Lobenberg: Alle Weine bei Sylvain entstehen in biodynamischer Weinbergsarbeit, Handlese mit kleinsten Erträgen, alles macht der Großmeister höchstpersönlich. Alles wird im Holzgärständer spontanvergoren danach Ausbau im zu einem kleinen Teil neuen Barrique. Ohne Zugabe von Schwefel ausgebaut. 100 Prozent Ganztraubenvergärung. Der L’Ancestrale stammt aus drei verschiedenen Plots jeweils von den ältesten Reben des Weinguts, gepflanzt in den 1930er Jahren, überwiegend. Das sind klar definierte Abschnitte innerhalb der Lagen, zuletzt gelesen, jedes Jahr die ältesten Reben aus denselben Plots: Clos du Roy, Clémengeot, Les Ouzeloy. Die Triebspitzen werden hier nicht geschnitten, sondern man lässt sie wachsen und wickelt sie nur, so wie auch Lalou-Bize Leroy oder P.J. Kühn im Rheingau das in einigen Parzellen machen. L’Ancestrale zeigt fraglos die beeindruckendste Dichte und höchste Konzentration und Reife aller Weine. Sehr dunkle, hochreife Kirsche, Amarena, hochkonzentrierte Blaubeere, etwas rote Pflaume. Alles fein nuanciert, dicht und sehr reif zwar, aber nicht üppig. Man spürt klar, dass hier das reifste Lesegut der Domaine eingeht. Dennoch ist der Wein weit davon entfernt fett zu sein, er behält den Feinschliff und die Definition in der Frucht. Er hat eine ebenso intensive Kreideprägung wie Clos du Roy, der ja hier teilweise mit eingeht, allerdings ist er ausladender, erdiger, würziger. Er hat mehr von allem. Trotz hoher Reife und erdigen, graphitigen, pfeffrigen Elementen ist es ein Wein der Luft, er schwebt. Die Tannine sind hochreif und feinkörnig, schmelzen auf der Zunge und stellen einen klar definierten Rahmen im Nachhall. Für Pataille ist das der „mediterranste“ Wein in der Auslegung und der Struktur, weil eben alles anschmiegsam, umarmend und reich in der Frucht ist. Aber nicht zum Schaden der Spannung und Eleganz, noch immer sehr „pinoté“, wie die Burgunder zu sagen pflegen. 96-98+/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.