Riesling Kabinett Gutswein 2023

Schätzel: Riesling Kabinett Gutswein 2023

VDP

Zum Winzer

93
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süss
7,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2033
Verpackt in: 6er
9
leicht süss
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 93/100
Galloni: 92/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Kabinett Gutswein 2023

93
/100

Lobenberg: Eine Demeter-Zertifizierung ist im Kabinett-Bereich durchaus selten, auch, weil es an der Mosel kaum Demeter-Betriebe gibt. Frühe Lese, dann mit den Füßen eingemaischt, zwei - drei Tage Standzeit, dann abpressen. Typisch Schätzel. Spontane Vergärung und Ausbau in Holz und Edelstahl. Die Nase ist nicht mehr so stramm reduktiv wie früher, sondern etwas offener und umarmender. Kai ist etwas feiner geworden in seinem Stil. In diesen Wein geht schon extrem hochwertiges Material aus Nierstein ein, nahezu alles Große Lage. Kristalline, helle Frucht, aber kaum Exotik, wir bleiben überwiegend europäisch in der Auslegung, grüner Pfirsich, Lemongrass, Tonicwater, süße Zitrone. Saftig-kühler Antrunk, sehr zart und filigran, aber doch mit Nachdruck in der saftigen Frucht. Kai ist noch immer der Kabinett-König.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

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Galloni über: Riesling Kabinett Gutswein

-- Galloni: The 2023 Riesling Kabinett was picked across Nierstein, all on the red rhyolite. Red apple and red clover are fragrant on the nose. The palate has a total vibe of herbal tisane, enriched with apple sweetness and lemon juiciness. This just flows. It’s super-slender, super-bright and sweet, with 46 g/L of residual sugar set against 10.5 g/L of acidity. The finish is endlessly, deliciously tangy. (Medium)

Mein Winzer

Schätzel

Kai Schätzel zählt aktuell sicher zur Liga der interessantesten Winzer Rheinhessens. Seit einigen Jahren beobachte ich nun die Weine. Dabei kristallisiert sich mit jedem Jahrgang nach einer experimentellen Anfangszeit ein klarer Stil heraus. Kai Schätzel hat mittlerweile seinen eigenen Stil gefunden...