Schätzel: Riesling Fuchs 2021

Schätzel: Riesling Fuchs 2021

BIO

VDP

Zum Winzer

95–96+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2036
Verpackt in: 12er
9
frische Säure
exotisch & aromatisch
naturbelassen
3
Lobenberg: 95–96+/100
Parker: 93+/100
Galloni: 92–94/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Fuchs 2021

95–96+
/100

Lobenberg: Bei dem Riesling Fuchs handelt es sich um ein einzelnes Gewann innerhalb der Großen Lage Hipping, aus der Parzelle Fuchsloch. Ein ganz kleines Stück mit den ältesten Reben, die Kai Schätzel als Naturwein ausgebaut hat. Zu 100 Prozent spontan vergoren. Natürlich vom rotliegenden, eisenhaltigen Tonschiefer am Roten Hang. Alles biodynamische Handarbeit, teilweise Dichtpflanzung. Die Reben sind um die 40 Jahre alt. Die Ganztrauben werden mit den Füßen eingemaischt, dann bis zu eine Woche Maischestandzeit unter Trockeneis. Anschließend kommt der Most mit Dreck und Speck ins Stückfass und wird dort spontan vergoren. Ein 600 Liter-Fass, also circa 800 Flaschen. Dieser Naturwein hat nie Schwefel gesehen und liegt lange Zeit unter Florhefe im Fass. Er hat auch bis zur Abfüllung im Spätsommer 2024 keinen Schwefel sehen, lag also rund drei Jahre unter einer Florhefeschicht im Fass. Dann geht er so stabil wie er ist in die Flasche. Kai hat den Naturwein salonfähig gemacht, denn zwischenzeitlich wurden auch seine GGs aus dem Pettenthal und Hipping ungeschwefelt und unfiltriert abgefüllt, die es seit geraumer Zeit aber so gar nicht mehr gibt, sondern nur noch als Fuchs und Reh. Somit kann mittlerweile alles zu dieser Kategorie gezählt werden, was an Lagen-Weinen aus Kais Keller kommt, allerdings ohne offizielle Lagen-Bezeichnung, weil die Weine als Landwein Rhein gelabelt werden. Kai Schätzel meint, dass im ungeschwefelten Bereich die Unterschiede zwischen Pettenthal und Hipping viel eklatanter sind als im GG-Bereich. Die Nase widerspiegelt das lange Hefelager perfekt. Ein Wein wie ein Unikat von Peter Jakob Kühn, aber natürlich in einer völlig anderen Art Wein. Sanft, intensiv, fließend. Das Bouquet zeigt diese schöne reife Pfirsichfrucht, strahlt eine köstliche Saftigkeit aus. Blumig ist er, dazu grüne Olive, Olivenöl, leichter Sherry-Touch, auch Kombu-Alge. Das ist Hipping in einer ganz anderen Denkweise, frei von dem, was andere Winzer in dieser Lage sehen. Dennoch zeigt der Wein die typische Blumigkeit und tonschiefrige, mediterrane Würze des Weinbergs. Sehr salziger, würziger, kräuterfrischer Mund, der einen gewissen Umami-Charakter ausstrahlt. Das ist die Krönung seines bisherigen Weges in diese Richtung. Schätzel-Natur ist auf eigenwillige Weise genial – und eben gar nicht mal so schräg wie man vielleicht meinen würde.

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

93+
/100

Parker über: Riesling Fuchs

-- Parker: Sourced from the Fuchsloch lieu-dit of the Niersteiner Hipping, macerated for 48 hours and vinified in a 600-liter halbstück for 36 months, the cloudy amber/orange-colored 2021 Riesling Fuchs 'shows all the brutality of the vintage, especially if compared with the ultra charming 2020,' says Kai Schaetzel. The nose is deep, complex and elegant yet also charming and refined, revealing notes of stewed yellow fruits (mirabelles), brioche, mocha, flor, crushed rocks, iodine, flowers and herbs. Medium-bodied or rather light in its weight yet also intense in flavors and enormously saline on the palate, this is a textural, buoyant and powerful Hipping with a long and intense yet straight and finely tannic finish. It's still young and tight but complex and probably with remarkable aging potential. 11% stated alcohol. Diam 10 cork. Tasted in November 2024.

92–94
/100

Galloni über: Riesling Fuchs

-- Galloni: The 2021 Riesling Fuchs was picked in the Hipping parcel of Fuchsloch, thus the Landwein is called Fuchs. This was aged under flor in barrel on gross lees. It will be bottled once the new juice goes into the existing lees, which Schätzel likens to a sourdough starter. Gorgeous red apple ripeness blends in with soothing, yeasty creaminess. The palate is as apple-scented and yeasty as the nose but distinctly salty and serene, with that exquisite and clear acidity fully buffered yet undeniably a product of 2021. This is linear and mouthwatering. Driven and energetic yet soothing, it finishes with fresh apple juiciness. (Bone-dry)

Mein Winzer

Schätzel

Kai Schätzel zählt aktuell sicher zur Liga der interessantesten Winzer Rheinhessens. Seit einigen Jahren beobachte ich nun die Weine. Dabei kristallisiert sich mit jedem Jahrgang nach einer experimentellen Anfangszeit ein klarer Stil heraus. Kai Schätzel hat mittlerweile seinen eigenen Stil gefunden...

Riesling Fuchs 2021