Lobenberg: Alle Weine bei Sylvain entstehen in biodynamischer Weinbergsarbeit, Handlese mit kleinsten Erträgen, alles macht der Großmeister höchstpersönlich. Es gibt keinerlei Maischestandzeiten. Das Ausgangsmaterial wird angequetscht und dann als Ganztraube auf der kleinen Korbpresse über mehrere Stunden gekeltert. Der Most geht dann ungeklärt, ungeschwefelt und unbearbeitet direkt ins Holz zur Spontangärung. Keine Schwefelung oder Bearbeitung bis zum ersten Abstich nach einem Jahr, dann nur eine minimale Schwefelgabe. Le Chapitre ist wahrscheinlich eine der besten Chardonnay-Lagen der gesamten Region. Seit 2020 ist die Lage endlich als Marsannay klassifiziert, wofür Sylvain lange mit den Behörden kämpfen musste. Eigentlich ein Witz, dass er überhaupt kämpfen mussten, denn das ist einer der größten Chardonnay, die es hier in der Region nahe der Stadt Dijon überhaupt gibt. Es gibt immer nur wenige Fässer. Der Chapitre ist verglichen mit dem Chardonnay Rose schon ein richtig erwachsener Wein, das kommt schon einem großen Burgunder nahe und ist dennoch so anders. Orangenabrieb und grüne Mandarine in der Nase, auch Nektarine und Zitronengras. Die Säure ist prägnant, rassig, aber etwas runder als in 2021. Der Wein vibriert in seiner Grapefruit-Orangen-Auslegung. Wir bewahren diesen Terroirausdruck mit viel Feuerstein und Kalkstein auf einem feinen Gerbstoffgerüst mit berauschender Säurefrische. Der Wein bleibt lange auf der Zunge stehen, rollt immer wieder hoch. Das ist für Puligny-Montrachet-Trinker von Leflaive sicherlich ein Stoff, der gefällt, denn wir haben hier eine ähnliche Puristik und rauchige Kalkstein-Reduktion. Der Wein ist kräftig zupackend und trotzdem so lecker, ich bin fasziniert. 95-96/100