Lobenberg: Alle Weine bei Sylvain entstehen in biodynamischer Weinbergsarbeit, Handlese mit kleinsten Erträgen, alles macht der Großmeister höchstpersönlich. Ein Rosé aus 70 bis 90 Jahre alten Reben. 90% Pinot Noir überwiegend aus der kalkreichen Lage Charme aux Pretres in Direktpressung und 10% Pinot Gris, der als Ganztraube mazeriert, um Farbe und Phenole zu extrahieren. Sylvain entrappt bewusst nicht, weil er denkt, dass die Ganztrauben mehr Balance erreichen in Sinne der Tannine und der Säuren. Das hier ist – um es mal ganz brutal zu sagen – zurzeit von allen erhältlichen Rosés der Welt wohl der einzige wirkliche Weltklasse-Wein. Zwar auch im Preis, aber vor allen Dingen in der extraterrestrischen Qualität. Der Wein stammt aus einer Selektion der ältesten Pinot-Reben von Pataille, gepflanzt zwischen 1932 und 1949, geerntet aus drei verschiedenen Plots. Auch ein kleiner Teil Pinot Gris steht dazwischen, doch hauptsächlich uralte Pinot Noir, zum Teil wurzelecht. Dass wir bei fast hundertjährigen Reben von winzigen Erträgen sprechen versteht sich von selbst. In gebrauchten Barriques vergoren und dann in 2019 erstmalig in große 5000 Liter Fuderfässer umgezogen zum weiteren Ausbau. Der 2019er ist dann dort wieder in eine Reduktion verfallen und wird eventuell erst mit dem 2020er gemeinsam abgefüllt, je nachdem wie er sich entwickelt. Die Farbe ist unglaublich intensiv in 2020, das hatten die Pinot Noirs überall entlang der Cote de Nuits und das setzt sich hier im Rosé auch durch. Noch mehr als letztes Jahr könnte man den Wein für einen leichten Roten oder einen Jurawein halten. Feine Unterlegung von Rosenblättern unter Grapefruit und Blutorange, eine expressiv und für einen Rosé eben sehr erstaunliche Nase, die durchaus etwas schräg ist und auch hier ein wenig an Poulsard aus dem Jura erinnert. Im Mund ein strukturelles Ereignis, viel Salz, hohe Säure, enorme Frische, zart-griffiges Tannin, salzige Himbeere, Walderdbeere, sehr elegant, keineswegs wuchtig. Der Wein tanzt auf der Zunge. Er hat die Struktur, den Punch und das Mundgefühl eines Rotweins und gleichzeitig die Trinkfreude, Saftigkeit und Eleganz eines Weißweines. Das ist es, was diesen Rosé so besonders macht. Dennoch ist es am Ende natürlich ein kleines bisschen Freakstoff, aber wer einen Rosé zu diesem Preis kauft, der kann sich wohl zu den Freaks zählen. Immer wieder ein Erlebnis dieses Unikat im Glas zu haben. 95-96+/100