caillerets, kommt die totale Eleganz bei gleichzeitigem Druck. Also die Faust im Samthandschuh. Kühle, dunkelrotfruchtige Nase, Waldhimbeere, Schattenmorelle, Nelke, Kubebenpfeffer und immer wieder Wolken von Cassis, die kein Ende nehmen. Wow, in dieser kanalisierten Frucht steckt eine wahnsinnige engmaschige Frische und Energie. Leichte Schärfe, steinig, eher kühl und dezent wirkend, mit etwas Luft kommt auch mehr Süße, mehr Rundungen, etwas Kakao und süße Brombeere, aber es bleibt auf diesem kompromisslos kalkigen Untergrund. Caillerets 2020 schwebt quasi auf diesem seidigen Tanninteppich. Ewiger Nachhall, der zwar volle Reife und satten Druck vermittelt, durch immer neue Wellen dunkler Waldbeeren, die unaufhaltsam anrollen, aber die Saftigkeit und griffige Mineralität, die fast auch etwas graphitig-kühlendes durchschimmern lässt, hebt den Wein in eine eigene Dimension. Ein moderner Klassiker – und wenn 2019 die Plusversion von 2009 war, so ist 2020 vielleicht die Plusversion von 2015 mit noch mehr Finesse und Präzision. 95-97/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.