Lobenberg: Eine leichte geneigte Ostlage auf knapp 300 Metern. Die Reben sind 1985 gepflanzt, Chardonnay steht hier auf nur 0.17 Hektar. Alle Weine bei Sylvain entstehen in biodynamischer Weinbergsarbeit, Handlese mit kleinsten Erträgen, alles macht der Großmeister höchstpersönlich. Alles wird spontanvergoren. Das Ausgangsmaterial wird angequetscht und dann als Ganztraube auf der kleinen Korbpresse über mehrere Stunden gekeltert. Sylvain Pataille mag keinen Schalenkontakt bei Weißweinen, weil er nicht mag wie es die Aromatik verändert. Der Most geht dann ungeklärt, ungeschwefelt und unbearbeitet direkt ins Holz in die Spontangärung. Charme aux Pretres hat einen sehr komplexen Boden mit rotbraunem Mergel über mehreren Kalksteinschichten verschiedener Zeitalter. Pataille wickelt die Triebe hier nur noch, sie werden nicht mehr geschnitten. Das ist die Methode wie es Leroy schon lange macht und auch PJ Kühn im Rheingau, viele Biodynamiker arbeiten so. Es ist schonender für die Pflanze, aber eine immense Handarbeit. Charmes aux Pretres, den ich sehr liebe und ganz klar für einen der besten Chardonnays der Cote de Nuits halte. Sehr elegant, der Duft ist bezaubernd. Wir haben die beste Balance zwischen krachender Spannung und schöner Reife. Das ist auch ein bisschen der Charakter von 2022, der zwischen Spannung und Geschmeidigkeit ziemlich gut austariert ist. Dennoch hat der Wein eine Schärfe, eine mineralische Strahlkraft wie ein Laser. Ist aber ganz fein verwoben, ist zugleich mit der mineralischste, aber auch ausgewogenste Wein in der Range. Man muss diesen Chardonnay einfach lieben, wenn man Pataille liebt. Er ist SO typisch, reif und druckvoll, schräg und elegant, geschliffen und wild. Ein Wein voller Energie und Spiel und dennoch so unendlich fein. Pataille hat immer etwas Luminöses im Kern, eine vertikale Energie, die exponentiell nach oben strebt. Weißer Pfirsich und Yuzu, Graphit und Meersalz. Sehr viel Kraft, Druck. Von der Nase könnte der Wein auch in Puligny wachsen. Der Wein hat ordentlich Newtonmeter aus dem Gestein und doch schwebt er. Hier merkt man die noblere Art des Chardonnays im Vergleich zum etwas wilderen Aligoté. Der Wein erinnert in seiner Reife und Eleganz schon sehr an Weine aus den großen Lagen der Côte de Beaune und hat doch diese Schlankheit des Nordens. Sylvain Pataille ist einfach DER Meister von Marsannay. Ein großer Chardonnay. 97-98/100