Sylvain Pataille: Bourgogne Aligote Bouzeron 2022

Lobenberg: Seit 2018 macht Sylvain Pataille also auch einen Bouzeron. Es war ja eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der Großmeister der Aligoté einen Wein aus der Hauptstadt der Rebsorte macht. Bouzeron liegt im Süden des Burgunds an der Côte Chalonnaise bei Mercurey. Es ist die einzige kommunale Appellation, die Aligoté tragen darf und auch einzig diesem vorbehalten ist. Sylvain hat natürlich keine Weinberge dort unten im Süden, aber da er eine Koryphäe der Rebsorte ist, hat er in diesem Ort natürlich viele Bekannte und Freunde. Von einem davon bekommt er Trauben, um einen Bouzeron im Pataille-Stil zu vinifizieren. Der kühle Stil des Nordens trifft auf die Trauben des Südens, sehr spannend. Es ist ein völlig anderes Terroir, heller vom Boden, mehr kalkig, obwohl es südlicher liegt auch eher kühler. Der Wein läuft auf Kräutern und Zitrusfrucht, zeigt auch ein bisschen Petrol und Litschi. Die Nase erinnert ein bisschen an einen Weißburgunder in seiner Aromatik. Hat zunächst eine leicht pikante Exotik, schiebt dann aber kreidig-stahlig nach. Trotz total anderem Terroir fühlt sich der Wein sehr »Pataille« an. Im Mund kracht es dann aber wieder richtig rein, hier wird es unverkennbar ein Pataille, sehr griffig mit Zitrusfrucht, die über kreidige Phenolik läuft, ganz feine Tannine, unglaublich viel Grip im Mund. Die Augen ziehen sich zusammen, weil der Wein so ein strukturelles Ereignis ist am Gaumen. Komischerweise schlank und rassig und doch so viel Power und Struktur transportierend. Mandelcreme und Anispastille mit weißem Pfirsich und etwas weißem Tee. So eine schräge Aromatik gibt es fast nur bei Pataille, das ist schon ziemlich unique. Diese strukturelle Säurespur gibt dem Ganzen eine gastronomische Qualität, die phänomenal ist. Der ganze Mund wird kreidig belegt, wird von hellem Steinobst umspielt, sehr dynamisch, nachhaltig und lang. Toller Wein im Spannungsfeld zwischen Patailles nordischem Weinstil und der südlichen Fruchtreife. Sylvain beherrscht auch die Côte Chalonnaise, wie es scheint. 94-95+/100